Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Titel: Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia de Lillo
Vom Netzwerk:
Arme. Der große Hobbit, von unbezähmbarer Eifersucht ergriffen, schlägt schreiend um sich. »Mich nimmst du nie in den Arm! Mich begrüßt du nie! Du hast nur Augen für diese Heulsuse! Der macht immer einen auf lieb, aber sobald du dich umdrehst, haut er dir, wamm, die Blockflöte auf den Kopf!«
    Elasti-Mama setzt den Kleinen ab und umarmt den Großen. Der Kleine verdreht die Augen und bricht keuchend auf dem Boden zusammen. Elasti-Mama trägt beide zum Sofa.
    »Jetzt kuscheln wir alle zusammen«, sagt sie und überschüttet die vom Teufel besessenen Zwerge mit Küssen. Der kleine Hobbit wirft dem großen die Fernbedienung an den Kopf. Der große verpasst ihm einen Fausthieb. Der kleine weint, der große weint. Elasti-Mama nutzt die allgemeine Verwirrung und zieht sie aus.
    »So, jetzt nehmen wir ein schönes Bad, das entspannt«, flötet Elasti-Mama, die am liebsten weglaufen und die beiden Kreaturen sich selbst überlassen würde, damit sie sich gegenseitig zerfleischen.
    19.30 Uhr. In der Badewanne versucht der Große vergeblich, den Kleinen zu ertränken.
    20.00 Uhr. Bei Tisch. Die beiden stürzen sich wie ausgehungerte Tiere auf das Abendessen. Der Kleine stibitzt dem Großen etwas vom Teller. »Homo homini lupus« als lebendes Bild.
    21.00 Uhr. Die Bestien schlafen. Mister Wonder ist weit weg. Elasti-Mama bräuchte Ersatzbefriedigung, aber sie hat sich rigoros auf Diät gesetzt. Auf dem Sofa vor dem Fernseher ausgestreckt, hat sie einen Riesenbeutel salziges Popcorn, in der Mikrowelle geröstet, verschlungen und dazu einen Mango-Lassi getrunken und sich eingeredet, das mache alles nicht dick.
     
Donnerstag, 20. September
    Männer sind anders
     
    Cecilia ist von einem Auto erfasst worden, dessen Fahrer ein Stoppschild missachtet hat. Sie war auf dem Fahrrad unterwegs und ist verletzt. Heute war sie nach einigen Tagen Abwesenheit zum ersten Mal wieder in der Redaktion - hinkend und auf einen eleganten Gehstock gestützt, der einst ihrem Urgroßvater gehört hatte.
    »Wie geht es dir, Kollegin und Freundin?«, fragte Elasti-Mama.
    »Ganz gut. Aber mein Mann Tobia sieht ziemlich mitgenommen aus«, erzählte sie.
    Cecilia lag vier Tage lang bewegungsunfähig und schmerzgequält auf dem Sofa. Tobia kochte, spülte ab, wusch Wäsche, hängte sie auf und bügelte sie. Auch um die kleine Paola, ihre Tochter, kümmerte er sich. Jeden Morgen diskutierten sie lange, welches Kleid, welche Strümpfe und welche Schuhe sie anziehen soll. Er flocht ihr die Zöpfe und brachte sie in den Kindergarten, ehe er in die Arbeit hetzte. Um sie nachmittags abzuholen, stahl er sich aus der Arbeit davon wie ein Dieb. Er badete mit ihr und sie spielten bis zum Abendessen.
    96 endlose Stunden lang machte Tobia das, was viele Mütter jahrelang tagtäglich tun.
    Jetzt ist Tobia nur noch ein Schatten seiner selbst.
     
Samstag, 22. September
    Afghanistan, Taliban und Hobbit-Überlegungen
     
    Die Elasti-Familie sitzt im Auto, das Radio läuft.
    »Mama, was heißt Affganisdan?«, fragt der große Hobbit. »Afghanistan ist ein Land, das ganz arm ist und sehr viel Pech hat.«
    »Warum?«
    »Weil es schon sehr oft angegriffen und besetzt wurde.«
    »Von wem?«
    »Von Persern, Griechen, Mongolen, Arabern, Türken, Russen ... und dann haben dort die Taliban regiert, die ganz schrecklich sind.«
    »Was machen die denn Schreckliches?«, fragt der Hobbit, der Geschichten umso interessanter findet, je grausamer und hoffnungsloser sie sind.
    »Man sagt, dass dort singen, tanzen und lesen ebenso verboten ist, wie ins Kino zu gehen. Glücklichsein ist verboten. Man sagt, dass die Frauen im Haus bleiben müssen und nie ausgehen dürfen, und dass die Männer einen langen Bart tragen und ständig beten müssen.«
    »Und warum denn das alles?«
    »Weil diese Leute glauben, dass Gott es so will, aber das kann gar nicht sein.«
    Der Hobbit sieht schweigend aus dem Fenster und überlegt. »Nein, das kann nicht sein. In einem solchen Land ist Gott bestimmt schon gestorben«, stellt er überzeugt fest.
    Der kleine Hobbit gibt seit einer halben Stunde wie unter einem Zwang »brum brum brum« von sich.
    Elasti-Mama schlägt vor, eine Pause zu machen und ein Eis zu essen.
     
Sonntag, 23. September
    Die zerstörerische Kraft der Hobbits und ihre Rache
     
    Mister Wonder besucht London in letzter Zeit häufiger als die Elasti-Familie. Elasti-Mama und die Hobbits hegen im Verborgenen einen Groll, der nach Rache verlangt.
    Mister Wonder ist für das Wochenende

Weitere Kostenlose Bücher