Insel der glühenden Sonne
Ich fahre Sie hin, Ihr Gepäck ist schon verladen.«
»Wie schön!« Penn eilte an ihm vorbei. Er hob sie in den Wagen und streckte Marie die Hand hin. »Ich werde von nun an jeden Freitag nach Ihnen sehen. Sie können mich Sam nennen.«
Er lenkte den Buggy zügig durch die Stadt, vorbei am Salamanca Square, wo Marie ein paar Wochen lang mit zwei anderen Mädchen in Gasthäusern und Kneipen geputzt hatte, nachdem der Gouverneur saubere Böden verordnet und das Spucken verboten hatte.
Als sie eine Anhöhe außerhalb von Hobart erreichten, sahen sie auf eine blau glitzernde Bucht hinunter.
»Das ist sie«, sagte Sam. »Sandy Bay. Ihr Haus befindet sich dort unten an der Blaze Road. Sie heißt so, weil hier vor einigen Jahren ein Buschfeuer getobt hat.«
An der Straßenecke stand ein prächtiges zweistöckiges Haus.
»Ist das unseres?«, erkundigte sich Penn eifrig, worauf Sam lachen musste. »Nicht ganz.«
An der kurzen Straße gab es nur wenige Gebäude, durch spärlich bewaldete Grundstücke voneinander getrennt, die noch Spuren des Feuers aufwiesen. Mr. Warboys Haus lag ganz am Ende.
»Wird mal eine nette Gegend, jetzt, wo die Schmuggler weg sind«, meinte Sam.
Er stieg ab und band das Pferd an einen Baum. »Meine Damen, wir sind da!«
Marie betrachtete das weiße Häuschen mit dem roten Dach, das zwischen den Bäumen lag. Die breite Vorderveranda war von einem niedrigen weißen Geländer umgeben.
»Ein Puppenhaus«, rief Penn, »ein richtiges Puppenhaus.«
Sie raffte die Röcke und lief über den unebenen Rasen, gefolgt von Marie. »Nicht rennen, Miss Penn, Sie könnten hinfallen!«
Sam lud Gepäck und Vorräte aus. Er mochte Marie, die in dem adretten schwarzen Rock und der weißen Bluse ganz anders aussah als das arme Sträflingsmädchen, das Shanahan in seinen Laden geführt hatte. Er musste seiner Frau gratulieren, die die Kleidung so passend ausgesucht hatte.
Marie hatte die Haube abgenommen und stand wartend an der Tür. Ihr dunkles Haar war nicht mehr verfilzt und drahtig, was sie vermutlich Dossie zu verdanken hatte. Ein paar anständige Mahlzeiten, und sie würde richtig gut aussehen.
Die beiden würden zurechtkommen, sie waren viel näher an der Stadt als auf Barnabys Farm, obwohl dieser nicht wünschte, dass sie sich zu weit herumtrieben.
Sam hatte Mitleid mit seinem Freund gehabt, als er erfuhr, dass die Eltern das schwangere Mädchen zurückgelassen hatten. Damals hatte er Miss Warboy noch nicht gekannt und war geneigt, sie für ein Flittchen zu halten, das man am besten in einem Kloster auf dem Festland verschwinden ließ, und hatte Barnaby gegenüber etwas Derartiges geäußert.
»Nein, Sam, das kann ich nicht machen«, hatte sein Freund müde gesagt. »Dann wäre ich ebenso kaltherzig wie mein Sohn. Ich habe das Häuschen gekauft und möchte es wenigstens versuchen.«
»Aber was werden die Leute sagen?«, hatte Sam gefragt. »Ich meine, zwei junge Frauen allein in einem Haus. Das wird Gerede geben.«
Barnaby lächelte bemüht. »Der Ruf meiner Enkelin ist bereits zerstört, und das arme Sträflingsmädchen hat ohnehin nichts zu verlieren.«
Während Penn allein umherstreifte, führte Sam Marie durchs Haus. »Meine Frau hat es nach Mr. Warboys Anweisungen eingerichtet. Es gehörte einem alten Fischer, der kürzlich gestorben ist. Sie ließ es anstreichen, suchte Vorhänge, Möbel und einen neuen Herd aus. Mr. Warboy war sehr zufrieden.«
»Es ist wunderschön.«
»Zwei Schlafzimmer, das vordere für Miss Warboy, das hintere für Sie, es wird später auch als Kinderzimmer dienen. Das Wohnzimmer muss immer sauber und ordentlich sein, da Mr. Warboy gelegentlich zu Besuch kommen wird. Fremde sind im Haus nicht erlaubt.«
Marie nickte und konnte ihre Aufregung kaum zügeln. »Keine Sorge, Sam, ich verstehe schon, worum es geht. Miss Penn soll hier glücklich sein, und dafür werde ich sorgen. Wir haben beide großes Glück, ein so schönes Heim gefunden zu haben.«
»Und Sie sind nicht ängstlich?«
»Ganz und gar nicht.«
Im Rückblick fand Marie die Frage
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