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Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Titel: Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller
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seiner Mühle, und seine hängenden Schultern zeigten, wie unglücklich er mit der Entwicklung dieses Gesprächs war.
    Christabel sah ihn liebevoll an und erzählte dann: »Severin senior war damals schon mit Heinrich und mir befreundet. Unnötig zu sagen, dass seiner Frau diese Freundschaft ein Dorn im Auge war. Er gestand uns, er wolle sich endlich von Eva scheiden lassen, und bat um unsere Hilfe. Ihre Intrigen und schmutzigen Spielchen widerten ihn an. Als er herausfand, dass sie eine treibende Kraft hinter den Zwangsadoptionen gewesen war und dass sie sich obendrein daran bereichert hatte, wollte er ein letztes Mal mit ihr reden. Sie sollte uns sagen, welche Kinder wohin vermittelt worden waren.«
    Heinrich wandte sich zu ihnen um. »Besonders für mich war das wichtig. Ich hoffte zu erfahren, wohin man meinen Peter gebracht hatte. Deshalb haben wir Severin zur Mühle begleitet.«
    »Eva traf sich dort häufig mit ihrem Liebhaber«, warf Christabel ein. »Aber diesmal war sie allein – und hat uns ausgelacht.«
    Klar, dachte Pippa, Frau Lüttmann brauchte einen eigenen Platz für heimliche Treffen. Der Storchenkrug war ja durch Severins Schäferstündchen belegt. Und so etwas nennt sich gute alte Zeit.
    »Wie hat Eva Lüttmann darauf reagiert, dass sich ihr Mann von ihr trennen wollte?«, fragte Hartung, der von seinem Platz am Schaltpult aus aufmerksam zugehört hatte.
    »Sie drohte ihm massiv«, erwiderte Heinrich bitter. »Ich erinnere mich an jedes ihrer Worte: › Du bist so ein erbärmlicher Wicht! Wie, glaubst du, hast du deine Firma all die Jahre hindurch halten können?‹ , höhnte sie. › Doch nur durch mich und das Geld aus dem, was du so obermoralisch ›Kinderhandel‹ nennst. Weil ich die Fäden gezogen, die richtigen Verbindungen geknüpft habe. Selbst wenn du keine Ahnung hattest: Du hast ebenso profitiert wie ich. Und ich werde gerne erzählen, dass du nicht nur alles wusstest, sondern sogar Unterstützer warst! Du hast Severin direkt vom Mutterleib weg adoptiert und das Geld von anderen Adoptionen in deine Firma gesteckt. Man wird mir glauben. Aus dieser Sache werden dich auch deine herzallerliebsten Freunde nicht herauspauken können .‹«
    »An der Stelle schickten Severin und ich Heinrich hinaus und schlossen die Tür«, erzählte Christabel weiter. »Wir hatten Angst, dass er vor Wut und Verzweiflung durchdreht. Und tatsächlich schaffte Eva es, noch eins draufzusetzen: Sie drohte Severin, ihm seinen geliebten Junior wegzunehmen.«
    »Ich stand vor der Mühle und sah zu, wie sich die Windmühlenflügel mit stoischer Ruhe drehten, drehten und drehten … während drinnen Seelen zermahlen wurden«, sagte Heinrich leise. »Es war schrecklich. Ich konnte Severin verzweifelt schreien hören: Du liebst ihn doch gar nicht! Du liebst meinen Sohn nicht! «
    Eine Zeitlang schwiegen alle. Die beiden alten Menschen litten sichtlich unter der Wucht der Erinnerungen, und sowohl Pippa als auch Hartung wollten ihnen Zeit lassen, sich wieder zu sammeln.
    »Was geschah dann?«, fragte Hartung schließlich.
    Christabel atmete tief durch. »Eva blieb eiskalt. Sie zuckte nur mit den Schultern und sagte: › Na und? Dich liebe ich auch nicht und lebe dennoch schon seit Ewigkeiten mit dir zusammen. Ich mache alles, solange ich es will und es mir nützt. Und wenn ich es nicht mehr will, dann beende ich es. Nicht du.‹ « Sie machte eine Pause und strich gedankenverloren ihre Handschuhe glatt, dann fasste sie sich wieder. »Severin war außer sich vor Angst und Wut. › Nein, das tust du nicht!‹ , schrie er. › Du nimmst mir meinen Sohn nicht weg! Ich habe das bei Julius zugelassen! Noch mal passiert das nicht!‹ Dann stürzte er sich auf sie. Er berührte sie kaum, aber sie wollte ausweichen und stolperte dabei. Unter anderen Umständen hätte sie nichts als einen blauen Fleck davongetragen, es wäre nichts weiter passiert, aber …«
    Nach einem Moment des Schweigens fragte Pippa: »Aber …?«
    »Alles ging ganz schnell. Ihr langer Schal verfing sich in der Mühlenmechanik. Ich griff sofort nach dem Seil, mit dem die Zahnräder arretiert werden konnten, aber ich hatte nicht genug Kraft, sie zu stoppen. Riesige Räder, fünfzehn, sechzehn Umdrehungen in der Minute, bei siebzig Stundenkilometern – wie hätte ich die anhalten können? Das Seil raste wie ein Blitz durch meine Handflächen … Es fühlte sich an wie glühender Stahl.«
    Vorsichtig zupfte sie die Handschuhe von ihren Fingern und zog sie aus.

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