Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)
ernennen«, sagte Biberberg. Er rechnete fest damit, gewählt zu werden, daran ließ er keinen Zweifel.
Das nenne ich pfiffig, dachte Pippa, schiebt seinen Bruder in die zweite Reihe und lässt es wie eine Auszeichnung klingen!
Christabel lächelte amüsiert. »Dann stellen Sie sich darauf ein, dass ich ebenfalls kandidiere und eine Stellvertreter in ernenne.«
»Wie im amerikanischen Wahlkampf: Präsident und Vize, für den Fall des Ablebens«, kommentierte Brusche begeistert. »Sehr fortschrittlich.«
Mit einigem Unbehagen registrierte Pippa, dass beide Bürgermeister sie durchdringend anstarrten. Die beiden hielten sie offenbar für Christabels potentielle Kandidatin, denn Zacharias Biberberg zischte: »Damit das klar ist: Wir akzeptieren nur Einheimische. Das ist unsere einzige Bedingung.«
»Mit jeder anderen Ernennung sind Sie einverstanden?«, fragte Christabel lauernd.
»Selbstverständlich, Frau Gerstenknecht«, verkündete Zacharias Biberberg pompös und lehnte sich zufrieden zurück.
Pippa war klar, dass er glaubte, die alte Dame ausgetrickst zu haben, und jetzt unvorsichtig wurde.
»Nun gut.« Christabel lächelte fein. »Dann ernenne ich Mandy Elise Klöppel.«
Den beiden Dorfhäuptlingen fiel buchstäblich die Kinnlade herunter, aber als Thaddäus protestieren wollte, wurde er von seinem Bruder zurückgehalten.
»Mandy hat tiefe Einblicke in die Innenwelt des gesamten Storchendreiecks«, führte Christabel seelenruhig aus, »sie kennt sozusagen die intimsten Bedürfnisse seiner Bewohner. Die Schwierigkeiten und Probleme, mit denen die Frauen hier zu kämpfen haben, erfährt sie tagtäglich am eigenen Leib. Als alleinerziehende Mutter ist sie darin geübt, auch ungewöhnliche Optionen, die sich ihr bieten, auszuschöpfen und mit wenig Geld über die Runden zu kommen.«
»Und der alte Heinrich hat gesagt, dass sie noch mal ganz groß rauskommt!«, rief Hilda Krause.
Mittlerweile war das Gebäck verpackt, und Pippa wusch sich die Hände. Dann quetschte sie sich neben Brusche, der etwas entfernt von den anderen saß, und flüsterte ihm ins Ohr: »Hätte Mandy überhaupt eine Chance?«
Sebastian Brusche grinste und erwiderte leise: »Aber klar. Vor allem Männer werden sich genötigt sehen, sie zu wählen. Mandy ist ein wandelndes Pulverfass. Wer will schon riskieren, dass sie in der Öffentlichkeit delikate Geheimnisse ausplaudert? Großartig, ich sehe die Schlagzeile schon vor mir: Im Storchendreieck immer oben – Frauen und Vögel!«
Pippa zog die Luft ein und gab ihm einen Klaps auf den Arm. »Das meinen Sie doch wohl nicht ernst?«
Brusche schüttelte grinsend den Kopf. »Aber wie wäre das: Aus MEK wird: Yes, she can !«
Kapitel 18
D er Ostersonntagmorgen präsentierte sich mit milden Temperaturen und strahlendem Sonnenschein. Nachdem sie Christabel das Frühstück serviert und ein weiteres Kapitel vorgelesen hatte, half Pippa der alten Dame, es sich im Wohnzimmer gemütlich zu machen. Dick eingewickelt in eine weiche Kaschmirdecke saß Christabel in einem Lehnstuhl in der offenen Terrassentür, ließ sich von der Sonne bescheinen und beobachtete durch ein Fernglas den Zug der Storchwinkeler zur alten Mühle, wo das große Eiersuchen beginnen sollte.
»Jeder Einzelne, der sich heute auf den Weg macht, kostet die Biberbergs bares Geld«, sagte Christabel vergnügt, »diesen Anblick lasse ich mir auf keinen Fall entgehen!«
Ganz Storchwinkel schien auf der Pappelallee unterwegs zu sein, um am Osterhappening der Biberbergs teilzunehmen, und selbstverständlich wurden aus Storchhenningen und Storchentramm viele weitere Besucher erwartet. Kinder saßen in Bollerwagen und Kinderwagen oder hüpften aufgeregt an den Händen ihrer Eltern. Alle hatten Körbe und Taschen für die erhoffte Ausbeute an Süßigkeiten dabei.
Nicht nur Christabel will sich das Spektakel nicht entgehen lassen, dachte Pippa belustigt. »Man kann nur hoffen, dass die Bürgermeister tief genug in die Tasche gegriffen haben, sonst haben sie heulende Kinder und wütende Eltern am Hals, und ihr Wahlkampf mit Hilfe von Schokoladenhasen und Krokanteiern erweist sich als kapitaler Flop.«
Christabel ließ das Fernglas sinken und sah Pippa an. »Mein Mitleid hält sich in engen Grenzen. Wer Kinder mit Süßigkeiten besticht, um an die Wählerstimmen der Eltern zu kommen, hat sich einen Reinfall redlich verdient.« Sie kicherte. »Ein wenig Schadenfreude werden Sie einer alten Frau doch gönnen, oder?«
Pippa vergewisserte
Weitere Kostenlose Bücher