Insel der Rebellen
wahr.« Pony nickte bedächtig. »Du sagst es, Bruder. Frauen sagen nie, was sie wollen, und meinen nie, was sie sagen, und geben nie zu, dass sie etwas wollen -außer es ist etwas, was sie nicht wollen, oder sie wollen, dass du denkst, sie wollen es oder wollen es nicht. Sie spielen mit dir, verstehst du? Meine Alte is 'ne süße Frau, wenn sie nich gerade total kaputt is vom Waschen für die First Family oder sauer auf mich, weil ich in den Ferien zurück in den Knast muss. Aber wenn ich es mal von ihrer Warte betrachte, dann bin ich auch nich immer ganz ehrlich mit ihr.
Manchmal denk ich, ich sollte einfach mal zu ihr sagen: >Ich liebe dich, Baby.< Oder: >Du siehst wirklich toll aus, Baby.< Oder: >Es macht mich ganz krank, Baby, dass ich meine besten Jahre hinter Gittern verbracht hab. Das is dir gegenüber nicht fair, und du hast keine Ahnung, wie weh mir das tut, wenn ich so weit weg bin von dir.< Ich glaub , Mister Andy, dass ich weder vor ihr noch vor mir selber zugeben will, dass ich mein Leben wahrscheinlich für immer verpfuscht hab, verstehen Sie?« Er nahm einen Zug von der Zigarette. »Ich glaub, es is zu spät. Ich komm nie wieder aus dem Knast, der Gouverneur wird's einfach vergessen oder sein Nachfolger oder der danach.
Und ich glaub, ich bin einfach nich mutig genug, um in der Villa irgendwas anzustellen. Dann würd ich vielleicht gefeuert werden und könnt den Staat Virginia wegen Diskriminierung verklagen, und dann würd ich einen Anwalt kriegen, und der würd meinen Fall übernehmen müssen, und der würd sich meine Gefängnisakten anschauen und entdecken, dass der Computer inner Strafvollzugsbehörde 'n Fehler gemacht hat, und dann wär ich ein freier Mann. Doch wie's aussieht, hab ich kein Geld für 'n Anwalt, und deshalb hab ich im Moment auch nix in der Hand. Im Augenblick isses so: Wenn ich das Falsche tät, dann würd vielleicht wieder alles ins Lot kommen.«
»Ich kann mir vorstellen, wie Sie sich fühlen«, sagte Andy.
»Trotzdem müssen Sie das Richtige tun, Pony. Schauen Sie sich Trooper Truth an. Er hat das Richtige getan, indem er die Wahrheit über Major Trader veröffentlicht hat, aber nun vermutet der Gouverneur, dass Trooper Truth etwas Falsches getan hat.«
»Genau. Ich wünschte, ich würd Trooper Truth kennen«, sagte Pony mit einem Seufzer. »Hört sich an, als wäre er ein feiner Kerl, und es war höchste Zeit, dass jemand Trader auffliegen ließ. Ich wusste die ganze Zeit, dass er ein hinterlistiger Kerl is, der nix Gutes im Schilde führt. Ja, Sir, ich wünschte, ich würd Trooper Truth kennen. Vielleicht könnt er meinen Fall in der Strafvollzugsbehörde aufrollen.«
»Warum rufen Sie dort nicht selbst an und bitten darum, dass Ihr Fall überprüft wird?«, fragte Andy.
»Weil ich von der Villa aus keine Privatgespräche führen darf. Außerdem hör 'n die sowieso auf keinen Häftling. Jeder, der sitzt, sagt, es wär 'n Missverständnis. Warum soll's bei mir anders sein?«
Hinter einem alten Buchsbaum versteckt, hatte Regina jedes Wort gehört. Sie hatte das Interesse am Billardspielen verloren, wünschte jetzt aber, sie hätte daran gedacht, einen Mantel mitzunehmen, als sie sich dazu entschloss, in den Garten zu schleichen und zu lauschen. Das Spionieren gehörte zu ihren heimlichen Leidenschaften, und sie hatte gehofft, ein paar Informationen aufzuschnappen, die sich als nützlich erweisen könnten. Aber als sie nun hörte, wie nett Andy mit Pony sprach, wurde ihr ganz warm ums Herz, und sie vergaß ihre ursprüngliche Absicht. Auch sie war oft enttäuscht worden, als sie versuchte, Freunde zu gewinnen, und fühlte sich oft ungerecht behandelt.
Sie zitterte heftig, während ihr Atem in frostigen Wolken aufstieg. Sie hatte ein seltsames Empfinden in der Magengegend. Ihre Eingeweide schlingerten und füllten sich unheilverkündend mit Gasen, die aus fauligem Untergrund aufzusteigen schienen.
»An Ihrer Stelle«, sagte Andy zu Pony, »würde ich Trooper Truth eine E-Mail schicken. Vielleicht kann er ja feststellen, warum Sie immer noch im Gefängnis sind.«
»Glauben Sie, er würde das für mich tun?« Pony hatte bemerkt, dass der Buchsbaum zitterte und rauchte.
»Ein Versuch kann nichts schaden.«
»Aber ich hab kein' Zugang zu E-Mail.« Mit wachsender Beunruhigung beobachtete Pony den bebenden und rauchenden Buchsbaum. Als er an de n Angler dachte, geriet er in Panik. »Ich glaub, der Buchsbaum da drüben explodiert gleich!«, rief er, und im gleichen
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