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Insel der Rebellen

Insel der Rebellen

Titel: Insel der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Scarpetta an Regina.
    Diese starrte nur mit großen Augen zurück und schien ihre Stimme verloren zu haben. Noch nie zuvor war Regina einer so imposanten Frau begegnet, und sie war tief beeindruckt. Dr. Scarpetta war eine sehr attraktive blonde Frau Mitte vierzig und trug ein elegantes Nadelstreifenkostüm. Was veranlasste jemanden, der so aussah, seinen Lebensunterhalt mit Toten zu verdienen? Wie sollte Regina sich vorstellen, ohne ihren Namen preiszugeben und Aufsehen zu erregen?
    »Reggie«, stieß sie schließlich hervor.
    »Officer Reggie«, Dr. Scarpetta nickte ihr aus dem Ledersessel hinter dem ausladenden Schreibtisch zu. »Und Sie verbürgen sich für sie?« Die Frage war als gelind e Warnung an Andy gerichtet.
    »Es kommt selten vor, dass ich Polizeipraktikanten hier habe.«
    »Ich übernehme die volle Verantwortung«, sagte Andy und warf Regina einen strengen Blick zu.
    »Oh, machen Sie sich meinetwegen bitte keine Sorgen«, sagte Regina eifrig. »Ich werde nichts über das, was ich hier sehe oder höre, verlauten lassen und nichts anrühren.«
    »Das ist eine gute Idee«, erwiderte Dr. Scarpetta und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Andy zu. »Der Mann wurde anhand seiner Fingerabdrücke identifiziert. Sein Name ist Caesar Fender, einundvierzig Jahre alt, männlich, wohnhaft in Richmond. Leider haben wir heute morgen ein volles Haus. Haben Sie je einer Autopsie beigewohnt?«,fragte sie Regina.
    »Nein, aber nicht weil ich nicht gewollt hätte«, Regina schien verzweifelt bemüht, einen guten Eindruck auf die berühmte Medizinerin zu machen.
    »Verstehe.«
    »In der Schule war ich die Einzige in meinem Biologiekurs, der es nichts ausgemacht hat, Frösche zu sezieren«, prahlte Regina.
    »Mir ist davon nicht schlecht geworden. Ich glaube auch, ich könnte einen Menschen sterben sehen, auf dem elektrischen Stuhl oder so.«
    »Na, ich konnte die Seziererei in der Schule nicht ausstehen«, antwortete Dr. Scarpetta, sehr zu Reginas Überraschung. »Mir tat der arme Frosch Leid.«
    »Mir auch«, sagte Andy. »Meiner war noch am Leben, und ich fand es sehr unfair, ihn einfach umzubringen. Das belastet mich heute noch.«
    »Und mich bedrückt es entsetzlich, Leute sterben z u sehen, auf dem elektrischen Stuhl oder irgendwo anders. Ich nehme an, Sie haben noch nie an einem Tatort oder in einer Notaufnahme zu tun gehabt«, sagte Dr. Scarpetta und überlegte dabei, dass sie Andys Namen heute schon mal gelesen hatte. Sie blätterte die Papiere auf ihrem Schreibtisch durch und zog einen Bericht hervor.
    Tatsächlich, der Name des Polizeibeamten, der die vergifteten Schokoladenproben ins Labor geschickt hatte, war Trooper Andy Brazil.
    »Ich hätte da noch etwas mit Ihnen zu besprechen«, sagte sie zu ihm. »Ich denke, wir sollten uns kurz unter vier Augen unterhalten.«
    Das war ihre Art, Regina aus dem Büro zu schicken.
    »Bitte warten Sie draußen auf mich«, sagte Andy zu ihr. »Wir kommen gleich zu Ihnen.«
    »Was ist das für ein Praktikum, wenn Sie mich immer rausschicken?«,fragte Regina, und die unangenehmen Züge ihrer Persönlichkeit meldeten sich in ihrer Stimme zurück.
    »Ich schicke Sie ja nicht immer raus«, erwiderte Andy, als er sie praktisch hinausschob. »Da bleiben Sie jetzt«, sagte er zu ihr, und es klang eher, als spräche er mit Frisky.
    Er schloss die Tür und kehrte an Dr. Scarpettas Schreibtisch zurück, wo er sich einen Stuhl heranzog und Platz nahm.
    »Ich habe gerade den Bericht des Labors über die Schokoladenproben zurückbekommen«, begann die Rechtsmedizinerin. »Der Befund ist so gravierend, dass Doktor Pond den Bericht an mich weitergeleitet hat, denn ich bin mit Vergiftungen durch Abführmittel einigermaßen vertraut. Vor Jahren hatte ich einen Fall, in dem ein paar Kinder Ex-Lax in die heiße Schokolade ihrer Mutter geta n hatten - vermutlich als Scherz. Die Frau erlitt mehrfaches Organversagen, ein Lungenödem, fiel ins Koma und starb.«
    Sie reichte Andy den Bericht, während sie mit ihren Erklärungen fortfuhr.
    »Die Tests wurden mit Hilfe der Hochleistungs-flüssigkeitschromatographie durchgeführt, und in allen Proben wurden in der Tat unterschiedliche Dosen von Phenolphthalein gefunden, auch Pt genannt. Gewöhnliches Ex-Lax, in der empfohlenen Dosierung, enthält ungefähr neunzig Milligramm Pt. Doch jede einzelne der Pralinen in der Schachtel, die Sie uns geschickt haben, enthielt bereits mehr als zweihundert Milligramm. Das würde beim Verzehr zu einem Flüssigkeits- und

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