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Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Titel: Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Ohms
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nachdenken konnte, stießen sie auf weichen Grund. Eleni fühlte den Sand unter ihren Händen und krabbelte an einen kühlen Strand. Keuchender Atem flog als hundertfaches Echo um sie herum.
    Eleni sackte auf dem Sand zusammen und schloss die Augen. Plötzlich prasselte das, was gerade passiert war, mit ganzer Wucht auf sie nieder: Philine war von den Nixen und den Schatten entführt worden. Womöglich war ihre Freundin bereits tot – und Eleni allein war schuld daran war.
    Irgendein Teil von ihr hatte von Anfang an gewusst, dass sie nicht befreundet sein durften. Sie hatte geahnt, dass ihre Nähe Philine in Gefahr bringen würde. Aber sie hatte sich über ihre schlimmsten Befürchtungen hinweggesetzt, aus reinem Egoismus, weil sie sich Philine zur Freundin gewünscht hatte.
    In der Dunkelheit dieser seltsamen Höhle durchschaute sie plötzlich, was geschehen war, was sie übersehen hatte oder was sie nicht hatte sehen wollen.
    Die Schatten hatten nach dem Mädchen gesucht, das die Sprache der Delfine sprach. Wahrscheinlich hätten sie das richtige Mädchen gefangen. Aber der Adlermann hatte Eleni getarnt, auf einmal war sie sich sicher. Dank ihrem Großvater konnten die Kreaturen sie nicht erkennen, selbst dann nicht,wenn sie vor ihnen stand. Aber die Delfine hatten stets verraten, dass das Delfinmädchen in der Nähe sein musste. Also hatten die Hesperiden geglaubt, es müsste Philine sein.
    Eleni verfluchte im Stillen den Adlermann, der niemand Geringerer sein sollte als Zeus.
    Aber ihre Verwünschungen kamen zu spät. Sie hätte viel eher herausfinden müssen, auf welche Weise sie Philine in Gefahr brachte, anstatt ihr schlechtes Gefühl einfach zu ignorieren. Schließlich wusste sie doch, was ihre Ahnungen bedeuteten: dass sie die Zukunft vorhersehen konnte.
    Eleni fühlte sich schrecklich, während diese Gedanken durch ihren Kopf zogen. Sie bemerkte kaum, wie die Tränen anfingen, warm über ihr Gesicht zu laufen.
    Und ausgerechnet sie sollte eine Halbgöttin sein, eine Dreiviertelgöttin? Der Gedanke war nicht mehr als ein verächtliches Lachen wert. Sie kam sich nicht vor wie eine Göttin. Nur wie ein kleines Mädchen, von dem zu viel verlangt wurde.
    Eleni spürte, wie der Junge näher zu ihr herankroch. Vor lauter Gedanken hatte sie ihn fast vergessen.
    »Leise«, flüsterte er ihr zu. Nur das eine Wort, als wäre es zu gefährlich, noch weiterzusprechen. Sie presste die Lippen aufeinander und versuchte, das Weinen hinunterzuschlucken. Aber es funktionierte nicht.
    Der Junge zog sie noch näher zu sich, drehte ihren Kopf in seine Richtung, bis sie ihr Gesicht an seiner Schulter verbergen konnte und ihr Wimmern nur noch gedämpft hervordrang.
    Eleni bemühte sich, die Schluchzer zu unterdrücken, aber sie konnte nicht aufhören zu weinen. In der Dunkelheit verlor die Zeit jede Bedeutung, sie dehnte sich endlos oderschrumpfte zusammen. Eleni konnte nicht sagen, wie lange sie weinend in Makaios Armen lag. Sie wusste nicht, wie viele Stunden vergingen, ehe sie endlich einschlief und Ruhe fand.
    Als sie erwachte, blickte sie in eine dunkle Kuppel. Blaue Lichtstreifen flackerten über raue Felswände. Sie zuckten umeinander, wurden länger und kürzer und tanzten zu einem rhythmischen Plätschern.
    Eleni hatte keine Ahnung, wo sie war. Nur die Delfine fielen ihr wieder ein. Sie sah die Tiere durch Philines Bucht springen, schwarze Gestalten kämpften mit ihnen und zogen sie unter Wasser ...
    Eleni schüttelte den Kopf, um die Bilder wieder loszuwerden. Das alles musste ein Traum gewesen sein. Es war gerade erst geschehen und erschien dennoch so endlos weit entfernt.
    Sie starrte auf die blauen Lichtstreifen, auf die rauen Steinwände weit über ihr.
    Es waren Höhlenwände! Auch das erinnerte sie an den Ort aus ihrem Traum.
    Oder war sie etwa tatsächlich an dem finsteren Ort, an den der Inseljunge sie gebracht hatte? Dann war das alles wirklich geschehen?
    Philine!
    Mit einem Schlag war Eleni hellwach. Sie fuhr auf und starrte auf das leuchtende Wasser. In sanften Wellen rollte es vor ihr auf den Strand. Es war Meerwasser, kein Zweifel, aber es strahlte wie eine überdimensionale Lampe, wie ein beleuchteter Swimmingpool in der Nacht.
    Plötzlich begriff Eleni, wo sie war! Es musste eine blaue Grotte sein, eine Höhle an der Küste, in die das Meerwasserhineinfloss. Sie hatte einen solchen Ort bereits besucht, irgendwann im Urlaub, in Italien. Das Wasser leuchtete, weil die Sonne außerhalb der Höhle

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