Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)
geschieht nun weiter mit der Angeklagten?«, erkundigte sich Pippa. »Frau Gerstenknecht kann ja leider vor Gericht nicht mehr als Augenzeugin aussagen.«
»Bei der Anzahl Beobachter, die beim Geständnis von Frau Pallkötter anwesend waren, sollte es keinen Zweifel an einer Verurteilung geben.«
»Das gilt für den Mordfall Hollweg, aber was ist mit dem Angriff auf Sie? Ich bin sicher, die Zuschauer würden gerne hören, was sich damals abspielte.«
»Das ist schnell erzählt.« Paul-Friedrich Seeger sah in die Kamera. »Gabriele Pallkötter erschien im Beobachtungsstand und gab vor, sich für Vogelbeobachtung zu interessieren. Sie bat mich, einen Blick auf meine Digitalkamera werfen zu dürfen, da sie sich eine ähnliche anschaffen wolle. Das verweigerte ich ihr mit der Begründung, es sei wichtiges Bildmaterial darauf.« Er runzelte die Stirn. »Mir waren an dem Tag bereits wunderbare Aufnahmen gelungen. Ich wollte verhindern, dass sie versehentlich gelöscht werden.«
»Frau Pallkötter schloss daraus, dass die Kamera für sie belastendes Material enthielt?«, fragte Pippa.
»Das nehme ich an«, bestätigte Seeger. »Ich versuchte, sie zu ignorieren, denn ich wollte gerade einen besonders prachtvollen Graureiher ablichten, während sie mir einen Vortrag darüber hielt, dass sie von ehemaligen Schutzbefohlenen verleumdet würde. Sie redete lauter und lauter, bis der Reiher schließlich davonflog. Ich wurde sehr wütend und fuhr sie an, dass ich nicht übel Lust hätte, sie zum Segen aller sofort hinter Gitter zu bringen. Dadurch hat sie sich erst recht bedroht gefühlt und wollte sich wehren, bevor sie überhaupt angegriffen wurde.«
»Wie schon bei Hollweg«, sagte Pippa.
Paul-Friedrich Seeger nickte. »Bevor ich begriff, was sie vorhatte, bückte sie sich nach einer losen Holzlatte – und schlug damit zu. Direkt auf Kopf und Schulter. Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass sie meine Taschen nach meinem Handy durchwühlte. Hartung und seine Männer haben es nach langem Suchen im Teich vor dem Beobachtungshaus wiedergefunden.« Er zuckte mit den Achseln und lächelte Pippa an. »Den Rest kennen Sie ja.«
Pippa erwiderte sein Lächeln. »In der Tat. Eine letzte Frage, Herr Seeger: Wie geht es Ihnen jetzt gesundheitlich?«
»Danke, ausgesprochen gut. Mein Diktiergerät, das ich gerade noch einschalten konnte, bevor ich das Bewusstsein verlor, hat mir tatsächlich das Leben gerettet.« Er sah sie anerkennend an. »Nur weil Sie, Frau Bolle, und im Folgenden auch Heinrich und Hartung derart schnell geschaltet und reagiert haben, kann ich heute hier neben Ihnen stehen. Und aus diesem Grund …« Er schlüpfte aus der Wachsjacke und hängte sie der überraschten Pippa über die Schultern, »habe ich hier auch ein kleines Dankeschön für meine Lebensretterin.«
Pippa strahlte vor Freude. »Wie lieb von Ihnen. Ich bedanke mich von ganzem Herzen, Herr Seeger, und wünsche Ihnen auch im Namen unserer Zuschauer alles Gute für die Zukunft. Ich persönlich hoffe, dass wir uns bald einmal wiedersehen, spätestens aber im Sommer, wenn ich für meine Kurse nach Storchwinkel komme. Und damit zurück zu Sebastian Brusche.«
»Ich habe elektrisierende Neuigkeiten, liebe Zuschauer«, rief Brusche enthusiastisch, »die aktuelle Hochrechnung zeigt: Die Samtgemeinde Storchendreieck hat seine erste Bürgermeisterin gewählt! Die Kandidatin Mandy Elise Klöppel hat das Rennen gemacht – und sie steht bereits neben mir.«
Die Kamera fuhr ein Stück zurück und erfasste eine glückstrahlende Mandy Klöppel.
»Ich danke allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern für ihre großartige Unterstützung«, sagte Mandy. »Dies ist ein großer Tag für unsere junge Samtgemeinde Storchendreieck – und für mich. Ich werde versuchen, dem Vertrauen gerecht zu werden, das Sie alle heute in mich gesetzt haben. Auch ich werde von Zeit zu Zeit Politgirlanden aufhängen müssen – aber ich verspreche Ihnen: Sie bleiben bunt.«
»Mandy, was wird denn deine erste Amtshandlung als Bürgermeisterin des Storchendreiecks sein?«, fragte Brusche.
Mandy Klöppel lächelte. »Das Standesamt auf unserem gemeinsamen neuen Rathaus in Storchhenningen wird in Bälde eine höchst interessante Entscheidung zu fällen haben: die Eingabe von Melitta Wiek und ihrem Ehemann Severin Lüttmann. Ich werde meinen ganzen Einfluss geltend machen, damit ihre gemeinsame Tochter den Namen bekommt, den ihre Eltern sich wünschen und der ihr gebührt.«
»Dazu
Weitere Kostenlose Bücher