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Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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umzubringen!«
    Der Kerl? Für Sekunden wusste sie nicht, wen Tita meinte, doch dann traf es sie wie ein Blitz. Der Kerl! Hendrik du Toit! Der Kerl, der es 1968 zusammen mit Cousine Carla und ihrem Mann Benedict fertig gebracht hatte, sie und lan und ihre kleinen Zwillinge, Julia und Jan, aus dem Land zu jagen.
    »Hendrik du Toit? Seine Schwester ... Valerie, die Frau vom Generalstaatsanwalt Dr. Krüger?« In ein Hotel hatten diese Frau und ihr Bruder ihr Haus verwandeln wollen, Bäume fällen, Büsche roden, das Land einebnen. Ihr Land. »Genau die!«, triumphierte Tita.
    Sie vernahm Straßengeräusche im Hintergrund. »Von wo rufst du an? - Zu Hause?«
    »Aus einer Telefonzelle. Hier hat sich noch nichts geändert. Abgehört wird immer noch.«
    Ach so, ja, richtig. Sie blickte hinaus auf die friedliche Schneelandschaft, die, jungfräulich weiß, mit dem perlmuttschimmernden Mor-41
    gennebel verschmolz. Kein Lüftchen rührte sich, es war absolut still, so still, wie es nur bei tiefem Schnee ist. Einen Lidschlag lang konnte sie sich Afrika nicht mehr vorstellen. »Routinemäßig?«
    »Ach, du weißt doch, dass Neu jeden Stein umdreht, den Dreck darunter ans Licht zerrt und dann mit Genuss darin herumwühlt. Die hören bei allen Journalisten das Telefon ab.« Ach so, ja. Richtig!
    »Die beiden haben sich gestritten«, sprudelte Tita weiter, »um Geld natürlich.
    Angeblich wollte Valerie ihn aus der Firma werfen, die ihnen gemeinsam gehört, in der sie aber die meisten Anteile hält. Da hat du Tbit die Pistole seines Schwagers unter dessen Kopfkissen herausgefischt und Valerie abgeknallt. Jetzt liegt sie im Koma, und Dr. Kruger ist fast wahnsinnig vor Sorge. Du weißt, er liebt sie abgöttisch. Er rauscht jeden Tag mit seiner Limousine und einem Schwärm von Bodyguards ins Krankenhaus und treibt die Ärzte zur Verzweiflung.
    Du Toit ist verschwunden, und Dr. Kruger lässt die Polizei das Land nach ihm abgrasen. Wenn er ihn erwischt hat, wird er ihn ins tiefste Verließ stecken und den Schlüssel wegwerfen, da kannst du sicher sein. Falls du Toit seine Verhaftung lebend übersteht, was ich bezweifle. Krugers Staatsanwälte haben seine gesamten Machenschaften aufgerollt, und dabei kam auch euer Fall zum Vorschein.« Dramatische Pause. »Er ist aufgeplatzt wie eine Eiterbeule, der ganze Dreck ist rausgespritzt, ein guter Teil davon über deine Cousine Carla.
    Wie ich ihr das gönne! Sie ist übrigens auch verschwunden, und Benedict schwimmt in Gin.« Sie lachte aufgeregt. »Als Neu mir das alles erzählte, hab ich sofort Daddys Anwälte hingejagt...«
    Henriette wurde von einem hysterischen Lachanfall geschüttelt. Der legendäre Daddy Julius Kappenhofer war also immer noch zuständig für Wunder. Wann immer Tita ein Problem hatte, egal welches oder zu welcher Tages- oder Nachtzeit, rief sie einfach Daddy an, und das Problem war gelöst. »Entschuldige, Tita«, japste sie, »und was passiert nun?«
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    »Ihr werdet einen wunderschönen offiziellen Brief mit einer Masse von beeindruckenden Siegern und Stempeln bekommen, und er wird von Dr. Kruger unterschrieben sein, und dann dürft ihr wieder kommen!«
    »Tita, glaubst du ehrlich, dass die Kwa Mashu vergessen? Oder Cuba Mkize? Doch nicht BOSS!«
    Kwa Mashu! Eine verzauberte Nacht, mitten in der Schwarzensied-lung bei Durban, eine Nacht voller Musik und Gefühle. Eine Nacht, in der sie ihren frühesten Erinnerungen ihrer ersten Lebensjahre auf die Spur gekommen war.
    Eine unschuldige Nacht, aber genug, um BOSS auf ihre und lans Fährte zu setzen.
    »Ach, Daddy meint, Dr. Kruger schuldet ihm noch einen kleinen Gefallen.«
    Sie schwieg. Einen kleinen Gefallen. Das klang so harmlos. Dr. Kruger besaß den Jagdinstinkt eines hungrigen Hais. Nur wenige entkamen seinen Häschern, und er setzte so gut wie immer das geforderte Strafmaß durch. Verbannung.
    Lebenslang. Hängen. Um ihn von einer derartigen Spur abzubringen, musste Julius Kappenhofer ihm eine Keule über den Kopf geschlagen - oder einen saftigeren Köder hingeworfen haben. »Einen kleinen Gefallen? Wie die Mafia?
    Ich erweise dir einen, du bist in meiner Schuld, bis ich sie einfordere?«
    Sekundenlang war nur das Rauschen der unterseeischen Leitung zu hören.
    »Einen kleinen Gefallen, Henrietta, liebe Freundin, glaube mir, es ist alles in Ordnung.« Titas Stimme war fest.
    »Alles in Ordnung, alles in Ordnung«, hallte es in ihr nach. Für einen Augenblick stand die Zeit still, verlor sie jede Beziehung zur

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