Insel der glühenden Sonne
zum Mittagsschläfchen hingelegt hatte, sie rief: »Komm doch zu mir, ich bin so allein.«
»Nein, du brauchst Ruhe.«
In der ersten Nacht im Haus war etwas Ähnliches geschehen. Penn hatte an Maries Tür geklopft. »Kann ich in deinem Bett schlafen?«
»Nein, du hast selbst ein schönes Bett.«
»Aber ich bin manchmal so allein.«
»Bete noch ein wenig, dann bist du nicht mehr allein.«
»Doch.«
»Nein«, hatte Marie entschieden gesagt. Dennoch war sie aufgestanden und hatte Penn wieder ins Bett gebracht.
»Leg dich hin, ich decke dich zu.«
Es geschah noch öfter, doch Marie blieb eisern, Penn war kein Kind mehr. Sie musste irgendwann den Schritt zur erwachsenen Frau bewältigen.
Eines Morgens war Penn wieder einmal wütend auf sie, weil sie sich nicht um ihre nächtlichen Ängste kümmerte und sie allein im Dunkeln ließ.
»Wenn es dich so aufregt, lasse ich ein kleines Licht brennen.«
»Damit bin ich aber immer noch allein«, schmollte Penn. »Ich sag dir was, Marie, wenn ich Angus heirate, bin ich nicht mehr allein! Er wird mich in seinem Bett schlafen lassen.«
»Wie du meinst«, seufzte Marie. Sie hatte nicht vor, mit Penn zu diskutieren, vor allem wenn es um den heiligen Angus ging, der sie laut Sean nie berührt hatte.
Sie füllte den Kessel mit Wasser. Vielleicht hatte Penn ja eine jungfräuliche Empfängnis erlebt. Hoffentlich erfuhr der Bischof nicht davon.
Doch Penn murrte noch immer, weil sie allein schlafen sollte.
Wie ein ungezogenes Kind, dachte Marie. Ihr fiel ein, dass die Vorhänge noch geöffnet waren und das helle Sonnenlicht in Penns Zimmer schien. »Wenn du nicht schlafen gehst, gibt es keinen Kuchen zum Tee«, sagte sie beim Eintreten.
Die Gardinen waren aus Spitze, die Vorhänge aus braunem Samt. Marie liebte den weichen Stoff. Sie zog die Vorhänge zu, worauf sich Penn sofort wieder beschwerte.
»Jetzt hast du es auch noch dunkel gemacht. Du weißt doch, dass ich mich dann so allein fühle. Du hast doch sonst nichts zu tun. Komm mit mir ins Bett und kümmere dich um mich, wie Daddy es früher gemacht hat. Ich glaube, du magst mich gar nicht.«
Marie Cullen war eine erfahrene Frau, die mehr Elend gesehen hatte als andere in ihrem ganzen Leben. Doch nun erstarrte sie innerlich, hielt sich die Ohren zu und verließ fluchtartig das Zimmer.
An dem Morgen, nachdem ihm die Warboys die Blumen gebracht hatten, erlitt Vikar Thorley einen leichten Schlaganfall und wurde ins Krankenhaus gebracht. Er erhielt einen Monat Genesungsurlaub, den er bei seiner Schwester in Sorell verbrachte. Nun kehrte er mit alter Kraft in seine Gemeinde zurück.
Die Leute freuten sich, da sie den sanften Geistlichen vermisst hatten und es keinen geistlichen Ersatz für die wochenlang geschlossene Kirche gegeben hatte. Vor seiner Rückkehr hatten sie seinen Garten in Ordnung gebracht und empfingen ihn mit einem üppigen Morgentee, bei dem er Gelegenheit fand, alle Neuigkeiten aus der Gemeinde zu hören. Leider erfuhr er dabei nichts über Jubal Warboy, der ihn während seiner Abwesenheit sehr beschäftigt hatte.
Schließlich erkundigte er sich bei Mrs. Flood, wie es der Familie gehe, und erfuhr Beunruhigendes.
»Sie sind weg, Warboy und seine Frau. Nach Jamaika heimgekehrt. Aber stellen Sie sich vor, sie haben ihre Tochter hier gelassen, die kleine Blonde! Das kam sehr überraschend. Ich klatsche nicht gern, aber das Mädchen ist …« Sie sah sich um und wisperte: »Enceinte!«
»Ach, sie hat geheiratet!«
»Nein, das nun nicht.«
»Du meine Güte!« Er wechselte rasch das Thema.
Entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen, holte er den Rest aus seiner Haushälterin heraus, die ihm berichtete, die junge Miss Warboy sei von einem der Sträflinge auf der Farm vergewaltigt worden.
»Er hat Stein und Bein geschworen, dass er es nicht war. Viele meinen, dass er die Wahrheit gesagt und das Mädchen gelogen hat.«
Der Vikar musste jedoch bedenken, dass seine Haushälterin ein ehemaliger Sträfling und somit etwas voreingenommen war.
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