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Insel der Rebellen

Insel der Rebellen

Titel: Insel der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Spiel und seine Gebete erhört, obwohl es sich in Wahrheit eher so verhielt, dass Fonny Boy auf des Doktors Angebot zurückkommen wollte, ihm auf dem Festland eine Anstellung zu verschaffen. Fonny Boy stand auf und verließ den Lagerraum vollkommen geräuschlos. Draußen machte er kehrt, trat erneut ein und schloss die Tür so laut hinter sich, dass der Zahnarzt es dieses Mal hören konnte.
    »Wer ist da?«, fragte Dr. Faux hoffnungsvoll. »Bist du es, Fonny Boy?«
    »Jo.«
    »Ach, Gott sei Dank. Mir ist kalt, und ich muss nun wirklich nach Hause, Fonny Boy. Wie geht's deinem Zahn? Lässt das Lidocain nach?«
    »Jo.«
    »Und was ist mit der Watte, die du verschluckt hast? Irgendwelche Beschwerden deshalb?«
    »Jo, gwiss!« Er sprach jetzt zruck und meinte, dass er bisher noch keine Probleme damit hatte. »I bring di z' Strond«, fügte er hinzu. »Kei Zit, d' Seestächr oder d' Schinwärfr von mei Vatter z' hole. Äs isch rächt windig da usse, und du hascht kei Mantel. Abär mer muosse us spute, bevor all d' Fischerboot ussefahret ond dä Körb einiholet!«
    »Ich brauch keinen Mantel, und wir schaffen es bestimmt auch ohne Fernglas oder Scheinwerfer!«, rief der Zahnarzt mit neu erwachter Hoffnung.
    Er hatte Tränen in den Augen, konnte Fonny Boy aber nicht sehen, denn er trug noch immer das faulig riechende Tuch um den Kopf. Da hatte er all die Jahre Geld dafür genommen, dass er an Fonny Boys Zähnen arbeitete oder zumindest so tat, als arbeite er an ihnen, und hatte nie bemerkt, dass der Junge ein Engel war.
    »Gott schütze dich, mein Sohn«, flüsterte Dr. Faux, als sie leise aus der Krankenstation schlichen.
    »Pssst«, warnte Fonny Boy ihn. »Bischt still!«
    Die Straßen der Insel waren dunkel und verlassen. Nirgendwo brannte Licht; alle Einwohner schliefen tief und fest, während ihre Golfcarts mit Strom aufgeladen wurden. Doch bald war es drei Uhr morgens, und Fonn y Boy wusste, dass die Fischer dann zu ihren Booten aufbrachen, daher war Eile geboten. Wenn sie Fonny Boy erwischten, wie er Dr. Faux half, gab es Riesenärger. Bestimmt würde seine Mutter mit ihm sofort in die Swain Memorial United Methodist Church laufen und ihn bei Reverend Crockett anschwärzen. Fonny Boy hatte schon früher Probleme mit dem Reverend gehabt und war es leid, aus der Bibel auswendig zu lernen, damit ihm seine Sünden vergeben würden.
    Das Boot der Familie war nur wenige Blocks von der Kirche entfernt vertäut, und die Silhouette des Kirchturms schien Fonny Boy zu beobachten und zu verfolgen. Die Einwohner von Tangier waren gottesfürchtige Leute, und die Missachtung elterlicher Gebote würde bei niemandem auf Verständnis stoßen. Obwohl Fonny Boy in Dr. Faux' Augen ein Engel war, handelte er doch ganz offenkundig gegen den Willen seiner Eltern, indem er aus dem Haus schlich und den Zahnarzt befreite. Außerdem würde sein Vater, wenn er später die Körbe einholen wollte, kein Boot haben und fuchsteufelswild werden.
    Als Fonny Boy und der Zahnarzt die wackligen Holzstufen hinabstiegen, die zum Boot führten, ging Fonny Boy seinen Sorgen laut nach. Plötzlich hatte er Bedenken und bekam Angst vor der letzten Stufe, die ihn in eine völlig neue und unbekannte Welt führen sollte. Der Zahnarzt versuchte, Fonny Boy zu beruhigen und erklärte ihm, er empfinde in diesem Augenblick dasselbe wie die Männer und Jungen im Dezember des Jahres 1606, als sie hintereinander die Blackwell-Treppe auf der Isle of Dogs hinabstiegen und sich an Bord der Schiffe begaben. Little Richard Mutton aus St. Bride in London sei erst vierzehn gewesen, also genauso alt wie Fonny Boy, und bestimmt habe er auch vor der letzten Stufe innegehalten.
    »Isch sei Familie au dabi gwäs?«, flüsterte Fonny Boy.
    »Little Richard war der einzige Mutton auf der Liste der Siedler, jedenfalls der einzige, der uns bekannt ist.«
    »Wiso hätt är äs denn gtan?«, flüsterte Fonny Boy, während er sich vorstellte, wie Richard Mutton allein und zitternd im Dunkeln auf die drei winzigen Schiffe starrte, die sich tollkühn anschickten, den Atlantik zu überqueren und einer unbekannten und gefährlichen Welt entgegenzusegeln.
    »Wegen des Goldes«, erwiderte Dr. Faux. »Wie die meisten Siedler, die unser Land als Erste betraten, war sich der kleine Mutton-Junge sicher, er würde hier Gold oder wenigstens Silber finden. Genau wie die Spanier auf den Westindischen Inseln. Und natürlich wurden ihnen große Flächen Farmland zugewiesen, sodass sie Landwirtschaft

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