Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)
Freundes«, schnarrte Hartung, bevor Seeger eingreifen konnte.
Ein Prusten von Florian Wiek ließ Hartung herumfahren.
»Handy?! Heinrich hat in seiner Mühle gerade mal fließendes Wasser«, sagte Florian Wiek. »Er hat kein Telefon und erst recht kein Handy. Es gibt dort überhaupt nichts, was Strahlung verursachen könnte.«
»Wer den alten Heinrich sprechen will, wenn er nicht in der Mühle ist, hinterlässt eine Nachricht in einem Holzkasten an der Tür«, erklärte seine Mutter. »Irgendwann taucht er dann bei demjenigen auf.«
»Oder …« Christabel Gerstenknecht wartete, bis sich ihr alle Blicke zugewandt hatten, und fuhr dann, an Hartung gerichtet, fort: »Oder man wünscht ihn sich her. Telepathie, Sie verstehen?«
Hartung sah aus, als würde er jeden Augenblick explodieren. Da er jemanden brauchte, an dem er sich abreagieren konnte, zeigte er auf Severin Lüttmann und blaffte: »Sie haben gestern Abend behauptet, Sie seien zu spät zur Beerdigung gekommen, weil Sie in Salzwedel auf der Bank waren.«
Severin Lüttmann nickte zögernd.
»Ich habe das überprüft, Herr Lüttmann. Sie waren tatsächlich auf der Bank.« Hartungs Stimme war kalt. »Allerdings will mir eines nicht einleuchten: Selbst wenn Sie auf dem Heimweg alle Reifen gewechselt hätten, sind vier Stunden Fahrzeit von Salzwedel bis ins Storchendreieck zu lang. Viel zu lang.« Er verengte die Augen und zischte: »Wo haben Sie die Zeit zwischen Ihrem Bankbesuch und Ihrem Eintreffen auf der Beerdigung verbracht, Herr Lüttmann?«
»Im Blumenladen! Ich sagte doch, dass ich noch Blumen abgeholt habe!« Severin Lüttmann fühlte sich sichtlich unwohl.
»Und die Blumen waren für …?«
Lüttmanns Antwort klang mehr nach einer Frage als nach Antwort. »Die Beerdigung?«
Hartung verschränkte die Arme vor der Brust. »Tatsächlich. Dunkelrote Rosen.«
Severin Lüttmann entging der interessierte Blick seiner Stiefmutter, denn er starrte vor sich auf den Tisch und erwiderte leise: »Kann sein, dass ich noch irgendwo anders war … vielleicht.«
Hartung hatte genug. »Salzwedel, Staubwedel, Palmwedel – mir ganz egal. Sie sagen mir jetzt, wo Sie waren.«
Severin Lüttmann errötete. »Ich war mit einer Frau zusammen«, flüsterte er kaum hörbar.
Christabel Gerstenknecht schnalzte mit der Zunge, während Melitta Wiek amüsiert lächelte.
»Aha! Das wird die Dame uns sicher bestätigen können«, sagte Hartung. »Die Telefonnummer, bitte.«
Lüttmann nickte ergeben. Dann bat er: »Können wir bitte unter vier Augen …«
Hartung ging mit ihm hinaus in die Eingangshalle.
Pippas Neugier war so groß, dass sie begann, den Tisch abzuräumen und das Geschirr in die Küche zu tragen. Lüttmann stand neben Hartung im Hausflur und sah ihm dabei zu, wie er eine Nummer in sein Handy tippte.
Lüttmanns Gesicht war tiefrot, und Hartung grinste zufrieden, als die beiden Männer ins Esszimmer zurückkehrten.
»Nun ist hoffentlich alles geklärt«, sagte Christabel Gerstenknecht zu Kommissar Seeger. »Ich darf Sie bitten, uns allein zu lassen. Heute ist der letzte Werktag vor Ostern. Wir haben heute noch andere Igel zu kämmen.«
Obwohl nicht angesprochen, antwortete Hartung: »In Ordnung, Frau Gerstenknecht – aber Sie halten sich zu unserer Verfügung. Gut möglich, dass wir weitere Fragen haben.«
Christabel Gerstenknecht blieb ruhig. »Selbstverständlich.«
Melitta Wieks entsetzte Miene sprach Bände, und Severin Lüttmann sackte resigniert in sich zusammen.
Damit hat mein Auftrag sich erledigt, dachte Pippa, jetzt fährt niemand mehr weg, und ich werde hier nicht mehr gebraucht!
Sie begleitete die Kommissare hinaus. Als sie die Tür hinter ihnen schloss, schnappte sie auf, wie Hartung zu Seeger sagte: »Das glauben Sie nicht: Der Typ war bei einer Nutte, einer gewissen Milena. Der ist extra bis nach Wolfsburg gefahren, damit hier keiner …«
Das sind Dinge, die ich nicht wissen will, dachte Pippa und ging rasch zurück ins Esszimmer.
Melitta Wiek stand am Tisch und fragte gerade verzweifelt: »Was bedeutet das jetzt für uns?«
»Dass ihr so schnell wie möglich losfahrt«, erwiderte Christabel Gerstenknecht gelassen.
Severin Lüttmann und Melitta Wiek sahen sich überrascht an.
»Aber der Kommissar hat doch gesagt …«
Die alte Dame winkte ab. »So wie ich das verstanden habe, hat er mit mir gesprochen, Severin. Von euch war nicht die Rede. Hilda, wie siehst du das?«
»Mich hat er jedenfalls nichts gefragt«, sagte Hilda
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