Insel der glühenden Sonne
ich hatte ja keine Ahnung. Was hältst du davon, ihnen ein Häuschen auf deinem Land zu bauen? Dann hättest du sie aus den Augen.«
»Nein, sie mischen sich auch in die Beziehung zu den Arbeitern ein. In meinem Haus habe ich sie wenigstens unter Kontrolle. Jubals Frau treibt meine Köchin in den Wahnsinn, und er selbst verbringt die Zeit damit, sich Strafen für sündige Sträflinge auszudenken. Ich schätze, er befindet sich zurzeit auf der Polizeiwache, um die Leute anzuzeigen, die ihn in die Pferdetränke geworfen haben.« Barnaby brach wieder in Gelächter aus.
»Sie haben was?«
Barnaby wischte sich die Tränen ab. »In die Pferdetränke!«, keuchte er, was ihm am Morgen noch gar nicht so komisch erschienen war. »War dumm von ihnen, aber ich werde mit Hippisley reden, damit die Sache im Rahmen bleibt. Ich will nicht noch mehr Schwierigkeiten auf der Farm.«
»Barnaby, ich sage es ungern, aber ich habe von McLeod und deiner Enkelin gehört«, meinte Sam sehr ernst. »Das tut mir Leid. Wenn du auch noch Probleme mit ihren Eltern hast, solltest du sie aus dem Haus schaffen. Bevor sie kamen, lief alles so gut für dich.«
»Ja, das scheint ewig her zu sein.«
»Wirf sie raus.«
»Wie denn?«
»Bezahl sie. Zahl ihnen, was immer du dir leisten kannst, und gib ihnen als Draufgabe Fahrkarten fürs Festland. Unter der Bedingung, dass sie das nächste Schiff nehmen.«
»Ich werde es mir überlegen.«
»Sieht aus, als würdest du schon viel zu lange überlegen.«
Nachdem Barnaby gegangen war, dachte Sam voller Sorge an seinen Freund. Er hatte Jubal und dessen blasierte Art nie gemocht, ebenso wenig dessen Frau, und der Begriff »unerfreulich«, den Barnaby benutzt hatte, war noch milde. Offenbar litt er furchtbar unter dem Skandal mit seiner Enkelin, über den schon die ganze Stadt sprach.
Er sah Shanahan vor dem Haus und bat ihn, auf Mr. Warboy zu warten. »Er fühlt sich nicht gut und sollte nicht nach Hause reiten. Wenn du alles eingepackt hast, holst du sein Pferd und bindest es an den Wagen.«
Sam beließ es dabei, da er nicht geneigt war, Barnabys Angelegenheiten mit einem Sträfling zu besprechen, obwohl er gern mehr über Jubals Taufe in der Tränke gehört hätte. Gewiss war es amüsant gewesen, aber auch ein ernstes Vergehen, das Barnaby nicht auf die leichte Schulter nehmen durfte. Wenn sich Sträflinge gegen ihren Boss auflehnten, war Vorsicht angesagt, damit sich das aufrührerische Verhalten nicht ausbreitete.
Als Barnaby den Hang hinunterging, sah er einen großen Dreimaster im Hafen liegen und vergaß darüber völlig, dass er eigentlich nach links zur Polizeiwache abbiegen wollte. Das Schiff kam ihm bekannt vor, war vielleicht sogar die gute alte Adonis , auf der er selbst von Bombay nach Van Diemen’s Land gesegelt war. Er irrte sich nicht.
Barnaby erspähte eine Bank in einem benachbarten Park, von der aus er einen noch besseren Blick genießen würde, und verscheuchte ein paar Wallabys, die friedlich grasend vor ihm auf dem Weg saßen.
Das Schiff war eine Schönheit. Achtundfünfzig Meter lang, vierzehn Meter breit, es hieß immer, man könne es glatt für ein Kriegsschiff halten.
Wer mochte jetzt sein Kapitän sein? Er würde sich erkundigen, ihn vielleicht zum Abendessen einladen. Dann fielen ihm Jubal und Konsorten ein, was ihn erneut auf die Palme trieb. Er konnte nicht einmal mehr einladen, wen er wollte, dabei war es sein Haus! Und Jubals Pflicht, selbst für seine Familie zu sorgen!
Wütend sprang er auf und kämpfte sich bergauf zum Ausgang, wo er sich keuchend gegen den Zaun lehnte. Der weitere Weg sah fast unüberwindlich aus. Zum Glück hatte er Rückenwind, mühte sich aber ab, bis ihn ein Offizier am Arm fasste. »Darf ich Ihnen behilflich sein, Sir?«
»Danke, das ist sehr freundlich. Bergauf gehen strengt mich an. Wenn ich mich eine Minute setzen dürfte …«
»Kommen Sie mit hier hinein, Sir, das ist der Offiziersklub.«
»Vielen Dank.«
Bald saß er im Rauchsalon und wollte dankend weitere Hilfe abwehren, doch sein neuer Freund bestand darauf, ihm einen Wagen zu rufen.
Bis dahin
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