Insel der Rebellen
noch zwei Nächte in Miami Beach verbracht, in einem der wenigen Hotels, die um diese Jahreszeit noch nicht mit Brettern vernagelt waren, weil ich doch so auf Jackie Gleason steh. Hast du schon mal die Honeymooners gesehen?«
Cruz runzelte die Stirn und kratzte sich am Kopf.
»Na ja, ich dachte gerade, du könntest vielleicht den Bus nach Florida nehmen. Das Campus Ministry hat einen Hilfsfonds, über den wir frei verfügen können, wenn einer unserer Studenten nach Hause muss, aber sich die Fahrkarte nicht leisten kann.«
Cruz geriet in Panik. In Florida kannte er keine Menschenseele.
»Vielleicht gehen nach New York und suchen dort Arbeit«, sagte er plötzlich und hoffte, sie würde nicht auf die Idee kommen, er stamme aus New York und sei daher möglicherweise der Serienkiller, der herumlief und rassistische Verbrechen beging.
»Das ist eine große Stadt«, gab Barbie zu bedenken. »Und es ist sehr schwer, dort Arbeit zu finden. Aber ich sag dir, was ich tun werde. Wie wäre es, wenn ich dir etwas Geld gebe, damit du dir eine Busfahrkarte und etwas zu essen kaufen kannst?«
Eine innere Stimme sagte Barbie, dass es vielleicht nicht sehr klug war, über Geld oder den Hilfsfonds zu reden, aber sie war nun einmal eine leichte Beute für jeden, der ihr Mitleid erregte, und obwohl dieser Junge ganz wunderschöne Haut hatte, so war er doch ein Unglücksrabe und steckte in Schwierigkeiten. Also gab Gott ihr vielleicht ein Zeichen und bedeutete ihr, ein kleines Wunder zu vollbringen, und sie dachte an ihre n Regenbogen und fühlte sich ganz warm vor Glück.
»Oh, gracias, gracias, vielen Dank«, sagte Cruz voller Erleichterung. »Gott schütze Sie. Sie nett zu mir. Sie mein Leben retten und ich niemals vergessen.« Seine Dankbarkeit tat Barbie gut und bestärkte sie in der Überzeugung, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Sie erhob sich vom Sofa.
»Aber ich muss das noch mit Reverend Justice abklären - wenn ich ihn erreichen kann«, fügte sie hinzu. »Vielleicht hast du schon von ihm gehört. Er ist in letzter Zeit ziemlich bekannt geworden. Ich hoffe, ich kann ihn irgendwo zu fassen kriegen. Er scheint wie vom Erdboden verschwunden zu sein. Warte hier auf mich.«
»Ich bleiben«, versprach Cruz.
Barbie ging zurück in ihr Büro und verriegelte die Tür. Sie rief die Sekretärin an, die sich nicht besonders krank anhörte, als sie den Hörer abnahm.
»Haben Sie eine Ahnung, wo ich den Reverend finden kann?«, fragte Barbie, während sich - Regenbogen hin und Regenbogen her - doch wieder böse Mutmaßungen und Ängste einschlichen.
Wie konnte sie so sicher sein, dass dieser kleine Hispano harmlos war? Was, wenn nicht?
»Haben Sie's bei ihm zu Hause versucht?«, fragte die Sekretärin unfreundlich, als empfände sie Barbies Anruf als Zumutung.
»Da hebt keiner ab«, sagte Barbie frustriert. In diesem Augenblick klopfte es an ihrer Tür.
Gar zu gerne hätte sie Hooter angerufen und sie gefragt, ob sie dem kleinen Hispano Geld geben solle, aber soweit Barbie wusste, gab es im Mauthäuschen kein Telefon.
»Ist da jemand?«, fragte eine laute weibliche Stimme , und das Klopfen wurde stärker.
Barbie eilte zur Tür, um zu sehen, wer es war.
»Bitte schön«, rief sie durch die Tür. »Wer sind Sie, und haben Sie einen Termin?«
»Nehmen Sie auch Leute ohne Termin? Ich muss unbedingt mit jemandem reden, oder ich ertränke mich in dem Teich da draußen. Ich bin zwar keine Baptistin, aber das interessiert bestimmt keinen, wenn ich mir das Leben nehme und die Leute herausfinden, vor allem die, die keine Baptisten mögen, dass Sie nicht mit mir reden wollten«, sagte die Frau unter Tränen.
Regina Crimm war auf höchst ungewöhnliche Weise bei Barbie Fogg und Cruz Morales gelandet, und ihr Timing hätte nicht perfekter sein können.
Trooper Macovich fuhr downtown auf dem Weg in die Villa, um dort die gescheiterte Praktikantin Reggie abzuliefern, als er einen Funkspruch erhielt, dass ein alter Grand Prix mit New Yorker Nummernschildern auf dem Parkplatz des Virginia Country Club gefunden worden sei. Man nahm an, das Auto befinde sich noch nicht lange dort, denn so ein alter, schrottreifer Wagen, der noch nicht einmal ein Kennzeichen aus Virginia trug, musste sofort auffallen. Das war auch tatsächlich der Fall. Eine Frau auf dem Weg zur Tennishalle hatte den Grand Prix entdeckt, als sie ihren Volvo parkte, und augenblicklich die Polizei verständigt.
»Tut mir Leid«, sagte Macovich zu Regina
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