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Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Titel: Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Ohms
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sie je gegessen hatte. Sie zerging wie Butter in ihrem Mund und legte sich warm in ihren Magen. Eleni kam sich ein wenig komisch dabei vor, während sie die allerletzten Fasern mit den Zähnen von der Schale kratzte, aber sie konnte einfach nichts davon übrig lassen. Schließlich leckte sie auch noch den Saft von ihren Fingern und Händen.
    Als sie aufsah, bemerkte sie, wie Makaio sie beobachtete und grinste. Wieder wirkte er wie ein Menschenjunge und Eleni musste unwillkürlich an Mogli denken. »Ey, Mogli! Grins nicht so. Hast du etwa einen Tropfen verschwendet?«
    Makaio lachte lauter, ein fröhliches Funkeln leuchtete in seinen Augen. Plötzlich fing er an zu singen: »Versuch’s mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit ...«
    Eleni stieß ein überraschtes Lachen aus. »Du kennst das Dschungelbuch?«
    Makaio strahlte. »Was glaubst du denn? Denkst du, ich hätte noch nie einen Fernseher gesehen? Das war mein Lieblingsfilm, als ich klein war.«
    Er kam nicht von hier! Eleni starrte ihn an. Von wo kam er dann? Und warum war er allein auf dieser Insel?
    »Vergessen wir das.« Makaio wurde wieder ernst.
    Eleni sah hastig nach unten. Er war wirklich sonderbar. In einem Moment sang er und machte einen Scherz und im nächsten wurde er wütend. Aber wenn er es wagte, hier so laut zu sein, waren sie in diesem Teil des Dschungels wohl wenigstens sicher.
    Dennoch spürte Eleni einen drückenden Knoten in ihremBauch. Auf welchem Teil der Insel war Philine? Wenn die Hesperiden sie mitgenommen hatten, war sie bestimmt noch in der Nähe der Nixen. Also ganz bestimmt nicht dort, wo Makaio mit lauter Stimme sang. Führte er sie womöglich von ihrer Freundin fort?
    Makaio hockte sich neben einen moosbewachsenen Stein. Während er die weiche Moosschicht von der rauen Oberfläche löste, färbten sich seine weißen Handflächen und die Fingernägel grünlich. Er sah wirklich aus wie Mogli, mit seiner braunen Haut und seinen schwarzen Haaren, die zu verfilzten Strähnen getrocknet waren und bis auf seine Schultern hingen.
    Als er fertig war, schaute er zu Eleni auf. »Komm hierher, knie dich neben mich.«
    Eleni erwiderte seinen Blick. Konnte sie ihm wirklich trauen? Stand er tatsächlich auf ihrer Seite? Zögernd ließ sie sich neben ihm nieder.
    Makaio drehte ihre Hände mit den Innenflächen nach oben und legte die leeren Mangoschalen hinein. Eleni nutzte die Gelegenheit, um sein Gesicht zu betrachten. Er schien traurig und abwesend. Auf seinen Wangen klebten dunkle Dreckschlieren und grüne Spuren von dem Moos. Plötzlich sah Eleni ihn als kleinen Jungen, wie er vor dem Fernseher saß und das Dschungelbuch schaute, mit rundlichen Wangen und großen Augen. Er musste tatsächlich so süß ausgesehen haben wie der gezeichnete Mogli. Und jetzt war er noch immer genauso hübsch. Nur älter, mit schmaleren Wangen und den schönsten Augen, die sie je gesehen hatte.
    »Genau so halten.« Makaio ließ ihre Hände los und lächelte ihr zu. Dann griff er nach der Kokosnuss, drehte sie, alssuchte er die richtige Stelle, und schlug sie mit einem gezielten Hieb auf den Stein. Ein Riss splitterte durch ihre Schale, doch ehe sie auseinanderplatzen konnte, drückte er sie mit den Händen zusammen. Schließlich hob er sie über die Mangoschalen, zog den Riss ein kleines bisschen auseinander und ließ die Kokosmilch in die Schalen fließen.
    Eleni wurde das Bild von dem kleinen Jungen nicht los. Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, ihn zu verstehen: Wenn er in der normalen Welt gelebt hatte, bevor er hierhergekommen war – musste er sein Zuhause dann nicht schrecklich vermissen? War er deshalb so traurig? Und war das der Grund, warum er wütend wurde, wenn sie darüber sprachen?
    Der kleine Vogel in Elenis Brust erwachte und fing an zu hüpfen. Sie erinnerte sich wieder daran, wie Makaio unter Wasser seinen Mund auf ihren gelegt hatte. Auch wenn es kein richtiger Kuss gewesen war, die Erinnerung kribbelte noch auf ihren Lippen.
    Das letzte Tröpfeln der Kokosmilch versiegte. Makaio nahm ihr eine der Mangoschalen aus der Hand, trank die Milch daraus und wischte sich mit seiner braungrünen Hand über den Mund. Als er Elenis Blick begegnete, lachte er nervös auf. »Was ist?«
    Sie bemerkte erst jetzt, dass sie ihn schon wieder anstarrte.
    Hastig hob sie die Mangoschale und trank ihre eigene Kokosmilch. Sie schmeckte herrlich kühl, ein bisschen fettig und sogar ein wenig nach Mango. Doch das warme Gefühl, das durch ihren Bauch

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