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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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Furche, der zweite Schuss durchschlug seinen Oberarm, gleichzeitig hieb ihm Mary den Gewehrkolben auf den Kopf. Ron schrie auf, fiel um, blieb reglos liegen. Henrietta und Susi stürzten beide gleichzeitig an seine Seite.
    »Ihr Schweine, was hat er euch denn getan, er ist euer Doktor!«, schrie Susi tränenüberströmt und warf sich neben Ron in den Matsch auf die Knie, ihre Tränen tropften auf sein blutendes Bein. Sie versuchte, sie wegzuziehen. »Lass mich, Susi, sonst fällst du mir auch noch um, das können wir jetzt nicht gebrauchen.« Doch Susi schob sie weg, Vorsichtig nahm sie Ron die Hände vom Gesicht. »Ganz ruhig«, murmelte sie, »ganz ruhig, Ron.« Das Blut aus der Kopfwunde lief über ihre Hände. »Das sprudelt ja wie aus einem Springbrunnen«, murmelte sie, »wo ist dein Arztkoffer - verdammt, wie heißt das auf Englisch, Henrietta? Ich brauche seinen Arztkoffer!«
    Sie übersetzte, von dieser ganz neuen Susi in Verwirrung gebracht. »Sie hat ihn!« Ron blinzelte benommen und meinte offensichtlich Mary.
    Sie drehte sich zu Mary um. »Wo ist der Koffer des Doktors? Ich brauche ihn, schnell!« Ihr Ton war scharf.
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    »Du hast hier nichts zu befehlen, weißer Abfall«, fauchte Mary und hob den Sjambok.
    Henriettas Beherrschung war vorbei. »Hol mir sofort diesen Koffer, sonst bring ich dich um!« Sie war um einiges größer als Mary, stand unmittelbar vor ihr, den Arm zum Schlag erhoben. Ihre Blicke verhakten sich. »Hast du gehört, du Hexe?« Einer plötzlichen Eingebung folgend, hob sie beschwörend beide Hände, und in ihrer Not fand sie die Worte in Zulu. »Ich werde dich sonst verfluchen, auf dass deine Schatten dir den Rücken kehren werden und du allein sein wirst in dieser Welt, auf dass du einen langsamen, furchtbaren Tod sterben wirst, schlimmer als ein Tier in der Falle«, zischte sie, und Mary wich zurück. Ha, triumphierte Henrietta innerlich, völlig hast du deine Wurzeln also nicht vergessen!
    Mary bellte ein paar Anweisungen, und kurz darauf erschien ihr Leibwächter mit einem verdreckten schwarzen Koffer. Henrietta nahm ihn. »Sag mir, was du brauchst, Susi, ich helfe dir.« »Hilf mir, Ron in die Hütte zu bringen, hier ertrinken wir ja!« Rons Gesicht wurde aschgrau, die Muskeln an seinem Hals traten wie dicke Stricke hervor, als die beiden Frauen ihn so gut es ging durch den niedrigen Hütteneingang bugsierten.
    Als er in der Hütte lag, säuberte und vernähte Susi seine Wunden. »Hab ich in der Pathologie gelernt«, lächelte sie, als sie den letzten Faden zu einem Knoten schürzte, »nur wundere ich mich, warum ich nicht schon längst umgefallen bin.« Mit einer schüchternen Geste legte sie ihre Hand an Rons Wange.
    Nachdenklich und verwundert beobachtete sie, mit welcher Ruhe und Umsicht Susi handelte. Nur eine Reaktion unter extremen Umständen? Oder eine bisher verborgene Seite ihrer sehr entfernten Cousine, die einer kompetenten jungen Frau, auf die man in Notfällen zählen konnte?
    »Mei, mei«, spottete Isabella halbherzig, »das sind ja ganz neue Seiten in unserem Sensibelchen.«
    »Halt die Klappe, Isabella«, gaben Susi und Henrietta im Chor zurück.
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    »Bist du Ärztin?«, stöhnte Ron.
    Susi schüttelte den Kopf. »Ich hab mal Medizin studiert, aber ich bin nie weiter als bis zur Pathologie gekommen. Ich kann nämlich kein Blut sehen, ich bin immer gleich umgekippt, meist auf die aufgeschnittenen Leichen.« Sie tupfte das Blut von seiner Wange. »Was hast du eigentlich zu Maiy gesagt, Henrietta, dass sie den Koffer rausgerückt hat?«
    »Ich habe ihr mit dem Fluch gedroht, dass ihre Schatten sie für immer verlassen sollen. Für die Zulus sind ihre Vorfahren ständig bei ihnen, wachen über ihr Wohlergehen. Sie nennen sie ihre Schatten, und wenn diese sie verlassen, heißt das, dass sie Ausgestoßene sind, nirgendwo Unterschlupf finden. Ein Zulu wäre lieber tot, als ohne seine Schatten leben zu müssen.
    Mary hat offensichtlich ihre Wurzeln noch nicht gänzlich verloren, sonst würde ein solcher Fluch sie kalt lassen. Es macht sie für mich kalkulierbarer - und manipulierbarer.«
    Der Kuhhautvorhang wurde zurückgeschlagen, Mary erschien. »Du da, komm mit!«
    Sie deutete auf Susi. »Was will sie?« Susis Stimme war ängstlich.
    »Du sollst mitgehen, nimm Rons Koffer mit«, antwortete Henrietta. »Ich werde mit ihr kommen«, informierte sie die Schwarze energisch, »sie kann kaum Englisch.«
    Mary nickte und führte sie in die größte der Hütten. Der alte

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