Insel der Rebellen
Elektrolytverlust führen, der bei älteren oder Patienten von ohnehin schwacher Konstitution sehr gefährlich sein könnte.«
»Was so ziemlich genau auf den Gouverneur zutrifft«, bemerkte Andy. »Was ist mit Fingerabdrücken? Haben die im Labor irgendetwas auf dem Papier gefunden, in dem die Schachtel eingewickelt war? Und war die handgeschriebene Notiz tatsächlich vom Gouverneur?«
Dr. Scarpetta blätterte erneut in ihren Papieren.
»Mit Hilfe einer forensischen Lichtquelle und fluoreszierendem Pulver haben wir einen latenten Fingerabdruck gefunden und durch das AFIS laufen lassen«, teilte sie ihm mit. »Es gab tatsächlich einen Treffer. Hier ist die Identifikationsnummer, Sie können sie selbst im Polizeicomputer überprüfen.« Sie schrieb die Nummer auf einen Zettel. »Und was die Untersuchung der Handschrift anbelangt, so stimmt eine Probe des Gouverneurs nicht mit der Notiz überein, die der Schokolade beigelegt war.«
»Also ist die Notiz eine Fälschung.« Andy war keineswegs überrascht.
»Das können wir nicht mit Sicherheit sagen. Dazu brauchen wir eine offizielle Handschriftenprobe. Bisher haben wir nur eine provisorische Probe herangezogen, einen Brief, den der Gouverneur angeblich an Dr. Sawamatsu geschickt hat.«
»Richtig. Und wir können nicht davon ausgehen, dass dieser Brief keine Fälschung ist«, stimmte Andy ihr zu. »Oder dass der Gouverneur ihn persönlich unterzeichnet hat.«
»Nein, juristisch gesehen können wir nicht davon ausgehen.«
»Dabei fällt mir etwas ein«, sagte Andy. »Ich hoffe, Sie empfinden es nicht als Einmischung, Dr. Scarpetta, aber ich finde es ehrlich gesagt äußerst befremdlich, dass Dr. Sawamatsu unangemessene Souvenirs aus seinem Tätigkeitsfeld sammelt. Zumindest prahlt er vor uns anderen damit. Sind Sie schon einmal bei ihm zu Hause gewesen?«
»Nein«, erwiderte sie, und ihre Miene verfinsterte sich.
Wenn es etwas gab, wofür sie nicht das geringste Verständnis aufbrachte, war es mangelnder Respekt gegenüber den Toten. Und ganz gewiss war es keinem ihrer Mitarbeiter gestattet, Erinnerungsstücke gleich welcher Art von Tatorten mitzunehmen, weder Geld noch persönliche Gegenstände, Waffen, Drogen oder Alkohol.
»Vielleicht sollten Sie ihn einfach mal unangemeldet besuchen«, schlug Andy vor. »Zu Hause.«
»Keine Sorge«, antwortete sie grimmig, »das werde ich.«
»Ich kümmere mich gleich um den Schokoladenfall«, versprach Andy. »Und ich nehme an, Sie brauchen für die weitere Untersuchung eine Handschriftenprobe des Verdächtigen?«
»Ich wusste nicht, dass Sie bereits einen Verdächtigen haben«, sagte sie. »Aber natürlich. Auf jeden Fall. Wenn Sie eine Probe ihrer oder seiner Handschrift besorgen könnten, wäre das natürlich sehr hilfreich. Und ich schlage vor, sie besorgen auch eine Probe des Adressaten.«
»Von Superintendent Hammer?«, fragte Andy überrascht.
»Warum?«
»Um das Münchhausen-Syndrom auszuschließen«, sagte Dr. Scarpetta sachlich. »Vergiftungen mit Ex-Lax treten besonders häufig auf, wenn jemand das Mittel dauerhaft einnimmt, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen - zum Beispiel die der Eltern oder des Partners.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Superintendent Hammer uns weismachen wollte, der Gouverneur hätte ihr vergiftete Schokolade geschickt? Und das nur, um unsere Aufmerksamkeit zu erregen? Das ist völlig unmöglich! Sie kennen sie nicht«, sagte Andy höflich, aber bestimmt.
»Nein, ich kenne sie nicht«, erwiderte Dr. Scarpetta. »Aber sie ist neu in einer sehr verantwortungsvollen Stellung, und wenn ihre Erfahrung auch nur im Entferntesten der meinen gleicht, antwortet der Gouverneur auf keinen ihrer Telefonanrufe und lädt sie zu keiner der festlichen Veranstaltungen in der Villa ein. Also könnte es doch sein, dass sie den Eindruck hervorrufen möchte, der Gouverneur wolle sie vergiften. Wenn er plötzlich des versuchten Mordes verdächtigt würde, könnte sie seiner Aufmerksamkeit sicher sein, denke ich.«
»Darf ich Sie noch ganz schnell nach Trish Trash fragen?«, wechselte Andy rasch das Thema. »Ich weiß, dass ich nicht für den Fall zuständig bin, aber er interessiert mich sehr. Vielleicht haben Sie ja auch gehört , dass der Mörder Beweismaterial vor meiner Haustür deponiert hat.«
»Ach, das waren Sie auch?« Scarpetta runzelte leicht die Stirn, und Andy konnte sehen, dass dieser Fall sie sehr mitnahm. »Ein besonders abscheulicher und brutaler Mord«, fügte sie hinzu.
»Aber
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