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Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition)

Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition)

Titel: Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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Charles Bond doch war. Cassie hatte ihn vom ersten Augenblick an nicht ausstehen können. Dass es sich umgekehrt ein wenig anders verhielt, hatte sie schon an ihrem ersten Arbeitstag bei Dolphin Books zu spüren bekommen. Bond war verheiratet und bereits Anfang fünfzig, doch das hatte ihn nicht daran gehindert, ihr bereits an ihrem ersten Arbeitstag unmissverständliche Angebote zu machen. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, ihn selbst in die Schranken zu weisen, war sie schließlich zu Mr. Berkeley gegangen. Seitdem hatte sie nicht mehr mit Bond zusammenarbeiten müssen und war ihm so gut wie möglich aus dem Weg gegangen.
    Jetzt aber hatte sich die Situation stark zu ihrem Nachteil verändert. Während der Abwesenheit des Verlagsleiters saß Bond am längeren Hebel, und Cassie zweifelte nicht daran, dass er ihr das Leben zur Hölle machen würde, wo auch immer er nur konnte. Ein eisiger Schauer durchfuhr sie, als sie daran dachte, dass ihre Zukunft sich in den Händen gleich zweier unberechenbarer Männer befand.
    Dass der alte Lüstling sie beim geringsten Anlass feuern würde, bezweifelte Cassie keine Sekunde. Und Dale spielte ihm mit seiner starrköpfigen Weigerung, sie ihren Job machen zu lassen, auch noch in die Hände. Was sollte sie denn bloß tun? Sie musste an Dales Manuskript, koste es, was es wolle. Wenn es ihr nicht gelang, würde sie am Ende des Monats auf der Straße sitzen.
    In diesem Fall heiligt der Zweck die Mittel, fand Cassie und erhob sich vom Bett. Sie würde noch einmal versuchen, Dale davon zu überzeugen, ihr den Roman freiwillig zu überlassen. Sollte er sich weiterhin weigern, mit ihr zu kooperieren, war er für die Konsequenzen selbst verantwortlich.
    Trotzdem war ihr alles andere als wohl bei dem Gedanken, einfach so in das Arbeitszimmer ihres Gastgebers einzudringen. Sie war doch keine Spionin! Doch was ließ man ihr schon für eine Wahl? Wenn sie Bond nicht bald Ergebnisse lieferte, würde sie ihren Job verlieren. Schon einmal hatte sie alles verloren, an dem ihr Herz hing. Sie war nicht erpicht darauf, diese Erfahrung zu wiederholen.
    Dale seufzte resigniert, als er den Absatz las, den er gerade zu Papier gebracht hatte. Was für eine zusammenhanglose Aneinanderreihung von Unsinn. Einen Literaturpreis würde er dafür ganz sicher nicht gewinnen, so viel stand fest. Doch wie sollte man sich auch konzentrieren, wenn einem ständig andere Dinge im Kopf herumschwirrten?
    Noch immer war ihm keine Idee gekommen, wie es ihm gelingen konnte, Cassie zu besänftigen und zugleich ruhigzustellen. Der einzige Weg schien zu sein, ihr sein Manuskript zu überlassen – und das war wirklich völlig undenkbar!
    Er lehnte sich auf seinem Schreibtischstuhl zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Dabei ließ er den Blick über die verschieden hohen Stapel Papier wandern, die sich auf jeder freien Fläche des Arbeitszimmers türmten. Jeder von ihnen war mit winziger Schrift und minimalem Zeilenabstand bedruckt, und die Manuskriptseite, die sein Drucker als Letztes ausgeworfen hatte, enthielt den Beginn des achtundfünfzigsten Kapitels seines aktuellen Romans
Einsame Herzen
– Seite eintausendachthundertsechzig. Und das Ende der Story war noch nicht einmal in Sichtweite!
    Irgendwo am Ende des zwölften Kapitels hatte er angefangen, sich in seiner eigenen Geschichte zu verlieren. Der Plot hatte mittlerweile so viele Nebenhandlungen entwickelt, dass Dale mitunter selbst nicht mehr folgen konnte. Einen roten Faden gab es spätestens seit dem fünfzehnten Kapitel nicht mehr, und doch konnte er sich einfach nicht dazu durchringen, den Roman zu beenden.
    Wie in Gottes Namen sollte er das irgendjemandem erklären?
    Ein leises Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. Er murmelte einen Fluch. “Verdammt, was soll denn das? Malin, du weißt genau, dass ich nicht gestört werden möchte, wenn ich in meinem Arbeitszimmer bin. Kann man denn in diesem Hause nicht einmal in Ruhe arbeiten?”
    “Entschuldigen Sie, aber ich würde gerne kurz mit Ihnen sprechen, wenn das möglich ist.”
    Dale zuckte zusammen, als er Cassies Stimme erkannte. Das war nicht gut. Er konnte sie unmöglich ins Zimmer lassen, also musste er versuchen, sie schnell abzuwimmeln. Doch irgendwie ahnte er bereits, dass das nicht einfach werden würde. Nervös fuhr er sich durchs Haar.
    “Können wir das nicht auf später verschieben? Ich bin gerade mitten in einer wichtigen Szene und würde meine Arbeit jetzt nur ungern

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