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Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Titel: Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller
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völlig falsche Richtung, dachte sie irritiert und atmete ein paarmal tief ein und aus, um sich zu beruhigen. An dieser Straße liegt der Storchenkrug. Von dort führt der Wiesenweg, den Severin mit den Hunden gegangen ist, entlang eines Wassergrabens direkt zu Christabels Gartenpforte, überlegte sie, den nehme ich. An der Mühle gehe ich jedenfalls nicht wieder vorbei. Von denen ist einer allein schon eine Herausforderung, beiden zusammen möchte ich heute nicht noch einmal begegnen.
    Entschlossen ging sie weiter, während sie über Heinrichs Worte nachdachte. Was hatte der alte Mann damit gemeint, sie müsse nur herausfinden, wo sie wirklich gebraucht wurde? Welche Aufgabe hatte er ihr zugedacht? Und warum sagte er ihr das nicht ins Gesicht?
    Aus der Ferne wirkte das zweistöckige Backsteingebäude des Storchenkrugs so lauschig, wie die Broschüre ihn geschildert hatte, aber je näher Pippa kam, desto deutlicher wurden die Anzeichen von Verfall. Eine hohe immergrüne Hecke umgab das Grundstück von drei Seiten, der gepflasterte Vorplatz war zur Straße hin offen. Das von einem Storchennest gekrönte Dach hing leicht durch, und sämtliche Fensterrahmen hatten einen frischen Anstrich bitter nötig.
    Erst als Pippa von der Straße auf den Vorplatz bog, konnte sie das Erdgeschoss des Storchenkrugs sehen. Zu ihrer großen Überraschung stand die Eingangstür einladend offen, und mehrere Autos parkten vor dem Gebäude.
    Merkwürdig, dachte Pippa, ich dachte, der Storchenkrug wäre geschlossen. Oder findet gerade eine Besichtigung für Kaufinteressenten statt? Bestimmt haben außer Waltraut Heslich noch mehr Leute das Exposé erhalten oder angefordert.
    In jedem Fall bot sich auf diese Weise eine brillante Gelegenheit, den Storchenkrug unauffällig anzusehen und gleichzeitig zu erfahren, wer die Interessenten für dieses Objekt waren.
    Ob die wohl wissen, dass hier nur alle hundert Jahre mal Alkohol in die Gläser kommt?, dachte Pippa und kicherte, da ihr die Sonderregelung zu Christabels Geburtstagsfeier einfiel.
    Sie betrat das Haus, verharrte aber mucksmäuschenstill, als sie hinter einer breiten Tür, die vom Flur abging, zwei erregte Männerstimmen streiten hörte. Auf Zehenspitzen zog sie sich rückwärts in eine dunkle Ecke zurück, da prallte sie plötzlich mit dem Rücken gegen etwas unerwartet Weiches. Gleichzeitig kam eine Hand von hinten und hielt ihr den Mund zu, während ein kräftiger Arm ihre Taille umschlang. Entsetzt versuchte Pippa, sich zu befreien, als ihr eine ruhige Stimme ins Ohr flüsterte: »Guten Morgen, Frau Bolle. Darf ich Sie bitten, meine Ermittlungen erst dann zu stören, wenn ich Ihnen den Auftrag dazu erteile?«
    Umgehend beruhigte sich Pippa: Kommissar Seeger. Sein harter Griff ließ nach, und sie drehte sich zu dem Mann hinter ihr um. Sie öffnete den Mund, um ihre Anwesenheit zu erklären, aber Seeger legte den Zeigefinger an die Lippen. Pippa nickte und blieb schweigend neben ihm stehen. Die wütenden Stimmen waren verstummt, aber jetzt erklang ein surrendes Geräusch, das immer lauter wurde.
    »Der Lastenaufzug. Er führt vom Keller direkt in diesen Flur«, raunte Seeger. Er deutete auf die Tür, hinter der gestritten worden war. »Dort ist der Schankraum.«
    Pippa signalisierte mit einem Nicken, dass sie verstanden hatte: Er wollte sehen, wer den Aufzug benutzte.
    Das Surren stoppte mit einem ruckenden Geräusch, der Lastenaufzug hielt an. Vitus Lohmeyer trat heraus, in eine Liste vertieft, die auf einem Klemmbrett befestigt war. Ohne hochzusehen, ging er auf den Schankraum zu, gerade als dessen Tür von innen heftig aufgestoßen wurde.
    Während Lohmeyer unwillkürlich einige Schritte zurückwich, stolzierte Bartels aus der Kneipe in den Flur und fauchte: »Das muss ich mir nicht bieten lassen! Nicht von Ihnen, Hollweg! Von mir aus halten Sie Ihre Rede, aber das Geschenk überreiche ich!«
    Hollweg folgte ihm auf dem Fuße. Er stieß ein spöttisches Lachen aus. »Seit Jahren warte ich auf eine kreative Idee von Ihnen, Bartels. Jetzt, ausgerechnet zum hundertsten Geburtstag unserer Arbeitgeberin, kommen Sie mit einem zwei Meter hohen Gartenzwerg daher, der aufs Werksdach montiert werden und ein Storchennest über seinem Kopf balancieren soll. Glauben Sie im Ernst, wir merken nicht, dass Sie die Feierlichkeiten nutzen wollen, um sich zu profilieren?«
    »Der Zwerg war allein meine Idee«, rief Bartels empört. »Entweder ich enthülle ihn, oder Frau Gerstenknecht macht es selbst.

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