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Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Titel: Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller
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Christabel entschieden, weil ich zu ihr gehören wollte und weil ich ihr zutiefst dankbar bin. Genau wie Julius habe ich aber meinen ursprünglichen Namen angenommen.« Sie blickte nachdenklich in den Garten hinaus zu Julius und Lucie, die sichtlich und hörbar Spaß miteinander hatten. »Einen Namen kann man ablegen, so wie die Schlange ihre alte Haut abstreift, die Gefühle und Erinnerungen bleiben leider für immer. Wir alle haben Macken aus unserer Geschichte davongetragen, aber bei jedem von uns äußern sie sich unterschiedlich: Jeder von uns suchte in etwas anderem Halt. Julius hat lange geglaubt, dass der Alkohol ihm hilft. Bei mir ist es die Sucht nach Liebe und Zuwendung.«
    Sie bemerkte Pippas Erstaunen und lächelte. »So viel Selbstreflexion hättest du mir nicht zugetraut, richtig?«
    Pippa fühlte sich ertappt und setzte zu einer Entschuldigung an, aber Mandy fuhr fort: »Natürlich weiß ich, warum ich so bin, wie ich bin. Es stimmt, ich hatte schon viele Männer. Wer lange einsam ist, der braucht Zuneigung und Bestätigung wie das tägliche Brot. Aber Christabel hält meine Geltungs- und Gefallsucht für einen großen Vorzug. Aus diesem Grund traut sie mir nicht nur ihre Nachfolge in der Dorfpolitik, sondern sogar eine Karriere auf internationalem Parkett zu – stell dir das mal vor!«
    Sie lachte fröhlich, und Pippa ließ sich davon anstecken.
    »Macken sind doch ganz sympathisch«, sagte Pippa, »denk nur an Professor Meissner, der die Liebe zu seinen gefiederten Freunden zum Beruf gemacht hat. Oder Herr X, der seine Kreativität nicht in wechselnden Motiven, sondern in höchst variantenreicher Gestaltung eines einzigen Motivs austobt.«
    »Bei manchen ist es auch besonders unkonventionelle Kleidung …« Mandy sah Pippa bedeutungsvoll an und grinste. »Aber das ist genau, was ich meine. Jeder von uns hat sich irgendetwas gesucht. Spleen, Obsession, Macke … nenn es, wie du willst.«
    In Pippas Kopf ratterte es. Deshalb hatte Mandy den Professor und Herrn X schon bei ihrem letzten Gespräch erwähnt – und dort fand sich auch der Grund für Hildas tiefe Freundschaft zu Christabel: Die Cafébesitzerin hatte ihren Neffen wiedergefunden.
    »Professor Meissner und Herr X sind also auch …«, begann Pippa.
    »… aus unserem erlauchten Kreis«, vervollständigte Mandy.
    Pippa dachte an ihr Gespräch mit dem alten Heinrich und überlegte laut: »Während Christabels Zeit als Hebamme sind angeblich vier Kinder verstorben. Das waren also du, Severin junior, Professor Meissner und Herr X? Und Julius wurde gleich ins Heim gebracht?«
    »Nein«, sagte Mandy ernst. »Insgesamt waren es neun Kinder. Sie wurden in Heime gesteckt oder an Leute gegeben, die den Preis für uns … bezahlen konnten.«
    » Bezahlen ?« Pippa schluckte. »Die Kinder wurden verkauft ?«
    »In unserem speziellen Fall, ja. Das war nicht die Regel. Aber die Drahtzieher hinter unseren Adoptionen waren völlig skrupellos. Es reichte ihnen nicht, aufsässige Bürger durch Kindesentzug zu bestrafen – sie haben sich zusätzlich daran bereichert. Sie verhielten sich wie Zecken auf dem Wirtstier, indem sie ein gnadenloses System zu ihren finanziellen Gunsten perfektionierten. Das Schlimmste ist: Sie wurden bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen.«
    Pippa wagte kaum zu atmen, denn Mandy wirkte durch die Erinnerung an ihren Leidensweg tief bedrückt. Als es klingelte, ging Pippa zur Tür und erschrak, als sie Maik Wegner sah.
    »Um Gottes willen – ist etwas mit Christabel?«
    Er schüttelte den Kopf, und sie verstand plötzlich, warum er gekommen war, und auch, was es mit seiner Dankbarkeit und Loyalität Christabel gegenüber auf sich hatte, die Gabriele Pallkötter so störte.
    »Sie sind auch von Christabel adoptiert«, sagte sie, als sie im Wohnzimmer waren.
    »Nein, das nicht«, erwiderte Wegner und setzte sich neben Mandy, »aber sie hat meine leiblichen Eltern gefunden und mich mit ihnen zusammengebracht. Als Christabel mir anbot, mich als Betriebsarzt bei 3L einzustellen und mir die Praxis einzurichten, habe ich sofort zugestimmt, denn ich fühle mich durch sie dem Storchendreieck verbunden.«
    »Ich verstehe, dass Christabel sich verantwortlich fühlt, obwohl sie schuldlos ist«, sagte Pippa, »und dass sie so etwas wie Wiedergutmachung leisten will. Und Gott sei Dank hat sie nicht nur ein großes Herz, sondern auch die dazu passenden finanziellen Möglichkeiten. Aber wünscht ihr euch nicht trotzdem weit weg von diesem Ort, wo

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