Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum
Anna schwingt sich aufs Fahrrad und saust davon.
Vielleicht braucht Elasti eher eine gute Psychoanalytikerin als eine Anna.
Samstag, 17. März
Trennt ihr euch?
1. Der kleine Hobbit hat sich einen Virus eingefangen. Seit ein paar Stunden besteht seine einzige Beschäftigung darin, zu kacken und zu kotzen, vorzugsweise auf Elasti-Mamas Arm.
2. Wegen der Krankheit des Kobolds ist ein wunderbares Wochenende im Aostatal ins Wasser gefallen, ein Fest im Schloss des adeligen Signor Artù, seines Zeichens Verlobter der glücklichen Oma K.
3. Schon zum dritten Mal in drei Monaten hat der Mixer, Elasti-Mamas bevorzugtes Haushaltsgerät, den Geist aufgegeben. Die untreue Seele hat ihr Leben ausgehaucht, während sie gerade das Abendessen vorbereitete.
4. Signor Faruk, Malermeister, hat heute Morgen Felicity Place besucht, um auf gut Glück Renovierungsarbeiten durchzuführen - den Anstrich ausbessern, nannte er es. Das Ergebnis: Farbe überall, sogar in den Ohren der Hobbits.
5. Mister Wonder hat das dringende Bedürfnis verspürt, einen marxistischen Wirtschaftswissenschaftlerkollegen anzurufen, und zwar gerade während: das Haushaltsgerät in den letzten Zügen lag, der kleine Hobbit ein beunruhigendes Stöhnen von sich gab, Vorbote noch beunruhigenderer Auswirkungen des Virus, und der große Hobbit sich in der Wanne vergnügte und dabei wie immer das Bad überschwemmte.
Um 19.30 Uhr fühlt sich Elasti-Mama als Katalysator des Unglücks der ganzen Welt. Sie ist traurig wie das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern und wütend wie ein Werwolf. Und sie sucht nur noch einen Vorwand, um der Bestie, die von ihr Besitz ergriffen hat, die Zügel schießen zu lassen.
Mister Wonder startet in dem Glauben, der Familie damit seinen guten Willen zu beweisen, eine Maschine voll Wäsche. Das genügt.
Elasti-Mama macht ihm eine Riesenszene zum Thema richtiger und falscher Gebrauch der Waschmaschine.
Mister Wonder begreift nicht, dass dieser Wutausbruch eine grundlegende therapeutische Funktion erfüllt. Und wird seinerseits wütend.
Mitten in dem Gerangel, für das die Wäsche nur als Vorwand dient, tritt der große Kobold auf den Plan. »Streitet ihr?«, fragt er in beiläufigem Tonfall.
»Nein, mein Schatz, aber stör uns jetzt nicht«, versucht Elasti-Mama ihn zum Schweigen zu bringen.
»Trennt ihr euch jetzt?«
»... wie bitte?«
»Ich habe gefragt, ob ihr euch jetzt trennt. Und ich meine damit, dass jeder für sich wohnt ... Das passiert bei Leuten, die oft streiten ...«
Uns trennen? Oft streiten? Was redet er denn da? Was denkst du denn von uns, du armes Kind? Ich bin ein Dummkopf. Damit muss Schluss sein.
Elasti-Mama hält inne. Sie atmet tief ein und aus und fängt ihre Riesenbestie wieder ein.
Montag, 19. März
Zeichne deinen Papa, oder: Hobbit-Ungeheuer
Vatertag.
Mister Wonder ist in London, wo er seinen Ehrentag wahrscheinlich mit seiner anderen, der englischen, Familie begeht.
In der Vorschule übergibt Dominatrix Elasti-Mama das Geschenk für den Papa, ein handgefertigtes Kunstwerk. Es handelt sich um einen kleinen Koffer, hergestellt aus gelbem Kartonpapier. Außen die farbigen Abdrücke von zwei riesengroßen Hobbit-Füßen. Im Inneren ein düsteres Bild mit erklärender Legende.
»Sie sollten ihren Papa malen ... Die anderen Kinder haben das auch gemacht, nur er hat das hier gemalt ...«, sagt die Erzieherin fassungslos.
»Mein Schatz, das ist wirklich sehr hübsch ... Aber das ist nicht Papa ... mein Kleiner ...«
Das Bild zeigt einen großen Fleck in fröhlichen Lila- und Schwarztönen. In der Legende, die der Hobbit der Kindergärtnerin diktiert hat, heißt es wörtlich: »Ich habe einen See und einen Ritter gezeichnet, der sich versteckt, damit ihn der Drache nicht sieht.«
Klar. Es ist Vatertag, die anderen Kinder haben ihren Vater gezeichnet, er hat - in den Farben des Todes - den Ritter vom See gezeichnet, der sich vor dem Drachen versteckt.
Was soll daran seltsam sein? Er ist ein Hobbit, und sein Papa programmiert ihn darauf, dass er eine Gestalt aus Herr der Ringe wird.
Seit er überhaupt in der Lage ist, »Ring« zu sagen, ist Gandalf sein Held, seine Freunde sind Bilbo und Frodo Beutlin, und gegen die Uruk-Hai-Krieger und die Nazgûl hegt er einen abgrundtiefen Hass.
Warum um alles in der Welt sollte er also einen banalen Papa mit zwei Augen, einer Nase, Locken und einer runden Brille malen?
Sie muss dringend mit Mister Wonder sprechen, und zwar bevor auch für
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