Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition)
schmecken, während Cassie nervös die Reste ihrer
Apfeltårta
mit der Gabel über den Teller schob.
“Also, was ist los?”, fragte er schließlich und schob seinen Teller zur Seite. “Haben Sie die beiden Kapitel schon gelesen?”
Sie nickte. “Ja, das habe ich in der Tat. Und ich muss sagen, sie gefallen mir wirklich gut.”
“Na, dann ist doch alles bestens.”
“Nun ja, nicht ganz”, widersprach sie nach kurzem Zögern. “Sie werden doch sicherlich verstehen, dass ich mein endgültiges Urteil erst dann abgeben kann, wenn ich den ganzen Roman gelesen habe. Und deshalb möchte ich Sie bitten, mir auch die restlichen Kapitel zu überlassen.”
Dale atmete hörbar aus. “Verstehen kann ich das schon. Aber ich fürchte, dass ich diesem Wunsch leider trotzdem nicht entsprechen kann.”
“Nicht? Aber warum denn?” Verständnislos schüttelte sie den Kopf. “Wissen Sie was? Sie sind der sturste Mensch, der mir jemals untergekommen ist. Merken Sie denn gar nicht, dass Sie sich mit Ihrem Verhalten selbst in Schwierigkeiten bringen? Sie haben einen Vertrag, schon vergessen?”
“Darüber sollten Sie sich wirklich nicht Ihren hübschen Kopf zerbrechen.” Seine Züge wurden hart. “Richten Sie Mr. Berkeley aus, dass ich Sie den Roman lesen lasse, sobald ich ihn vollendet habe – und nicht eine Sekunde früher.”
“Aber …”
“Kein aber!” Abrupt stand er auf und funkelte sie zornig an. “Es tut mir leid, ich will Ihnen wirklich keinen Ärger machen, Cassie, aber ich werde meine Meinung nicht ändern. Und deshalb wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie nicht weiter versuchen würden, mich zu überreden, mein Manuskript herauszugeben.”
“Was ist denn mit Ihnen los, meine Liebe? Sie sind ja ganz blass geworden.” Malin, die mit einem Bund Kräuter, die sie für die Zubereitung des Abendessens benötigte, zurück in die Küche gekommen war, musterte Cassie besorgt. “War etwas mit der
Tårta
nicht in Ordnung?”
Cassie rang sich ein schwaches Lächeln ab und streichelte gedankenverloren die graue Katze, die der Haushälterin gefolgt war und es sich nun auf Cassies Schoß gemütlich machte. “Nein, der Kuchen war köstlich. Vielen Dank.”
Für einen Moment schien Malin mit sich zu ringen, doch schließlich seufzte sie, setzte sich neben die junge Engländerin und ergriff ihre Hand. “Ich will mich ja nicht aufdrängen, meine Liebe, aber ich habe schon länger das Gefühl, dass Sie etwas bedrückt. Manchmal hilft es, wenn man mit jemandem über seine Sorgen reden kann, wissen Sie?”
Sorgen? Ja, die hatte Cassie wirklich. Ihr ganzes Leben stand ein weiteres Mal kurz davor, völlig aus den Fugen zu geraten. Mit seiner Weigerung, ihr das Manuskript auszuhändigen, hatte Dale sie völlig in die Ecke gedrängt.
Jetzt blieben ihr nur noch zwei Alternativen. Natürlich konnte sie Charles Bond gleich jetzt anrufen und ihm ihre Niederlage gestehen. Doch das würde mit beinahe an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bedeuten, dass sie ihren Job verlor – und das durfte auf gar keinen Fall passieren. Unglücklicherweise bestand die einzig andere Möglichkeit darin, Dale auf niederträchtige Art und Weise zu hintergehen – und das behagte ihr ganz und gar nicht. Aber was hatte sie schon für eine Wahl? Sie stand mit dem Rücken an der Wand.
“Cassie? Ist alles in Ordnung?”
Sie nickte. “Ja, ich bin okay. Es ist nur, dass mich Dales Verhalten in Teufels Küche bringt. Ich will Ihnen die Details ersparen, aber für mich hängt ziemlich viel davon ab, dass ich diesen Auftrag zu einem erfolgreichen Ende bringe. Aber das interessiert Sie sicherlich nicht …”
“Ach was.” Malin lächelte aufmunternd. “Hören Sie, Cassie, ich mag Sie. Sie scheinen eine nette und vernünftige Person zu sein. Daher will ich Ihnen etwas über Dale erzählen. Er war nämlich nicht immer so … nun, nennen wir es einmal einsiedlerisch. Damals, als Annika noch lebte, war er einer der lebenslustigsten und humorvollsten Menschen, die ich jemals kennengelernt habe.”
“Annika? Ist … War das seine Frau? In Dales Verlagsdossier habe ich gelesen, dass sie tödlich verunglückt ist.”
Malin seufzte schwer. “Ja, das stimmt. Sie kam vor einigen Jahren bei einem Autounfall ums Leben. Es war ein schwerer Schicksalsschlag für ihn. Er und Annika waren ein Herz und eine Seele. Sie so plötzlich zu verlieren, hat ihn völlig aus der Bahn geworfen. Eine Weile lang befürchtete ich schon, er würde sich niemals
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