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INRI

INRI

Titel: INRI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Linie.
    C. G. JUNG: Über die Beziehungen der Psychotherapie zur Seelsorge.
    Einsam…
    Ich bin einsam…
    »So, er ist also tot? Hat mir nie einen Penny geschickt, als er noch lebte. Hat mich nie besucht. Jetzt hinterläßt er dir ein Geschäft.«
    »Mami - es ist eine Buchhandlung. Vielleicht geht sie gar nicht gut.«
    »Ein Buchladen! Das ist typisch für ihn, nehme ich an. Ein Buchladen!«
    »Ich werde ihn verkaufen, wenn du willst, Mami - dir das Geld geben.«
    »Besten Dank!« sagte sie voll Ironie. »Nein, behalte du es! Vielleicht kommst du dann nicht mehr zu mir, um mich anzupumpen.«
    »Es ist komisch, daß sie nicht früher geschrieben haben«, sagte er.
    »Sie hätten uns zur Beerdigung einladen können.«
    »Wärst du hingegangen?«
    »Er war mein Mann, oder nicht? Dein Vater.«
    »Ich nehme an, sie brauchten eine Weile, bis sie herausfanden, wo wir wohnen.«
    »Wie viele Glogauers gibt es in London?«
    »Stimmt. Wenn ich jetzt darüber nachdenke - es ist doch merkwürdig, daß du nie etwas von ihm gehört hast.«
    »Warum hätte ich von ihm hören sollen? Er stand nicht im Telefonbuch. Wie hieß der Laden?«
    »Mandala Bookshop. Er ist in der Great Russel Street.«
    »Mandala. Was für ein Name ist das?«
    »Sie verkaufen Bücher über Mystizismus und solche Dinge.«
    »Na, ganz gewiß gehst du ihm nach, nicht? Ich habe immer gesagt, daß du ihm nachgehst.«
    Er bahnte sich einen Weg durch die Bücher seines Vaters. Der vordere Teil des Ladens war verhältnismäßig ordentlich; die Bücher standen in den Regalen, die den kleinen Raum fast ganz ausfüllten. Der hintere Raum war jedoch voll von schwankenden, bis an die Decke reichenden Bücherstapeln, die um den unaufgeräumten Schreibtisch aufgetürmt waren.
    Im Keller waren noch mehr Bücher, übereinandergestapelt, mit schmalen Gängen, die sich wie ein Irrgarten zwischen ihnen durchzogen.
    Er gab es auf, den Laden aufzuräumen.
    Am Ende ließ er die Bücher, wo sie waren, veränderte einiges im Hauptteil des Ladens, stellte einige seiner eigenen Möbel in den oberen Teil und fühlte sich dann eingerichtet. Was für einen Sinn hatte es, etwas zu verändern?
    Er stieß auf einige Privatdrucke von Gedichten unter dem Namen John Fry. Das fremde Mädchen, das im Laden arbeitete, sagte ihm, daß sie von seinem Vater seien. Er las einige. Sie waren nicht sehr gut, ziemlich überladen mit Symbolismus und Bildern, aber sie enthüllten eine Persönlichkeit, die so sehr seiner eigenen glich, daß er es nicht ertragen konnte, lange zu lesen.
    »Er war ein komischer alter Kauz«, sagte der dicke Kunde mit dem aufgeschwemmten Gesicht, der kam, um Bücher über schwarze Magie zu kaufen. »Ein bißchen verdreht in seiner Art, glaube ich. Wie ein böser alter Mann kam er mir vor. Immer schrie er Leute an. Die Streitereien, die man aus den hinteren Räumen hören konnte! Kannten Sie ihn?«
    »Nicht besonders gut«, sagte Glogauer. »Hau ab, altes Arschloch!«
    Es war seine erste mutige Tat, soweit er sich erinnerte. Er grinste, als der Mann sich schimpfend aus dem Laden trollte.
    Seine ersten Monate als Besitzer des Ladens gaben ihm das Gefühl, jemand zu sein. Aber als die Rechnungen hereinkamen und er mit schwierigen Kunden umgehen mußte, verging ihm das Gefühl allmählich.
    Er erwachte in der Höhle und sagte laut: »Ich habe kein Recht, hier zu sein. Meine Existenz hier ist eine Unmöglichkeit. Es gibt so etwas wie eine Reise durch die Zeit gar nicht.«
    Es gelang ihm nicht, sich selbst zu überzeugen. Sein Schlaf war unruhig gewesen, von Träumen und Erinnerungen unterbrochen. Er wußte nicht einmal sicher, ob die Erinnerungen exakt waren. Hatte er wirklich einmal anderswo existiert, in einer anderen Zeit?
    Er stand auf, band sich sein leinenes Lendentuch um und ging zum Eingang der Höhle.
    Der Morgenhimmel war grau, die Sonne war noch nicht aufgegangen. Die Erde unter seinen bloßen Füßen war kalt, als er zum Fluß ging.
    Er erreichte den Fluß und bückte sich, um sich das Gesicht zu waschen, wobei er sein Spiegelbild in dem dunklen Wasser sah. Sein Haar war lang, schwarz und verfilzt, sein Bart bedeckte den ganzen unteren Teil seines Gesichts, und sein Blick war leicht irre. Er unterschied sich durch nichts von den anderen Essenern außer durch seine Gedanken. Und die Gedanken vieler Essener waren merkwürdig genug. Waren Sie verrückter als sein Glaube, daß er ein Besucher aus einem anderen Jahrhundert sei?
    Er schüttelte sich, als er sich kaltes Wasser

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