Insel der Rebellen
helfen könnten. Doch in allen Folgen von Bonanza, die Possum gesehen hatte, hatte er nie einen Schwarzen auf der Ponderosa gesehen.
»Vielleicht mag er keine Schwarzen«, fragte sich Possum laut, während er sich Ben Cartwright in seiner Lederweste und seinem schneeweißen Haar vorstellte. »Schwarze warn Sklaven. Wer glaubt im Ernst, hier kommt jemand auf 'n Gaul angeritten, um mich zu retten? Aber wenigstens ham die Cartwrights keine Föderiertenflagge.« Possum blickte auf seine Jolly-Goodwrench-Flagge, die hinter dem Fernseher an der Wand hing. »Hab nie 'ne Föderiertenflagge oder Sklaven auffer Ponderosa gesehen, nur Hop Sing, und der is Chinese und kann kommen und gehen, wie's ihm gefällt, wenn er nur ordentlich kocht und putzt.«
Possum fragte sich, ob er wohl seine Sünden abbüßen könnte, denn die Cartwrights würden doch sicherlich schrecklich enttäuscht sein über seinen jüngsten Abstecher ins kriminelle Milieu.
»Es tut mir Leid wegen Moses«, sagte Possum zu Hoss.
»Nun, kleiner Freund, was du getan hast, war falsch«, antwortete Hoss.
»Weiß ich doch, Hoss, glaub mir. Aber ich hatte echt Schiss, und Smoke hätt mich bestimmt kalt gemacht oder zusammengeschlagen, oder vielleicht hätt er Popeye ertränkt, wenn ich nich abgedrückt hätt. Ich tät wünschen, ich könnt die Zeit zurückdrehen und einfach wegrennen, bevor's zu spät is. Aber es is zu spät, und hier bin ich nun im Clubhaus.«
»Du musst die Sache wieder hinbiegen, kleiner Freund«, ertönte die tiefe Stimme unter Hoss' riesigem Stetson. »Was passiert ist, ist passiert, aber es ist nie zu spät, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen.«
Ben saß auf seinem Pferd und wollte gerade nach Carson City reiten, um etwas zu erledigen, als er auf Possum hinunterblickte und sich sein Mund zu einem kleinen Lächeln verzog.
»Warum fängst du nicht damit an, dass du Moses anrufst und dich bei ihm entschuldigst?«, schlug er vor, die Zügel lässig in der Hand. »Und du müsstest dich natürlich Sheriff Coffey freiwillig stellen«, fügte er im Davongaloppieren hinzu.
Possum saß im Dunkeln und griff nach seinem Handy. Das Herz klopfte ihm im Hals. Angestrengt lauschte er, ob er irgendwelche Geräusche aus den anderen Zimmern des Wohnmobils hörte. Alles war still. Er rief die Auskunft an und wurde für fünfzig Cents zum Krankenhaus durchgestellt, von dem es im Fernsehen geheißen hatte , dass Moses Custer dort behandelt werde.
»Moses Custer, bitte«, sagte Possum leise.
»Wer spricht denn dort? Er nimmt nur Telefonate von den Leuten auf seiner Liste an.«
Possum überlegte, wie er die Frau am anderen Ende der Leitung austricksen konnte. »Ich bin Nummer drei auffer Liste, Ma'am.«
Er hörte sie blättern und hoffte, Dale Earnhardts Nummer würde ihn nicht im Stich lassen. Tat sie nicht, jedenfalls nicht wirklich.
»Hier stehen Mr. and Mrs. Brutus Custer, wer sind Sie denn nun bitte?«
Possum hatte eine hohe, sanfte Stimme, die am Telefon oft für eine Frauenstimme gehalten wurde. Das störte ihn zwar ein bisschen, aber er wusste, dass er niemals als Brutus durchgehen würde.
»Mrs. Custer«, sagte er. »Ich mach mir so 'ne Sorgen um mein' Schwiegerpapa. Ich kann nich schlafen und nich essen. Aber wenn er nich reden will, dann können Sie ihm sagen, ich ruf wann anders noch mal an.«
Damit hatte Possum der Schwester die Möglichkeit eröffnet, ihn abzuwimmeln, denn ihm war ziemlich mulmig bei der ganzen Sache. Doch dann drehte sich Ben Cartwright im Sattel herum und blickte ihn strafend an.
»Warten Sie«, sagte die Frau am Telefon.
»Hallo.« Jetzt war eine männliche Stimme am Apparat. »Bist du das, Jessie? Wie geht's denn, Süße? Wieso bist du nich mal hergekommen? Ich komm doch heute nach Hause.«
»Mr. Custer, das is nich Jessie hier, aber ich muss mit Ihn' reden, also häng' Se bitte nich auf.« Possums Herz hämmerte jetzt so heftig, dass er dachte, es schlüge ih m die Rippen entzwei.
»Wer is da?« Moses schöpfte sofort Verdacht.
»Kann ich nich sagen, nur dass es mir sehr Leid tut, was Ihnen passiert is. Es war falsch, falsch, falsch, und ich hab's auch nich so gemeint. Aber man hat mich gezwungen.«
»Wer spricht da?« Moses' Stimme war ungehalten. »Das soll wohl'n Scherz sein, oder was? Du bist doch bestimmt einer von diesen Piraten!«
»Ja. Aber ich will gar keiner sein«, gestand Possum.
»Spar dir den Scheiß. Ich wusste doch gleich, dass das nich Jessie war. Klingst gar nich wie sie.«
Possum holte
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