Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)
der Früh haben wir noch darüber gesprochen. Ich wollte gerade zur Biberberg-Eier-Rallye, als ich Florian wütend aus Hollwegs Haus kommen sah. Er hat mich ein Stück begleitet, um sich wieder zu beruhigen. Hollweg hatte ihm wieder mal ein Zwischenzeugnis verweigert.«
»Florian hat ein Recht auf ein Zeugnis, Hollweg hätte sich gar nicht weigern dürfen.«
»Als ob den je interessiert hätte, was er darf und was nicht. Der findet immer ein Schlupfloch, das können Ihnen die meisten meiner Kollegen bestätigen. Und seit Bornwassers Tod wurde er immer schlimmer. Wir hätten sonst was getan, um ihn loszuwerden.« Sie stockte und wurde rot. »Äh … ich meine das natürlich nicht so, wie es … jetzt passiert ist.«
»Sehen Sie? Sehen Sie? Ich habe immer gesagt, dass Hollweg nicht geeignet ist, die Firma zu leiten! Aber auf mich hört ja niemand!«, ereiferte sich Bartels prompt.
Auf dich hört niemand, weil du eine Nervensäge bist und dich ständig beschwerst, dachte Pippa. Mich wundert allerdings, dass Florian und Teile der Belegschaft offensichtlich deiner Meinung sind und Christabel dennoch an Hollweg verkaufen wollte.
Beinahe erleichtert sah Pippa die beiden Kommissare vom Fabrikgelände auf die Ade-Bar zukommen.
Seeger und Hartung wirkten erschöpft, als sie das Café betraten. Pippa taten die beiden leid, als sie daran dachte, wie viel anstrengende Arbeit vor ihnen lag.
»Wo sind die anderen?«, fragte Seeger knapp. Auf Pippas Fingerzeig hin ging er zur Schwingtür, um alle ins Café zu bitten.
»Frau Wisswedel, Sie kommen bitte gleich mit«, sagte Seeger. »Alle anderen bitte ich um eine detaillierte Aufstellung Ihrer sämtlichen Aktivitäten während der letzten beiden Tage, und das heute noch. Sie können Ihre Niederschrift entweder bei einem unserer Beamten oder bei Frau Bolle abgeben.«
»So weit kommt es noch«, murmelte Bartels, wobei er offenließ, was genau er an der Bitte Seegers unzumutbar fand.
Stört ihn, dass er alles aufschreiben soll, dachte Pippa, oder will er die Auflistung nicht mir oder einem untergeordneten Beamten anvertrauen?
Bartels zog eine Visitenkarte aus der Brusttasche, stand auf und marschierte zu den beiden Kommissaren. Seeger machte eine Kopfbewegung in Richtung Hartung, der Bartels die Karte abnahm.
»Ich darf davon ausgehen, dass unsere ursprüngliche Verabredung heute um elf Uhr ausfällt?«, fragte Bartels.
Paul-Friedrich Seeger nickte. »Dürfen Sie.«
»Dann rufen Sie mich an, und wir machen einen neuen Termin. Dabei können wir gern besprechen, wie ich die letzten beiden Tage verbracht habe.« Bartels drehte sich auf dem Absatz um und verließ das Café.
Hartung wollte ihn aufhalten, aber Seeger schüttelte den Kopf.
»Wir haben uns ja am Sonntagmittag gesehen«, erinnerte Pippa Seeger. »Seither habe ich jede Minute mit Frau Gerstenknecht verbracht – bis auf die Schlafenszeiten natürlich. Während ich die Radtour unternahm, war Julius Leneke bei Frau Gerstenknecht zum Essen. Nachdem er das Haus verlassen hatte, legte sie sich auf das Sofa im Wohnzimmer, um auszuruhen, und ist fest eingeschlafen. Ich habe sie geweckt, als ich ins Gutshaus zurückkehrte.«
Hartung wurde aufmerksam und wandte sich an Christabel. »Aha, deshalb haben Sie nicht gesehen und gehört, wer den Drohbrief an der Terrassentür hinterlassen hat.«
Christabel zog die Augenbrauen hoch. »Drohbrief?«
Pippa fiel erst jetzt auf, dass sie vollkommen vergessen hatte, Christabel von diesem besonderen Überraschungsei zu erzählen, und erklärte rasch, was es damit auf sich hatte.
Christabel reagierte unerwartet gelassen. »Kommissar Seeger, während Sie Hollwegs Tod klären, werde ich herausfinden, wer diesen unsäglichen Brief an Frau Bolle geschrieben hat. Und dann gnade demjenigen Gott!«
»Und wie wollen Sie das anstellen?«, fragte Hartung weit weniger herablassend als sonst, aber mit leichtem Zweifel in der Stimme.
»Lassen Sie das ruhig meine Sorge sein, junger Mann. Ich habe da wirksame Mittel und Wege.«
»Darauf wette ich«, murmelte Seeger. Dann sah er Pippa an. »Wir haben heute Mittag eine Verabredung. Sie wissen, wo.«
Sicher, dass er von ihrem geheimen Treffpunkt bei der Vogelbeobachtungsstation sprach, erwiderte sie: »Gleiche Zeit, gleicher Ort. Ich werde dort sein.«
»Und das ist wo, wenn ich fragen darf? Nur damit ich nicht zu spät komme.« Brusche grinste.
Seeger schüttelte den Kopf. »Sie haben keine Zeit, Sie haben einiges zu recherchieren. Ich lese dann
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