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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Gebiete zu studieren. Der unberührte Busch, den nur die Aborigines kannten, faszinierte ihn ungemein, und er hatte mehrfach scheue Eingeborene als Führer gewinnen können, die ihm die hinreißende Flora und Fauna zeigten.
            Als Allyn aufsaß, war ihm, als hätte er soeben die Schule verlassen, obgleich er schon zweiundzwanzig war. Es war an der Zeit, erwachsen zu werden. Seine Patienten benötigten mehr als Pillen und Tränke, sie brauchten Ärzte, die sich mutig für sie einsetzten. Die Freunde an den richtigen Stellen hatten. Sein Vater hatte wirklich auf einen Blick erkannt, worauf es in der Strafkolonie Hobart ankam, als er vorhergesagt hatte, sein Sohn habe sich zu viel vorgenommen. Die Kolonie war geprägt von Grausamkeit und mangelndem Respekt gegenüber Armen und Schwachen. Wie hatte einer der Sträflinge doch gleich gesagt? »Die Arbeit ist wie ein Los in der Lotterie. Ist der Boss anständig, kann man einigermaßen leben. Erwischt man den Falschen, ab in die Hölle. Dann ist das Leben nichts mehr wert.«
             
            Shanahan sprang aus Mrs. Harris’ Buggy, lüftete die Mütze und bedankte sich fürs Mitnehmen. Er nickte Miss Harris höflich zu und schwang sich über den Zaun der nächsten Koppel.
            Er hätte die Frauen gern gebeten, ihre gute Tat Mr. Warboy gegenüber zu verschweigen, was ohne Erklärung ihnen gegenüber jedoch wenig überzeugend gewirkt hätte. Er konnte Mrs. Harris schlecht gestehen, dass er sein Pferd einem entflohenen Sträfling geliehen hatte.
            Falls der Boss fragte, weshalb er zu Fuß unterwegs gewesen sei, würde er tun, als wüsste er von nichts. Immerhin würde das Pferd bis dahin wieder sicher im Stall stehen.
            Er eilte über moosbewachsene Steinbrocken bis zu der kleinen Holzbrücke über den Bach, die er mit den anderen Farmarbeitern gebaut hatte. Die Bretter hallten unter seinen Stiefeln, und er spürte erfreut, wie fest und sicher sich die Brücke erwies. Sie waren insgeheim stolz auf ihr Werk gewesen, für dessen Taufe Warboy sogar ein paar Gläser Rum spendiert hatte, und hatten sie Argus Bridge genannt.
            Dem Boss gefiel die Vorstellung, dass ein Riese mit hundert Augen über seine Herden wachte – dabei war der Name eine Anspielung auf die Argo , die vor zwanzig Jahren auf dem Derwent von Sträflingen gekapert worden und auf Nimmerwiedersehen verschwunden war. Die Gefangenen von heute dachten gern daran zurück und nannten die Brücke untereinander nur Argo.
             
            Freddy genoss es, wieder einmal auf einem Pferd zu sitzen. Am liebsten hätte er die Mütze in die Luft geworfen und wäre in gestrecktem Galopp durch die Straßen von Hobart geprescht, um den Leuten, die ihn fangen wollten, eine lange Nase zu drehen. Stattdessen ritt er mit gesenktem Kopf dahin, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, und flehte Gott und alle Engel an, ihm diese eine Chance zu geben. Er war nicht wirklich schlecht, hatte nur dies oder das gestohlen, doch wessen Schuld war das? Die Familie Hines war immer bettelarm gewesen, hatte nur mit Glück das allernötigste Essen auf den Tisch bekommen. Seine fromme Mutter hockte ständig in der Kirche und redete mit Gott, aber der hatte ihnen nie geholfen.
            Freddy schaute sich an der nächsten Ecke um und entdeckte einen Wagen mit zwei Männern, der auf ihn zukam. Er bog in eine geschäftigere Straße ab und mischte sich unter einen Trupp Reiter.
            Noch zweimal abbiegen, dann hatte er die Stadt hinter sich gelassen und versuchte, seine Aufregung zu zügeln. Das Pferd trottete ruhig dahin, als kenne es den Heimweg, und Freddy nahm sein Zwiegespräch mit Gott wieder auf, obwohl er die Familie Hines seines Erachtens schon seit Generationen nicht mehr erhörte.
            »Meine Ma mahnt dich immer wieder, aber du beachtest sie nicht. Pa sagt, wir sind dir egal. Da kommen mir doch Zweifel. Du hättest uns zu reichen Leuten machen können, aber nein, wir kriegten das schlechteste Blatt im ganzen Spiel. Mussten jeden Penny mühsam zusammenkratzen. Wessen Schuld ist es also, wenn ich mir das, was ich brauche, anderswo besorge? Meine jedenfalls nicht.«
            Die Zeit war so rasch vergangen, dass er überrascht die Argo Bridge vor sich erblickte. Er lenkte das Pferd in den benachbarten Wald, um die Brücke zunächst zu beobachten.
            »Jetzt hast du die Gelegenheit, etwas

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