Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
Vom Netzwerk:
interessieren nicht. Es geht nur um das, was du willst.»
    «Ja. Es geht nur um mich.»
    «Dann verpiß dich doch», sagte sie, saß immer noch regungslos auf ihrer Stuhlkante. «Geh, verpiß dich endlich. Verschwinde.»
    «Okay.» Sam ging zur Tür, öffnete sie und ging hinaus.
    «Sam», rief sie, als er die Tür hinter sich zuzog.
    Er zögerte. Beinahe frei. «Was denn?» sagte er, als Wanda in den Flur kam; ihr Gesicht jetzt so nah, daß er einfach eine Hand ausstrecken und es berühren könnte.
    «Du bist durch und durch ein Mistkerl», sagte sie und knallte ihm die Tür vor der Nase zu.
    Er ließ den Motor an und fuhr nach Hause. Während der Fahrt begann die Frage in seinem Kopf Gestalt anzunehmen. Er parkte den Wagen am Straßenrand und fand seinen Schlüssel. In der Wohnung warf er einen Blick auf die Heiratsanträge, die er mit der Post erhalten hatte. Las die Morddrohungen. Er schob Desire in das Tapedeck und schnitt eine Scheibe Brot für den Toaster.
    Während das Brot braun wurde, trat die Frage, voll ausformuliert, in seinen Kopf, und er sprach es laut aus: «Scheiße, was hab ich getan? Sie war eine richtig nette Frau.»
     

Kapitel 22
     
    In dem neuen Gewerbegebiet an der Ringstraße befand sich eine Firma namens Lotza Bullets, und dorthin fuhr Sam am nächsten Morgen als erstes. Er drückte gegen die Tür, um hineinzugehen, und
    mußte feststellen, daß sie abgeschlossen war. Auf einem Schild stand: GEÖFFNET, BITTE KLINGELN. Sam drückte auf die Klingel.
    Ein großer, gepflegter Mann mit einer randlosen Brille kam zur Tür und ließ ihn herein. «Ich telefoniere gerade. Bin sofort bei Ihnen.» Während er wartete, sah Sam sich die Auslagen in den Waffenschränken an. Mehrere Namen aus Pulp Fiction sprangen ihm ins Auge: Magnum, Smith & Wesson, Mauser, Walther - alle waren da, ausgebreitet vor seinen Augen. Die sehen nicht so gut aus, wie sie klingen, dachte Sam. Die Namen sind Magie, aber die Wirklichkeit der Gegenstände an sich war gewöhnlich. Sie besaßen wenig Stil. Sie prahlten mit einem haarsträubenden Utilitarismus.
    Sam ging weiter zu einer Vitrine voller Jagdmesser. Vielleicht war darunter ein Messer, wie Graham East es benutzte? Ganz sicher war es eine übel aussehende Kollektion von Waffen. Mit dem riesigen Bowiemesser der Special Forces zum Beispiel könnte man einem Mann den Kopf abtrennen, und direkt darunter war etwas namens Black Jackal Hunter mit gezackter Schneide und einer gemeinen kleinen Biegung an der Spitze. Konstruiert, um einem die Lust zu nehmen, sofern man jemals ein schwarzer Schakal sein wollte.
    Sam las einen Hinweis an der Wand, mit dem für die Shooter’s Rights Association geworben wurde, einer Organisation, die sich dem Schutz des Waffenbesitzers vor Belästigung durch Polizei und Behörden widmete. Heutzutage bildet sich jeder ein, irgendwelche Rechte zu haben.
    Der Typ am Telefon redete über Straßenkriminelle. «Sie dürfen nicht vergessen», sagte er in die Sprechmuschel, «daß der durchschnittliche Gangster sich jederzeit Ihrer Hände bewußt ist. Er besitzt die Schläue der Straße. Wenn er Sie abschätzt, sucht er nach zwei Dingen. Erstens muß er Ihre beiden Hände sehen, zweitens meidet er jede Form des direkten Blickkontakts. Ob Sie eine Kanone haben oder nicht, wenn Sie den Ganoven auf sich zukommen sehen, sogar wenn sie zu zweit sind, stellen Sie Blickkontakt mit dem ersten her und stecken die rechte Hand in die Jackentasche. Zehn zu eins, daß der Ganove einen Rückzieher macht.»
    Sam konnte nicht hören, was die Person am anderen Ende der Leitung sagte. «Eliot», sagte der Inhaber des Waffengeschäfts, «wenn er keinen Rückzieher macht, dann ziehen Sie Ihre Kanone aus der Ta- § sehe. Und wenn er dann immer noch keinen Rückzieher macht, knallen Sie den Wichser eben ab.» Er legte den Hörer aus der Hand und kam aus seinem Büro.
    «Was kann ich für Sie tun?» fragte er und lächelte, als habe er Blei im Mund.
    «Ich will eine Kanone», sagte Sam.
    «Was für eine?»
    «Irgendeine Pistole. Ich brauche etwas, das nicht zu schwer ist, das in meine Tasche paßt. Aber auch wieder groß genug, oder häßlich genug, um Leute abzuschrecken.»
    Der Inhaber sah Sam schräg von der Seite an. «Haben Sie einen Waffenschein?»
    Sam schüttelte den Kopf. «Nein.»
    «Wollen Sie mich verkohlen oder was?»
    «Nein», erwiderte Sam. «Ich brauche eine Kanone. Erklären Sie mir, wie ich einen Waffenschein bekomme.»
    «Wenn Sie keinen Waffenschein haben,

Weitere Kostenlose Bücher