Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)
habe nicht nur einen Wahlkampf zu planen, sondern auch eine Strategie zu entwickeln, wie wir Mandy und Lucie aus den Klauen der Biberbergs befreien können.«
Heinrich verabschiedete sich, und Pippa begleitete den Treppenlift mit Christabel bis in den ersten Stock, um sich Mütze und Schal zu holen.
»Woher wussten Sie von Florians Plänen?«
Christabel seufzte. »Der Junge machte keine Anstalten, sich für eine Stelle bei Lüttmanns Lütte Lüd zu bewerben.«
»Warum hätte er das tun sollen?«, fragte Pippa erstaunt. »War ihm der Arbeitsplatz nicht sowieso sicher?«
»Die Bewerbung wäre eine Formsache, aber ich wollte dennoch eine eindeutige Absichtserklärung, ob er bei uns bleiben will. Also bat ich Heinrich darum herauszufinden, was Florian nach der Lehre plant.« Die alte Dame grinste. »Und wo Kameras und Mikrophone versagen, gibt es immer einen Menschen, der den Mund nicht halten kann. In diesem Fall hieß er Timo Albrecht.«
Unten pfiff Pippa nach den Hunden, die sich nicht zweimal bitten ließen, wenn es um einen Spaziergang ging. Sie verließ das Grundstück durch das rückwärtige Gartentor, um quer über die Wiese und am Storchenkrug vorbei zum Vogelbeobachtungsstand zu marschieren. Das war der schnellste Weg. Die Temperaturen lagen knapp über null Grad, aber die feuchte Kälte kroch ihr schnell in die Glieder. Leichter Nebel schwebte über der Landschaft und ließ ihre Kleidung bereits nach ein paar Metern klamm werden. Immer wieder liefen die Hunde ein Stück voraus. Dann blieben sie hechelnd stehen und warteten, bis Pippa zu ihnen aufschloss, damit sie weiterflitzen konnten. Ab und zu sank Pippa mit den Schuhen in matschiger Erde ein, denn die feuchte Wiese gab bei jedem Schritt nach.
Sie zog sich die Filzmütze tiefer über die Ohren und vergrub die Hände in den Taschen ihres neongrünen Filzmantels, während sie unverdrossen weiterstapfte. Auch die Anstrengung des Laufens über morastigen Boden konnte die Kälte nicht vertreiben. Wenigstens war es nicht mehr weit bis zu ihrem Ziel.
Allmählich sollte ich mir Kleidung zulegen, die nicht nur für einen Winter in Florenz geeignet ist, sondern auch für einen feuchtkalten April in nördlicheren Breitengraden, dachte sie grimmig. So eine ordentliche Wachsjacke mit heraustrennbarem Kuschelfutter wie die von Seeger, die wäre …
»Also was mich nicht betrifft oder kümmert, sehe ich prinzipiell nicht. Jeder sollte auf sich selbst aufpassen!«
Pippa blieb verblüfft stehen, und auch die Hunde lauschten in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Mandys Stimme, das war Pippa sofort klar.
»Sonst kehrt hier doch auch jeder vor seiner eigenen Tür! Ich finde, dabei sollte es auch bleiben, Kommissar Seeger!«, fuhr Mandy fort.
Wie kann Mandy jetzt bei Seeger in der Hütte sein? Wann hat sie mich überholt?, dachte Pippa. Jeder andere Weg ist länger als der, den ich gerade genommen habe! Und ich war doch bloß fünf Minuten im Gutshaus … Warum spricht sie eigentlich so laut? Seeger würde doch nicht wollen, dass jeder, der zufällig vorbeikommt, mithören kann.
Pippa beschlich ein fürchterlicher Verdacht. Sie schluckte.
»Das ist nicht Mandy – das ist Seegers Diktiergerät! Er will auf sich aufmerksam machen!«, rief Pippa. »Los, Jungs! Sucht!«
Die Hunde stoben los, und auch Pippa begann zu rennen. Sie blickte sich um, sah aber weit und breit keine Menschenseele. Unayok kam ihr entgegen und forderte sie bellend auf, ihm zu folgen. Die beiden anderen Hunde waren bereits im Vogelbeobachtungshaus verschwunden. Keuchend und mit brennender Lunge erreichte auch Pippa die Beobachtungsstation und stürzte hinein.
Kommissar Seeger lag am Boden und blutete aus einer Kopfwunde. Rechts und links von ihm hatten sich Tuktu und Tuwawi eng an ihn geschmiegt, als wollten sie ihn wärmen. Der Kommissar war bewusstlos, neben seiner ausgestreckten Hand sah Pippa sein Diktiergerät, das noch immer Mandys Stimme abspielte.
»Verdammt! Verdammt!«, rief Pippa.
Zitternd vor Aufregung stoppte sie das Gerät, und Stille breitete sich aus. Ihre Gedanken rasten.
»Was muss ich tun? Was kann ich tun?«, murmelte sie. »Ruhig, bleib ruhig, denk nach.«
Sie zog die Hunde von Seeger weg und kniete sich neben ihn. Damit sie als Haushüterin auf alle Eventualitäten vorbereitet war, hatte Freddy ihr erst vor kurzem alle seine Erste-Hilfe-Tricks gezeigt. Als Wasserschutzpolizist wusste er genau, was zu tun war, wenn man eine bewusstlose Person aus der Havel
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