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Insel der Rebellen

Insel der Rebellen

Titel: Insel der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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telefonieren. Vielleicht ist er auf dem Weg in die Villa. Ich weiß nicht genau.«
    »Er ist verhindert?«
    »Vielleicht ist es auch was anderes.« Windy verstrickte sich immer tiefer in ihre Schwindelei. »Jedenfalls ist er zurzeit für niemanden zu erreichen. Es hat also nichts mit Ihnen zu tun.«
    »Natürlich hat es was mit mir zu tun!« Hammer blickte erneut auf das VASCAR-Memo und fragte sich, was sie mit diesem neuesten und möglicherweise gefährlichsten Schwachsinn der Regierung anfangen sollte. »Er will nicht mit mir sprechen, und Sie können sich die Mühe sparen, es mir schonend beizubringen.«
    »Das ist wirklich nicht nett von ihm.« Windy stemmte beide Hände in die Hüften. »Ich hoffe, Sie kreiden es mir nicht an, dass er Sie so schlecht behandelt. Machen Sie mich nicht zum Sündenschaf.«
    Sünden bock, dachte Hammer gereizt. Das schwarze Schaf ist ein Schaf, und der Sündenbock ist ein Bock. Mein Gott, ich hör überhaupt nicht mehr auf, in Redensarten zu denken. Dabei kann ich Redensarten nicht ausstehen!
    »Einer der Männer, mit denen ich letzten Monat ausgegangen bin, hat gesagt, Sie haben den Posten nur gekriegt, weil der Gouverneur wegen all der Autobahnprobleme in der Presse so schlecht wegkommt und weil er jemanden braucht, dem er den schwarzen Peter an die Fahne heften kann«, sagte Windy. »Sie sollten sich keine Vorwürfe machen oder es persönlich nehmen.«
    Hammer konnte es noch immer nicht fassen, dass sie eine so schwachsinnige Person als Sekretärin hatt e übernehmen müssen. Leider war es äußerst schwierig, Beamte zu entlassen. Kein Wunder, dass der letzte Polizeichef frühzeitig mit Herzfehler und ParkinsonKrankheit in den Ruhestand gegangen war. Was zum Teufel hatte er sich dabei gedacht, Windy Brees einzustellen? Schon der Name hätte ihn stutzig machen müssen: Windy - hohl und geschwätzig.
    Spätestens als sie den Mund aufmachte, hätte ihm klar sein müssen, dass sie peinlich und unfähig war - eine dreiste kleine Idiotin, die sich mit Make-up zukleisterte, umhertrippelte und anmutig das Köpfchen neigte, so gefügig und niedlich und schutzbedürftig, dass kein Mann umhin konnte, ihr seine starke Schulter zum Anlehnen anzubieten.
    18 Uhr war vorbei, Hammer packte ihren Aktenkoffer und begab sich auf den Heimweg. Während sie den Wagen durch das Stadtzentrum lenkte, gewann sie die Überzeugung, dass VASCAR das Ende ihrer Karriere bedeuten würde und dass es offenbar nichts gab, was sie dagegen tun konnte. War es nur ein Zufall, dass genau an dem Tag, an dem Andy die Website ins Netz gestellt hatte, die das Image der State Police aufpolieren sollte, der Gouverneur ein Programm ins Leben rief, das den Ruf der State Police zugrunde richten musste? War es bloßer Zufall, dass sich der Gouverneur die Inselbewohner vorknöpfte, nachdem Andy Tangier Island aufs Korn genommen hatte, indem er andeutete, es sei einst ein Piratennest gewesen? Ganz zu schweigen davon, dass sie kaum noch Hubschrauberpiloten hatte und dass sie die wenigen Trooper in der Lufteinheit, die ihr noch blieben, dringend brauchte, um Straftäter zu jagen und Marihuanafelder aufzuspüren, statt mit ihnen Raser auf einer winzigen Insel oder anderswo dingfest zu machen.
    Andy ging ihr im Kopf herum, während sie sich in eine n Zustand hochgradiger Paranoia hineinsteigerte. Niemals hätte sie ihm erlauben dürfen, diesen Artikel unzensiert ins Internet zu stellen. Doch gerade das war Teil ihrer Abmachung gewesen.
    »Ich mache es nicht, wenn sie meine Artikel überarbeiten«, hatte er ihr letztes Jahr mitgeteilt. »Ein entscheidender Grund für die Anonymität liegt darin, dass niemand weiß, was Trooper Truth schreiben wird, und dass niemand Einfluss darauf nehmen kann, sonst würde die Wahrheit auf der Strecke bleiben. Wenn Sie meine Artikel lesen, bevor ich sie ins Netz stelle, Superintendent, weiß ich genau, was passiert. Sie fangen an, sich Sorgen zu machen über mögliche Kritik, Schuldzuweisungen und politische Probleme. Das ist es, was Bürokraten vor allem beschäftigt, leider. Nicht, dass ich damit sagen will, Sie wären eine Bürokratin.«
    »Und ob Sie das sagen wollen«, hatte sie tief beleidigt geantwortet.
    Und vielleicht hatte er Recht, dachte Hammer bedrückt, während sie der East Broad Street folgte und sich Church Hill näherte, dem sanierten Viertel, in dem sie wohnte. Vielleicht wurde sie wirklich langsam zu einer Bürokratin, die sich viel zu sehr darum kümmerte, was andere Leute von ihr

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