Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)
Geschäfte getätigt und ein paar schöne Sümmchen verdient. Daran ist nichts Verbotenes! Keiner von uns hatte Familie, und deshalb haben wir uns gegenseitig als Erben eingesetzt. Wir waren alle zufrieden, besonders als Waltraut für kleines Geld auch noch den Storchenkrug für uns ersteigerte. Obendrein wollte Frau Gerstenknecht sich mit Bornwasser treffen, um die Schulden des Wirts auszugleichen. Das war ein Grund zum Feiern! Also haben wir uns am Abend davor im Storchenkrug getroffen und alle etwas zu tief ins Glas geschaut. Das Getränkeangebot im Keller war einfach zu verlockend.«
Julius Leneke schnaubte. »Aber sich über anderer Leute Alkoholproblem mokieren …«
»Wieder ein Beweis dafür, dass Frau Gerstenknecht mit ihrer Prohibition gar nicht so falschlag«, bemerkte Maik Wegner.
»Was redet ihr da unten?«, fragte Gabriele Pallkötter misstrauisch, die kein Wort verstanden hatte.
»Nicht ablenken lassen, Frau Pallkötter«, rief Hartung. »Wir sind noch nicht fertig!«
Wütend über ihre Ohnmacht in dieser Situation, schlug die Frau mit der Handtasche auf den Rand des Nestes, dann erzählte sie weiter: »Zu fortgeschrittener Stunde hat Maximilian geprahlt, dass sich die alte Gerstenknecht zwar für eine ganz Schlaue hält, aber in Wirklichkeit er sie in der Hand hat, denn er wäre auf einem guten Weg, ganz billig an Lüttmanns Lütte Lüd zu kommen. Und das sogar unter unfreiwilliger Mitwirkung von Melitta, Florian und Severin junior, die sie alle so heiß liebte. Natürlich waren wir neugierig, wie er das anstellen wollte.«
»Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie ihr die Köpfe zusammengesteckt und gegeifert habt«, murmelte Christabel grimmig. »Den armen Florian zu erpressen und für eure Zwecke zu missbrauchen – ekelhaft.«
»Und? Wie wollte Hollweg das anstellen?«, rief Hartung.
Gabriele Pallkötter lachte höhnisch auf. »Er hatte seiner Chefin vor Jahren die rührende Geschichte aufgetischt, er sei der Vater eines verschwundenen zwangsadoptierten Kindes, und die hat ihm diesen Schmu geglaubt! In Wirklichkeit war er nur an die Betriebsleiterposition gekommen, weil er Lüttmann senior jahrelang erpresst hatte!«
Christabel stieß einen erstickten Schrei aus und taumelte. Rasch griffen Heinrich und Florian zu, um sie zu stützen.
»Hollweg wurde niemals ein Kind weggenommen!«, keifte Gabriele Pallkötter triumphierend. »Niemals! Er hat sie gestohlen! Er hat die Kinder ihren Eltern entrissen!«
»Die graue Eminenz«, presste Heinrich zwischen den Zähnen hervor, »meine Ahnung hat mich nicht getrogen. Hollweg war der Kopf der Gruppe, Christabel. Ich habe es dir immer gesagt.«
»Ich habe Hollweg akzeptiert und ihm mein Vertrauen geschenkt«, sagte Christabel gequält, »Severin zuliebe. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er ihn als Betriebsleiter eingestellt hätte, wenn er nicht vertrauenswürdig wäre. Deshalb habe ich mir auch nichts dabei gedacht, ihm zu verraten, dass Florian Severins leiblicher Sohn ist. Was für ein Fehler.«
Gabriele Pallkötter hatte Christabels Worte verstanden, denn die Zuschauer waren mucksmäuschenstill, um auch nicht die kleinste Enthüllung zu verpassen. »Ihr sauberer Severin hatte allen Grund zu tun, was Hollweg verlangte! Maximilian wusste nämlich über die Vorgänge in der Mühle Bescheid! Er war Eva Lüttmanns Liebhaber und hatte sich am Tag ihres Todes mit ihr zu einem Schäferstündchen in der Müllerkammer getroffen. Dort bekam er mit, wie Severin seine Frau umbrachte. Er konnte zwar nichts sehen, aber alles mithören. Natürlich hat Maximilian sich in seinem Versteck nicht gerührt. Er hielt auch anschließend immer schön den Mund und ließ den alten Lüttmann für sein Stillschweigen bezahlen. Severin senior kuschte, weil er der gerechten Strafe entgehen wollte!«
»Ich bin sicher, Severin wollte nur Heinrich und mich schützen!«, rief Christabel empört. »Er wusste, wir würden ebenfalls belangt, wenn Hollweg reden würde.«
Heinrich seufzte und schüttelte den Kopf. »Niemand von uns hat auch nur einen Moment lang daran gedacht nachzusehen, ob wir wirklich mit Eva allein waren. Der Lauscher an der Wand hat daraus Kapital geschlagen, das er jetzt mit seinem eigenen Leben verzinsen musste. Welche Ironie!«
Ein Raunen ging durch die Zuhörer, und Brusche keuchte: »O Mann, das wird eine Sonderausgabe!«
Pippa drückte Brusche das Diktiergerät in die Hand und fasste Christabel am Arm. »Ich bringe Sie nach Hause. Kommen
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