Insel der Rebellen
konnte.
Außerdem pflegte Klein Major die Leuchtpistole der Familie aus den hüfthohen Watstiefeln zu stibitzen, in denen sein Vater auch den Schnaps versteckte. Durch Experimente mit Feuerzeugbenzin, Diesel und Bourbon fand Major eine Möglichkeit, Brände aus einiger Entfernung zu legen, indem er eine Milchkanne mit dem selbst gebrauten Brandbeschleuniger füllte und di e Leuchtpistole auf die Kanne abfeuerte, wenn niemand in der Nähe war. Dadurch erzeugte er eine kleine Explosion, ähnlich derjenigen, die dem Angler zum Verhängnis wurde.
Auch Pony hatte in jungen Jahren ein gesetzloses Leben geführt, doch im Gegensatz zu Trader verspürte Pony Reue und gedachte seiner Vergangenheit mit einem überwältigenden Gefühl von Scham und Schuld. Pony und Andy, die keine Lust mehr hatten zuzuschauen, wie Regina Billard spielte und ihr Vater tatenlos daneben stand und die Asche seiner Zigarre überall dort abstreifte, wo er einen Aschenbecher vermutete, waren in den Garten hinausgegangen. Trotz der Kälte setzten sie sich auf eine Steinbank und begannen, sich zu unterhalten.
»Kann ich Ihnen irgendwas bringen, Mister Andy?«
»Nein. Es ist wirklich nett, dass Sie ständig fragen, aber vergessen Sie Ihren Job doch einfach eine Zeit lang und erzählen Sie mir ein bisschen von sich. Warum nennen Sie sich Pony?«
»Der Name stammt nicht von mir«, erwiderte Pony, und sein Atem stand wie eine Rauchfahne vor seinem Mund, was ihm zu Bewusstsein brachte, dass er Lust auf eine Zigarette hatte. »Stört es Sie?« Er zog eine Schachtel aus seiner weißen Jacke. »Mein Pa nannte mich Pony, weil meine Schwester - sie ist älter als ich - meinem Vater immer sagte, dass sie ein Pony wollte. Wir konnten uns keins leisten, daher nannte mein Vater mich Pony, als ich ein paar Jahre später geboren wurde, und sagte zu meiner Schwester: >Da hast du dein Pony.<«
Andy enthielt sich jeder Äußerung, während er sich darüber klar zu werden versuchte, ob die Geschichte rührend oder einfach nur deprimierend war.
»Viel Glück hat mir der Name nich gebracht, ehrlich«, fuhr Pony fort. »Die andern Häftlinge ziehen mich damit auf, bis sie feststellen, dass es nicht gut für sie is, wenn sie mich unter der Dusche reiten wollen, falls Sie verstehn, was ich meine.« Als er den Kopf schüttelte und grinste, blitzten mehrere Goldkronen in der Dunkelheit auf. »Mann, was hab ich schon für Schlägereien gehabt, aber ich bin stärker, als ich aussehe. Als junger Mann hab ich sogar 'n paar Profikämpfe gemacht, außerdem bin ich ganz gut in Karate.«
»Wie viel müssen Sie noch absitzen?«, fragte Andy.
»Zwei Jahre, wenn der Gouverneur sie mir nicht erlässt. Das könnte er, tut es aber nicht. Wissen Sie, ich mach hier 'n guten Job, und die Crimms wollen niemand anders. Sie haben sich an mich gewöhnt. Und wenn ich hier Mist bau, dann schicken sie mich zurück in den Knast. Also steck ich hier in der Klemme.« Er streifte seine Asche ab. »Ich hätte eben die Schachtel Zigaretten nich klauen sollen.« Er schüttelte erneut seinen Kopf und seufzte.
»Sie sitzen wegen einer gestohlenen Schachtel Zigaretten im Gefängnis?«, fragte Andy fassungslos.
Pony nickte. »Hab gegen meine Bewährungsauflage verstoßen. Davor war es ein Liter Apricotbrandy im Supermarkt. Ich hab mir also mein Leben mit Sachen versaut, die sowieso nich gut für mich warn. Das liegt bei uns inner Familie.«
»Stehlen?«, fragte Andy.
»Selbstzerstörung. Und was is mit Ihn'?«
Es kam selten vor, dass Andy nach seinem Leben gefragt wurde, und er war immer sehr vorsichtig mit dem, was er preisgab.
»Erzählen Sie mal, Mister Andy«, forderte Pony ihn auf. »Wie ist's mit den Frauen? Haben Sie eine Freundin?«
Andy steckte seine Hände in die Taschen seiner Winteruniform und zog die Schultern hoch, denn es war ungewöhnlich kalt für die Jahreszeit. Die Hubschrauber wühlten die Nacht auf, die Wolken hatten sich verzogen, und die Mondsichel erschien Pony wie ein goldenes Lächeln.
»Im Augenblick nicht«, antwortete Andy. »Da war so eine Geschichte mit einer älteren Frau, die ich in Charlotte kannte. Aber das ist vorbei.«
»Is sie noch in Charlotte?«
»Ich weiß nicht. Ich hätte es gern gesehen, dass wir Freunde bleiben, aber sie wollte davon nichts wissen. Ich versteh die Frauen nicht«, gab Andy zu. »Immer sagen sie, dass Männer kein Talent zur Freundschaft haben, aber wenn ich ihnen dann meine Freundschaft anbiete, reagieren sie komisch.«
»Das is
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