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Insel der blauen Delphine

Titel: Insel der blauen Delphine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott O Dell
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Felsblock aus konnte ich den Feuerschein im Lager der Aleuter sehen. Ihre Zelte standen auf der Mesa, an der gleichen Stelle, wo die Jäger das letzte Mal gelagert hatten. Ich schätzte die Entfernung bis zu meiner Höhle auf weniger als eine halbe Meile. Lange stand ich auf dem Felsblock und beobachtete die Lagerfeuer und überlegte mir, ob ich nicht besser in einen anderen Teil der Insel übersiedelte, vielleicht in die Höhle der wilden Hunde. Die Männer würden mich hier kaum entdecken; sie arbeiteten den ganzen Tag am Strand oder jagten in ihren Kanus. Aber das Mädchen bedeutete eine Gefahi für mich. Auf der Suche nach Wurzeln und Samenkörnern konnte es sich in die Schlucht verirren und trotz des dichten Gestrüpps unversehens auf die Quelle stoßen. Und dort würde es meine Spuren finden, die zur Höhle führten. Ich stand auf dem Felsblock, bis die Feuer der Aleuter niedergebrannt waren. Ich überdachte alles, was ich tun, alle Orte, die ich aufsuchen konnte, und zuletzt beschloss ich, in der Schlucht zu bleiben. Auf der anderen Seite der Insel gab es keine Quellen und vor allem würde ich schwerlich ein neues Versteck für mein Kanu finden. Vom Kanu aber durfte ich mich nicht trennen, da es mir im Notfall zur Flucht verhelfen musste. So kehrte ich in die Höhle zurück und blieb dort, bis der Mond voll war. Dann ging uns die Nahrung aus. In der Nacht machte ich mich mit Rontu auf den Weg zur Bergkuppe, und als wir am Haus vorbeigingen, bemerkte ich, dass in meinem Zaun drei Walrippen fehlten. Sonst nahm ich nichts Ungewöhnliches wahr. Rontu hätte gebellt, wenn jemand sich in der Nähe aufgehalten hätte. Wir warteten auf der Kuppe, bis die Ebbe einsetzte. Dies geschah kurz vor Tagesanbruch. Dann gingen wir zur Küste hinab, wo ich einen Korb mit Meerwasser und Abalonen füllte. Wir waren wieder zurück in unserer Höhle, ehe es richtig hell geworden war. Im Meerwasser blieben die Abalonen mehrere Tage frisch, aber als wir sie aufgegessen hatten und eines Nachts aufbrachen, um neue zu holen, war es so dunkel, dass wir den Weg zum Riff niemals gefunden hätten. Es blieb mir nichts anderes übrig, als nach Wurzeln zu suchen. Dies tat ich jeden Morgen bis zum nächsten Mond, da wir uns ohne Gefahr wieder an die Küste begeben konnten. In all dieser Zeit begegnete ich keinem einzigen Aleuter. Auch das Mädchen zeigte sich nie in der Nähe der Höhle; ich hatte jedoch seine Fußabdrücke am Eingang der Schlucht entdeckt und daraus geschlossen, dass es hier nach Wurzeln grub. Hunde hatten die Aleuter keine bei sich und darüber war ich sehr froh, denn die Hunde wären Rontus Spuren gefolgt und hätten uns in der Höhle aufgestöbert. Für Rontu und mich war es keine vergnügliche Zeit. Die Tage wollten kein Ende nehmen. Zuerst war Rontu beständig in der Höhle auf und ab gelaufen und dann wieder schnuppernd an der versperrten Öffnung stehen geblieben. Ich ließ ihn nie allein hinaus, da ich fürchtete, er würde zum Lager der Aleuter laufen und nicht mehr zurückkommen. Nach einer Weile begann er sich an sein neues Leben zu gewöhnen. Er lag den ganzen Tag zu meinen Füßen und schaute mir bei allem, was ich tat, zu. Trotz  der Ritzen, durch welche hier und da ein Sonnenstrahl fiel, blieb es in der Höhle finster, deshalb ließ ich eine Anzahl kleiner Fische brennen, die ich zu diesem Zweck getrocknet hatte. In dem Licht, das sie verbreiteten, nähte ich mein Kormorankleid. Ich nähte von früh bis spät. Die zehn Häute, die ich vom Hohen Felsen mitgebracht hatte, waren jetzt trocken genug. Sie stammten alle von männlichen Kormoranen. Diese haben ein dichteres und viel glänzenderes Gefieder als die Weibchen. Die Arbeit am Yuccafasernrock war verhältnismäßig einfach gewesen. Das neue Kleid aber sollte ein Prunkstück werden. Ich schnitt daher die Häute mit besonderer Sorgfalt zurecht und nähte sie so kunstvoll, wie ich es verstand, zusammen. Ich begann mit dem Saum, indem ich drei Häute aneinandernähte, sodass sie ein langes Band bildeten. An diesem Band befestigte ich mit kleinen Stichen die restlichen sieben Häute. Ihre Federn verliefen von oben nach unten, die Federn am Saum dagegen verliefen quer. Das Kleid war sehr hübsch. Ich beendete es am Tag nach dem zweiten Mond. Die kleinen Fische waren inzwischen alle heruntergebrannt, und da ich keine neuen fangen konnte, solange die Aleuter auf der Insel hausten, nahm ich das Kleid mit ins Freie, um dort die letzten Stiche anzubringen. Ich fühlte

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