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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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inne. Dann betrat jemand das Zimmer. In dem Augenblick, als die Person in seinen Blickwinkel kam, griff er sie mit der Wucht an, mit der er einst aus leichtfüßigen Läufern Fälle für die Sanitäter gemacht hatte. Zum Glück hatte sich mit der Zeit sein Schwung verlangsamt, und es stand ein weiches Bett und keine festgestampfte Erde zur Landung bereit. Doch selbst unter diesen Bedingungen blieb dem schlaffen Körper keine Kraft zum Widerstand, als er unter seiner massigen Gestalt auf die Matratze geschmettert wurde.
    Dennoch hob er drohend die Hand und erkannte im selben Moment, daß nicht nur die Drohgebärde unnötig, sondern der ganze Angriff überflüssig gewesen war.
    Unter ihm schlug Linda Steele die Augen auf und versuchte keuchend Luft zu holen. »Okay, Dalziel. Was zum Teufel haben Sie vor? Mich zu vergewaltigen oder mir eine Predigt zu halten?«
    Er merkte, daß er in seiner erhobenen Hand Kohlers Bibel hielt. »Wie zum Teufel sind Sie hier hereingekommen?« fragte er, wobei er das Buch in der Tasche seines Jacketts verschwinden ließ.
    »Die Macht der Presse. Ich habe Sie überall gesucht, kam schließlich hierher zurück, und der Pförtner unten sagte mir, daß jemand, dessen Beschreibung auf Sie paßte, mit der Kohler nach oben gegangen sei, daß Waggs erschienen sei und daß die beiden kurz danach das Weite gesucht hätten, als wäre ihnen der Leibhaftige über den Weg gelaufen. Wobei mir einfällt – mir ist klar, daß Sie sich schlichtweg freuen, mich zu sehen, aber könnten Sie sich eine Weile senkrecht freuen?«
    »Äh? Oh! Entschuldigung.«
    Er schob sich vom Bett. So ganz unrecht hatte sie nicht, merkte er. Ein gewisses Vergnügen hatte sich eingeschlichen, als sie aufeinanderlagen, und es war nicht mit dem vergleichbar, was er vom Rugby her kannte.
    Beim aufrechten Stehen verband sich das Vergnügen mit Schmerzen. Er legte die Hand in den Nacken und verzog das Gesicht.
    »Alles in Ordnung?« fragte Linda Steele, die scharfe Augen hatte.
    »Gleich. Jemand hat mir gewaltig eine übergezogen. Waggs vermutlich.«
    »Herr im Himmel! Ist es schlimm?« fragte sie rührend besorgt. »Brauchen Sie einen Arzt?«
    »Nein, Mädel. Ich habe gehört, was einem die Kerle hier abknöpfen. Sie können mich mit allem versorgen, was ich brauche.«
    »Woran denken Sie?« fragte sie unsicher.
    Lächelnd erwiderte er: »Schauen Sie mal auf die Uhr. Es ist Stunden her, daß Sie mich zum Frühstück eingeladen haben, und mein Bauch denkt, jemand hat mir die Kehle durchgeschnitten.«
     
    Dalziel war sich noch nicht darüber im klaren, wie weit er Linda Steele einweihen sollte, doch sein Instinkt riet ihm, es bei wenig zu belassen. Sie war schließlich nicht nur eine Frau, sondern auch noch Journalistin, und beide Kategorien nahmen auf Dalziels Rangliste der Personen, die etwas wissen mußten, keinen hohen Platz ein. Eine Frau mußte wissen, wie man ein Ei kochte, über den Rest konnte man streiten. Bei einer Journalistin reichte es, wenn sie wußte, wie man einatmete.
    Andererseits verdankte er dieser hier nicht nur Cissy Kohlers Adresse, sondern sie übernahm auch noch seine Spesen, was ihn mindestens so neugierig wie dankbar machte. So etwas wie eine freie Journalistin gab es nicht.
    Außerdem war sie merkwürdig attraktiv, auch dental gesehen. Ein warmes Glühen überkam ihn, als er sich an die Stellung ihrer beider Beine unter dem Frühstückstisch erinnerte.
    Sie brachte ihn in ein Bistro, von dem sie behauptete, es sei das beste der Stadt. Sie saßen nebeneinander, was den Möglichkeiten, die Beine ineinanderzuverhaken, natürliche Grenzen setzte, dafür waren die Bedingungen zum Reiben des Gluteus maximal.
    Interessanterweise schien sie mit seinem oberflächlichen Bericht, wie er die Kohler entdeckt habe, als sie aus dem Apartmenthaus kam, ihr eine Stunde lang durch die Stadt gefolgt sei und sie dann angesprochen habe, als sie wieder zurück ins Haus wollte, durchaus zufrieden zu sein.
    »Sie haben also keine Ahnung, wohin unser Pärchen sich abgesetzt hat? Oder warum?« fragte sie.
    »Wäre schön, wenn ich das wüßte. Laß die Speisekarte, Schätzchen, ich eß das da.«
    Er wies auf den übervollen Teller auf einem Nachbartisch. Doch als die Kellnerin kam, hörte er, wie Linda Steele nur ein Sandwich bestellte. Seine Miene verfinsterte sich, weil sie so knauserig war, bis ein hoch aufgehäufter Teller vor ihm stand.
    »Das ist ein Sandwich?« fragte er erstaunt.
    »Stimmt was nicht?«
    »Nein, Mädel. Was

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