Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter
Bauch. Seit wann nahm Kimon sie in den Arm? Ihre Muskeln fingen an zu zittern.
»Was ist denn mit euch los?« Kimon löste sich vorsichtig von ihr. Nur seine Hand berührte noch immer ihren Rücken. Er warf einen verwunderten Blick zu Eleni, die keuchend neben ihnen stand. »Habt ihr etwa den ganzen Nachmittag mit der Strömung gekämpft?«
Eleni lachte auf. Es klang ein kleines bisschen zu laut und Philine warf ihr einen eindringlichen Blick zu, damit sie nichts von ihrem Geheimnis verriet.
Doch Eleni grinste nur. »So was Ähnliches.«
Als sie zur Ausgrabungsstätte kamen, standen die Archäologen in Gruppen beisammen, unterhielten sich und lachten. Offensichtlich hatten sie bereits Feierabend gemacht und Philine entdeckte ein paar Männer, die eine Getränkekiste aus einem Auto luden. Die Erwachsenen genehmigten sich jeder eine Flasche Bier. Auch ein paar Colaflaschen waren dabei und schließlich stießen sie alle gemeinsam auf den Tempel an. Philine und Eleni bewunderten das erste Mauerstück, das in der Erde zu sehen war, und hielten gleichzeitig gebührenden Abstand von dem Tempel. Sie mussten nicht darüber sprechen. Philine wusste auch so, dass Eleni den Mauern auf jedenFall fernbleiben sollte. Zwar wusste sie nicht, ob Eleni eine Anziehungskraft spürte, die von dem Tempel ausging – aber ihre Freundin machte einen weiten Bogen um die Fundstelle.
Philine setzte immer wieder an, um Eleni danach zu fragen, was sie von dem Jungen und dem Pegasus hielt, die sie auf der Insel gesehen hatten. Aber Kimon blieb fast immer in ihrer Nähe und bald herrschte so ein reges Treiben auf der Hochebene, dass Philine über das Thema hinwegkam.
Wie ein Lauffeuer schien sich die Neuigkeit von dem Tempel im Dorf auszubreiten, immer mehr Dorfbewohner kamen über die Hochebene und gratulierten den Archäologen zu ihrem Fund. Manche der Gäste brachten weitere Getränke mit und schließlich zauberte irgendjemand sogar Salat und Tzatziki hervor. Nur wenige Minuten später sprachen alle davon, dass dieses Ereignis groß gefeiert werden musste. Das halbe Dorf schien inzwischen hier zu sein und Arjana jagte sie ein gutes Stück von der Ausgrabungsstätte fort, damit die vielen Menschen nichts kaputt traten. Stattdessen wies sie ihnen für die Feier einen Teil der Hochebene zu, auf dem sie nicht graben wollten.
Die Sonne stand bereits tief über dem Meer und alle schienen zu wissen, was sie tun mussten, um eine spontane Party zu organisieren. Ein paar der Dorfbewohner wanderten hinunter nach Agia Vasiliki und kamen nach einer Weile mit ihren Autos und all dem zurück, was man für eine große Feier brauchte. Alexos und sein Vater stellten einen Grill auf und das Küchenteam aus ihrer Taverne hatte offenbar genug Fleisch und Beilagen mitgebracht, um daraus ein riesiges Grillmenü zusammenzustellen. Irgendjemand hatte sogareine Musikanlage in seinem Kofferraum heraufgefahren und eine eifrige Gruppe rollte lange Kabeltrommeln ab, um die Musik an den Stromgenerator anzuschließen. Philine und Eleni halfen dabei, ein paar Lichterketten zwischen zwei Lieferwagen aufzuhängen und die Jungen stellten eine Reihe von Bierbänken und Tischen auf. Als es allmählich dunkler wurde, brannte nicht nur ein großes Lagerfeuer, sondern auch eine Reihe von Fackeln rund um ihren provisorischen Festplatz. Das Fleisch auf dem Grill duftete herrlich und die Musik tönte so lebendig über die Hochebene, dass auch die allerletzten Dorfbewohner aus Agia Vasiliki heraufgelockt wurden. Selbst Alexos’ Großvater, der alte Alexandros, saß schließlich auf einem Klapphocker neben dem Feuer und erfreute sich an den jungen Leuten, die um ihn herumwuselten.
Erst mit dem Duft des leckeren Essens bemerkte Philine, wie ausgehungert sie war. Zusammen mit Eleni stellte sie sich immer wieder hinten in die Schlange, die vor dem Grill wartete, bis selbst Kimon darüber witzelte, wie viel sie beide verdrücken konnten.
Aber Philine spürte, wie ihre Kräfte mit jeder Portion Stück für Stück zurückkehrten, bis sie sich so frisch fühlte, als läge der ganze Tag noch vor ihr. Genau genommen ging es ihr jeden Abend so, wenn die Nacht allmählich hereinbrach. Doch heute Abend war das Gefühl um vieles stärker als sonst: Die Hitze des Tages hörte auf, ihren Körper zu umklammern, sie musste sich nicht mehr vor der Sonne in Acht nehmen und ein wildes Gefühl von Freiheit überfiel sie. Die Nacht war ihr Tag! Als sie endlich satt war, brachte die Musik ihre Beine zum
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