Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)
Chance!«
»Und einer dieser … Synergieeffekte, wie Sie es nennen, wäre die Zusammenlegung der Dörfer zu einem Verwaltungsbezirk, vermute ich mal«, entgegnete Christabel ruhig. »Sie erstreben eine Samtgemeinde. Das sehe ich doch richtig?«
Während Thaddäus nickte, schüttelte Zacharias den Kopf, als fühlte er sich missverstanden. »Eine Verwaltung für alle vereinfacht natürlich vieles, aber das ist es nicht allein! Überlegen Sie doch mal: Für Investoren ist eine Gemeinde mit nahezu achttausend Einwohnern wesentlich interessanter als …«
»Und dann gibt es nur noch einen Bürgermeister, der sofort ein riesiges Einkaufszentrum bauen lässt!« Hilda Krause knallte den Teiglöffel auf die Arbeitsplatte und stemmte die Hände in die Hüften. »Ich will aber keine Rabattsysteme, die mich zum Kauf von mehr Ware verleiten wollen, als ich tatsächlich benötige. Mir reichen die Hofläden bei den Bauern und gutsortierte Lebensmittelgeschäfte im Dorf. Das will ich. Und zwar in jedem Dorf.«
»Klar, weil in Ihrer kleinen Ade-Bar ein Schlag Sahne doppelt so viel kostet wie im Supermarkt«, konterte Zacharias Biberberg spöttisch.
»Aber die kann jeder kaufen, ohne dafür so viel Benzin zu verfahren, dass die Ersparnis im Supermarkt sich in Wohlgefallen auflöst!«, rief Hilda Krause entrüstet.
Zacharias Biberberg winkte ab. »Machen Sie sich nicht lächerlich, Frau Krause. Kleine Läden sind längst nicht mehr zeitgemäß. Nur das Warenangebot in einem modernen Supermarkt kann problemlos den Wünschen und Bedürfnissen der Bevölkerung angepasst werden. Und das weit über Ihre mickrigen Öffnungszeiten hinaus! Heute geht man nicht mehr einkaufen, heute geht man shoppen, und zwar bis Mitternacht!«
Eingedenk der Tatsache, wie mühsam sie ihr Geld verdiente, warf Pippa ein: »Also, ich brauche keine längeren Öffnungszeiten. Ich brauche mehr Geld.«
»Vielen Dank für das Stichwort, Frau Bolle«, rief Zacharias Biberberg erfreut. »Denken wir doch mal an die Arbeitsplätze, die das Einkaufszentrum schaffen würde!«
So spricht ein echter Politiker, dachte Pippa in widerwilliger Anerkennung, er benutzt sogar Gegenargumente, um die eigenen zu untermauern.
»Arbeitsplätze? Erbärmliche Vierhundertfünfzig-Euro-Jobs, bei denen man um fünf Uhr morgens Regale einräumt oder bis Mitternacht an der Kasse sitzt, das nennen Sie Arbeitsplätze ?« Hilda Krauses Stimme überschlug sich vor Empörung.
»In der Tat.« Zacharias Biberberg nickte selbstgefällig. »Ein nettes kleines Zubrot, mit dem der eine oder die andere sich dann einen besonderen Wunsch erfüllen kann. Ich stehe bereit, derlei Bedürfnisse und Wünsche unserer Mitbürger und Mitbürgerinnen nicht nur zu berücksichtigen, sondern sie zu meinen eigenen zu machen!« Er hob den Zeigefinger und blickte triumphierend in die Runde. »Und ich würde mich mit ganzer Person dafür einsetzen!«
Er stieß Thaddäus Biberberg an, der nur widerwillig den Blick vom Fettgebackenen vor seiner Nase löste. Beflissen nickte er zu den Ausführungen seines Bruders.
Alle sahen gespannt Christabel an, die bisher mit halbgeschlossenen Lidern gelauscht hatte, ohne eine Reaktion zu zeigen. Jetzt öffnete sie die Augen und zog ihre Handschuhe glatt. »Das nenne ich Politik«, sagte sie, »schöne Worte und der feste Wille, selbst nicht an sie zu glauben!«
»Darf ich das zitieren?«, fragte Brusche entzückt.
Christabel nickte. »Und das Folgende ebenfalls: Zacharias Biberberg hat recht.« Beide Bürgermeister sahen aus, als würden sie ihren Ohren nicht trauen.
»Tatsächlich müssen wir unsere Kräfte bündeln«, fuhr Christabel fort. »Wir brauchen dringend Menschen, die dafür sorgen, dass unsere Region so lebens- und liebenswert bleibt, wie sie ist. Da müsste tatsächlich so einiges geschehen – aber gleichzeitig hapert es gerade in diesem Punkt, denn wenn das eigene Säckel leer ist, hat man Existentielleres zu tun, als sich um andere zu kümmern. Armut macht egoistisch. Wer reich ist, hat alle Möglichkeiten, andere für seine Geschäfte und Interessen einzuspannen.« Ihr Gesicht wurde hart. »So wie Sie, meine Herren. Ich nehme Ihnen sogar ab, dass Ihnen persönlich sehr viel an diesem Projekt liegt. Und am Zusammenschluss der Dörfer zu einer Samtgemeinde Storchendreieck. Leider! Wie ich höre, wollten Sie sich beide das so einiges kosten lassen. Wie viel wollten Sie denn Frau Heslich für ihre Stimme zahlen? Nur damit ich den Wert kenne, den Sie sich
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