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Insel der Rebellen

Insel der Rebellen

Titel: Insel der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Wasseroberfläche nieder. Von dort begann es auf den Grund zu sinken, wo sich eine große Gruppe von Callinectes (griechisch für »schöne Schwimmer«) sapidus (lateinisch für »schmackhaft«) der Ruhe und Sicherheit der KrebsSchutzzone erfreute.
    Unter ihnen bildeten die Flüchtlinge aus dem Eimer einen kleinen Kreis, von denen einer - ein besonders hübscher Jimmy mit großen blauen Scheren und Armen -beschloss, nachzusehen, woher die menschlichen Stimmen und die schwachen Mundharmonikaklänge kamen. Er ließ seine Freunde im Schlick zurück und schwamm durch das trübe Wasser, wo er etwa sechs Meter unter der Wasseroberfläche den Kiel eines Bootes erspähte und auch die Stimmen wieder hörte.
    »Nei. Mer benutze kei Kompasch. Bruche mer au nöd«, sagte ein junger Mann, und der Krebs erkannte die Stimme. Sie gehörte dem schlaksigen blonden Inselbewohner, der immer von Piratenschätzen faselte, wenn er in der Dämmerung des anbrechenden Tages seine Körbe auswarf.
    »Hmmm. Was für eine Nummer hat euer Postfach?«, fragte eine andere Stimme, die der Krebs nicht kannte und die sich anhörte, als käme sie vom Festland.
    Fonny Boy versuchte auch diese Nummer, aber das Schloss hatte kein Einsehen.
    »Eine Glückszahl vielleicht? Hat dein Vater eine Glückszahl?«
    Die einzige Zahl, die Fonny Boy mit Glück verband, war die Dreizehn, doch auch auf die wollte das Schloss nicht hören. Er versuchte einen konventionelleren Stil auf de r Mundharmonika, und fast konnte man Oh! Susanna erkennen.
    »Was ist mit Getränken oder Lebensmitteln, die dein Vater besonders gern mag. Da sind doch auch Zahlen drin?« Dr. Faux gab nicht auf. »Seven-Up vielleicht oder Heinz 57?«
    »Mei Vatter mog Seven-Up«, sagte Fonny Boy mit einem Anflug von Hoffnung in der Stimme. »Ond är mog äs mit Spanky's Eis, trinkt mär davo wi all Lüt, dä i kenn. Abä für däs Schluss bruchscht vir Zalle, ond dä Sibene isch nur än Zall.«
    »Und wenn du das Up einbeziehst?«
    Fonny Boy hatte beschlossen, in der Mitte der Mundharmonika zu verweilen und einfach irgendwelche Töne zu blasen.
    »Gibt es eine Zahl, die mit Up verbunden ist, Fonny Boy? Komm schon, denk nach!«
    »Uff dä Kompasch isch kei na obbe. Nuä Nord, Sid, Wescht ond Oscht«, antwortete Fonny Boy.
    »Aber es könnte doch Norden bedeuten, oder nicht?« Dr. Faux ließ nicht locker. »Du weißt doch, die Leute sagen, sie fahren hoch, wenn sie Norden meinen, und runter, wenn sie in den Süden fahren. Versuch es mit 360. Das sind drei Zahlen, und die bedeuten Norden. Vielleicht hat er ja die Sieben und 360 benutzt, weil er an Seven-Up dachte.«
    Der spitz zulaufende Körper des Jimmys stieß wieder hinab zum Grund, wo er seine furchtsamen Freunde warnte.
    »Do obbe sin sibe Lüt!«, rief er. »Ond dä wolle hi Kirb ussesetze, abä das isch gäge däs Gsätz. I hätt guede Luscht, dä anz'zige!«
    Der Jimmy nahm an, dass die beiden Fischer im Boot zu den Leuten gehörten, die nach den Krebsen und der Forelle Ausschau hielten. Allerdings hatten die Krebse die Forelle schon längere Zeit nicht mehr gesehen. Oder vielleicht waren die Seven-Up-Bande, so hatte der Jimmy sie getauft, Piraten, denen der Gouverneur Straffreiheit versprochen hatte, sollten sie die Krebse und die Forelle finden und sie im Eimer zurück zur Gouverneursvilla bringen. Die Blaukrebse kannten die Piraten recht gut. Weder waren sie besonders beeindruckt von ihnen, noch fürchteten sie sich. Die Piraten waren immer zu grimmig oder zu betrunken, um sich dem Krebsfang zu widmen, so war das schon seit Jahrhunderten. Darüber hinaus wurde den Krustentieren das Leben nicht gerade erleichtert durch die alten Kanonen, Münzen und Juwelen, über die sie ständig auf dem Grund der Bucht klettern mussten. Krebse scherten sich einen Dreck um Schätze.
    Aber der blonde Inselbewohner mit Namen Fonny Boy interessierte sich zweifellos dafür, dachte der Jimmy, während er durch den wogenden Schlick zu einem Brett auf dem Grund der Bucht eilte, wo er kurz darauf das Wrack einer Schaluppe ausmachen konnte. Das alte Schiff war von Kanonenkugeln durchlöchert worden und war auf eine seichte Stelle gesunken, wo es in den vergangenen Jahrhunderten von der Strömung weitergezogen wurde, bis es an seinem jetzigen Platz gelandet war. Der Jimmy wühlte neben dem rostenden Anker herum und ergriff ein kleines Stück Eisen. Dann paddelte er wie wild mit seinen Schwimmfüßen und ruderte zurück zum Boot. Dort hangelte er sich am kleinen

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