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Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Titel: Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller
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einen Schritt zur Seite, um ein Taxi durchzulassen, das neben der Ade-Bar anhielt. Zuerst stieg Hilda Krause aus, sah sich erstaunt um und fragte: »Was ist hier denn für ein Menschenauflauf? Seid ihr das Empfangskomitee für meinen Neffen?«
    Pippa entfuhr ein freudiger Ausruf, als sie den jungen Mann im selbstgestrickten Pullover erkannte, der jetzt das Taxi verließ.
    Er drehte sich zu ihr um, und sein Gesicht hellte sich auf. »Pippa Bolle – ich glaube es nicht!«
    »Herr X!«
    Seit den Morden auf Schreberwerder hatte sie den jungen Künstler, den sie dort kennen- und schätzengelernt hatte, nur selten getroffen.
    Strahlend kam er auf sie zu und küsste ihr die Hand.
    »So eine Überraschung!«, sagte Pippa. »Aber jetzt verstehe ich endlich, woran mich die vielen Xe in Storchwinkel erinnert haben. Die konnten ja nur von dir sein.«
    Misstrauisch verfolgte Gabriele Pallkötter die herzliche Begrüßung der beiden. »Mir können die nichts vormachen, die haben sich hier doch verabredet«, murmelte sie. »Das ist ein abgekartetes Spiel!«
    Heinrich sah sie lange von der Seite her an. Dann sagte er laut: »Nein, das ist Schicksal, Gabriele Pallkötter. Und glaube mir: Seinem Schicksal kann man nicht entgehen. Niemand. Auch du nicht.«

Kapitel 12
    P ippa bestückte den CD-Wechsler und drückte auf Start. Die ersten Klänge von Haydns Symphonie Nr. 104 umbrausten sie, als sie das Frühstückstablett für Christabel aufnahm und zur Treppe ging.
    Sie kannte die Symphonie gut, denn ihre Großmutter Hetty liebte sie von allen Werken Haydns am meisten. »Ich möchte jetzt die Londoner mit dem Dudelsack hören«, pflegte Hetty zu sagen, um dann jedes Mal mit einem Schmunzeln darauf hinzuweisen, dass der Volksmund diese Bezeichnung geprägt hatte und nicht etwa der verehrte Komponist selbst.
    Das mit der Lautstärke muss ich wohl noch üben, dachte Pippa grinsend, denn die donnernde Musik, die aus jedem Winkel des Hauses widerzuhallen schien, brachte die Treppenstufen unter ihren Füßen zum Vibrieren.
    Sie stellte das Tablett auf eine Stufe und lief wieder nach unten, um leiser zu stellen. Auf dem Rückweg bemerkte sie einen Briefumschlag, den jemand unter der Eingangstür hindurchgeschoben hatte. Sie hob das Kuvert, auf dem nur die Worte Für Christabel standen, auf und entschied, es gleich mit nach oben zu nehmen, denn sie war nicht sicher, ob Christabel schon in der Lage war, das Bett zu verlassen.
    Nachdem am Nachmittag zuvor in Bornwassers Storchennest der Lourdes-Wichtel aufgetaucht war, hatte sich Christabel sofort nach Hause bringen lassen und in ihre Räumlichkeiten zurückgezogen. Die alte Dame war so erschöpft, dass sie nur noch einen Joghurt zu sich nehmen konnte, bevor sie sich von Pippa beim Umkleiden und danach ins Bett helfen ließ.
    Bei ihrer überbordenden geistigen Energie vergisst man nur allzu leicht, wie alt Christabel wirklich ist, dachte Pippa, und dass ihr zerbrechlicher Körper nicht mehr so ohne weiteres in der Lage ist, derartig vielen Eindrücken und Aufregungen standzuhalten, wie sie in den letzten Tagen auf sie eingeprasselt sind. Ich hoffe, das alles war nicht zu viel für sie.
    Beim Eintreten in die Privatgemächer der Hausherrin stellte Pippa sofort fest, dass diese Sorge unbegründet war: Christabel war bereits hellwach und putzmunter. Sie thronte, den Rücken von dicken Kissen gestützt, aufrecht in ihrem imposanten Boxspringbett. Gekleidet war sie in ein schlichtes weißes Nachthemd, über das sie ein gehäkeltes zartrosa Bettjäckchen gezogen hatte – wieder fühlte sich Pippa an ihre Großmutter erinnert, die auch einige dieser selten gewordenen Kleidungsstücke besaß.
    »Da kann ich ja froh sein, dass die erste Musik des Tages nicht die Symphonie mit dem Paukenschlag war«, sagte Christabel statt einer Begrüßung, »sonst müsste mich jetzt wohl Doktor Wegner ins Leben zurückholen.«
    Pippa wurde rot und setzte zu einer Entschuldigung an, aber Christabel winkte lächelnd ab. »Sie müssen meinen Humor besser einschätzen lernen, meine Liebe. Dann leben Sie ruhiger.«
    Erleichtert stellte Pippa das Tablett aufs Bett und nahm von Christabel, deren Hände bereits in dünnen weißen Baumwollhandschuhen steckten, Lady Chatterleys Liebhaber entgegen. Sie setzte sich in den bequemen, mit weinrotem Samt bezogenen Ohrensessel neben dem Bett und schlug das Buch auf.
    »Einen Moment noch, meine Liebe«, sagte Christabel. Sie öffnete das Kuvert, das Pippa auf dem Tablett an die Tasse

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