Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)
einfach an jeder möglichen Stelle ein Kreuz machen. Euer Herr X. «
Brusche lächelte breit und fuhr fort: »Bis zur vollständigen Auszählung des nächstgrößeren Ortes Storchentramm bleibt uns noch ein wenig Zeit. Deshalb schalten wir direkt in die große Werkshalle von 3L zur Wahlparty von Mandy Elise Klöppel.«
Eine fröhlich feiernde Menge in ausgelassener Stimmung war auf dem riesigen Monitor neben Brusche zu sehen. Als die Menschen in der Halle sich selbst auf der dort aufgehängten Leinwand entdeckten, brachen sie in Jubel aus.
Die Kamera in der Manufaktur richtete sich auf das noch leere Pult, an dem Christabel stets ihre Ansprachen gehalten hatte.
»Ich spreche jetzt mit Vitus Lohmeyer, dem Betriebsleiter des größten Arbeitgebers unserer Region«, sagte Sebastian Brusches Stimme aus dem Off. »Herr Lohmeyer, können Sie mich hören?«
Olaf Bartels tauchte im Bild auf und brummte: »Ja, kann er!«, dann machte er widerwillig für Lohmeyer Platz.
»Guten Abend, Herr Brusche.«
»Guten Abend. Herr Lohmeyer, unsere Zuschauer interessiert, wie Ihre Pläne für Lüttmanns Lütte Lüd aussehen, nachdem Frau Gerstenknecht so plötzlich von uns gegangen ist.«
»Ihre Befehle … ihre Anweisungen sind so klug wie eindeutig, und sie werden Punkt für Punkt erfüllt werden. Ohne den Ausgang der heutigen Wahl mit Sicherheit vorhersagen zu können, gehen wir doch zuversichtlich davon aus, dass kein Einkaufszentrum gebaut werden wird. Stattdessen planen wir, in eine Erweiterung von Lüttmanns Lütte Lüd zu investieren, um fünfzig neue Arbeitsplätze zu schaffen. Sobald Florian Wiek sein Praktikum bei der KPM Berlin beendet hat und zu uns zurückkehrt, werden wir außerdem eine neue Produktreihe von Gartenzwergen aus farbigem Glas auf den Markt bringen. Diese Linie wird im Hochpreissegment angesiedelt sein und kann, bei Interessenten ohne Garten, auch Vitrinen und Mahagoni-Schreibtische schmücken. Die zahlreichen Vorbestellungen aus Fernost und Nordamerika lassen die berechtigte Hoffnung zu, dass wir mit dieser Innovation in eine zukunftsträchtige und profitable Marktnische stoßen.«
»Vielen Dank, dass Sie unsere Zuschauer an Ihren vielversprechenden Plänen teilhaben lassen, Herr Lohmeyer«, sagte Brusche. »Und wie ist die aktuelle Stimmung bei Ihnen auf der Wahlparty?«
Bei diesen Worten brandete in der Werkshalle erneut Jubel auf. Viele schwenkten Papierfahnen, die mit einem Gartenzwerg bedruckt waren, oder bliesen in Tröten.
Vitus Lohmeyer lächelte. »Sie hören und sehen es ja selbst!«
»Wo ist die Kandidatin, Mandy Klöppel?«
»Bereits auf dem Weg zu Ihnen ins Studio, Herr Brusche.«
Lohmeyer winkte zum Abschied in die Kamera. Beim Ausblenden sah man ganz kurz noch einmal Olaf Bartels, der sich von der Seite ins Bild schob.
»Meine lieben Zuschauer«, sagte Brusche, »nun schalten wir zur Wahlparty der Gegenkandidaten, die in der Schankstube des Storchenkrugs stattfindet. Dort sind die Gäste vor den Elementen sicher, sollten sie heute nach Auszählung aller gültigen Stimmen im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen. Unsere Reporterin vor Ort ist Martha Subroweit, der Christabel Gerstenknecht posthum damit ihren Wunsch für den ersten Storch des Jahres erfüllt. Martha, wie geht es euch?«
Eine strahlende Martha wurde eingeblendet. Ihr Gesicht unter einem Hut mit Storchenfedern glühte vor Stolz und Aufregung, als sie das Mikrophon zum Mund hob und sagte: »Mir geht es wunderbar: Hallo, Ernie, Erich und Hermann – das hättet ihr nicht gedacht, dass ihr mich mal im Fernsehen seht, oder?« Sie winkte begeistert in die Kamera. »Ich grüße alle aus dem Getränkemarkt in Storchhenningen. Bitte nehmt endlich diesen großartigen Cider aus der Mosterei in Diesdorf in euer Angebot auf. Pippa Bolle und der alte Heinrich sagen, der ist viel gesünder als Bier und gut gegen Verstopfung. Und jetzt grüße ich meinen Lesezirkel Federnlese in Storchentramm. Hallo, Mädels! Huhu!« Wieder winkte Martha frenetisch. »Wir lesen gerade Lady Chatterleys Liebhaber , und ich möchte unsere Männer deshalb auffordern, mit uns gemeinsam einige Textpassagen in praktische Übungen umzu…«
»Vielen Dank, Martha«, fiel Brusche ihr eilig ins Wort, »für diese Einschätzung der Gegenpartei – aber jetzt wird es leider Zeit für eine kurze Werbeunterbrechung. Den nun folgenden Spot mit Frau Dornbier haben wir vor der Sendung aufgezeichnet.«
Daria Dornbier kam ins Bild. Sie trug ein elegantes rotes
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