Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition)
…
Malin schien allerdings von dem Gedanken, dass Cassie und Dale gemeinsam an der Hochzeit ihres Nachbarn teilnahmen, regelrecht besessen zu sein. “Ich sag euch was, Kinder. Ihr macht euch jetzt beide schick, und dann amüsiert ihr euch ein bisschen. Für dich, Dale, wird es langsam Zeit, mal wieder unter Menschen zu kommen. Und Cassie sollte sich die Chance, eine echte schwedische Familienfeier zu erleben, wirklich nicht entgehen lassen.”
Zuerst war Cassie sicher gewesen, dass Dale sich vehement weigern würde, auf Malins Vorschlag einzugehen. Umso überraschter war sie daher, als er schließlich resigniert seufzte. “Okay, wenn Cassie einverstanden ist, sollst du deinen Willen bekommen.” Mit einem verschwörerischen Blinzeln wandte er sich an Cassie. “Wir sollten besser tun, was sie sagt. Malin kann unausstehlich sein, wenn nicht alle nach ihrer Pfeife tanzen.”
“Ach, du unverschämter Bengel!”, rief die gutmütige Haushälterin aus, doch sie lachte, und man merkte ihr an, dass sie nicht böse auf ihren Schützling war. Allerdings war Cassie doch ein wenig irritiert über Dales plötzlichen Sinneswandel. Warum war er plötzlich so guter Dinge? Sie wurde einfach nicht schlau aus diesem Mann.
Schon zwei Stunden später legte die Skägård an dem kleinen Landungssteg der Insel Grisholm an, die im Besitz der Familie Svanberg war. Schon von Weitem hörte Cassie fröhliche Musik, und beinahe gegen ihren Willen stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen.
“Kommen Sie.” Dale half ihr auf den Steg. “Ich mache Sie erst einmal mit allen bekannt.”
Cassies anfängliches Unbehagen verflog rasch, als sie die Svanbergs und ihre Gäste kennengelernt hatte. Frederik und seine Braut begrüßten Cassie wie eine alte Freundin, gar nicht wie einen ungebetenen Eindringling, worüber sie sich sehr freute. Überhaupt war die Stimmung einfach nur fantastisch. Eine eigens engagierte Tanzkapelle spielte eine schwungvolle Mischung aus traditionellen schwedischen Volksliedern und modernen Popsongs, und auf der kleinen Tanzfläche herrschte großer Andrang.
Da das Fest im Freien auf einer Waldlichtung begangen wurde, waren hölzerne weiße Pavillons aufgestellt worden, die mit bunten Lampions und Blumengirlanden geschmückt waren. Überall standen Tische mit kleinen Appetithäppchen und dekorativen Windlichtern. Es sah einfach bezaubernd aus, wie ein Märchenwald, der zum Leben erwacht war.
“Haben Sie Appetit?”, fragte Dale, nachdem sie eine Weile lang die Tanzenden beobachtet hatten. “Ich könnte einen ganzen Elch verdrücken.”
Cassie lachte. “Um ehrlich zu sein, ich bin am Verhungern. Was meinen Sie, sollen wir das Buffet stürmen?”
“Haut rein”, rief der Bräutigam, der Cassies Worte zufällig mit angehört hatte. “Meine Mutter hat so viel vorbereitet, dass wir wahrscheinlich noch drei Wochen davon essen können, wenn nicht alle tüchtig zulangen.”
Das ließen Dale und Cassie sich nicht zweimal sagen. Ihre Teller waren voll beladen mit köstlich duftenden
Köttbullar
, kleinen delikaten Hackfleischbällchen, Kartoffelgratin und geschmortem Gemüse. Als sie aufgegessen hatten, rieb Cassie sich lachend über den Bauch. “Lieber Himmel, ich glaube, ich platze gleich.”
“Moment, ich glaube, da weiß ich genau das richtige Mittel.” Dale verschwand in der Menge der feiernden Gäste. Als er wieder auftauchte, trug er zwei Gläser und eine Flasche Champagner in den Händen. “So, jetzt stoßen wir erst einmal an. Zur Verdauung trinkt man hierzulande eigentlich eher Aquavit, aber ich konnte dem Zeug noch nie etwas abgewinnen.”
Cassie war überrascht darüber, wie gelöst Dale plötzlich wirkte. Seit sie Svergå verlassen hatten, war er wie ausgewechselt. Es schien, als wäre eine tonnenschwere Last von ihm abgefallen. Er war kaum mehr wiederzuerkennen. Oder war es vielleicht weniger die Insel als sein so sorgsam gehütetes Geheimnis, das ihn belastete?
Hör auf, dir darüber den Kopf zu zerbrechen, und genieße diesen Abend einfach, sagte sie sich. Wer weiß schon, wie oft du noch die Möglichkeit dazu hast?
Dieser Gedanke wirkte niederschmetternd auf Cassies Gemüt. Mit einem Mal waren sie wieder da, die Sorgen, wie es mit ihrem Leben weitergehen sollte. Dale schien ihr plötzlicher Stimmungsumschwung nicht entgangen zu sein. Er stützte den Ellbogen auf die Tischplatte, legte das Kinn in die hohle Hand und blickte Cassie fragend an.
Anstatt zu antworten, nahm sie die Champagnerflasche
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