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Insel der Schatten

Insel der Schatten

Titel: Insel der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Webb
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hören würde.
    »Ich, Madlyn Crane, körperlich und geistig unversehrt, hinterlasse hiermit all meinen irdischen Besitz meiner Tochter Halcyon Crane, auch bekannt als Hallie James.«
    Ich schlug die Hände vor den Mund.
    Der Anwalt fuhr fort: »Ich stelle jedoch eine Bedingung. Das Haus darf nicht verkauft werden. Hallie, du bist Insulanerin in der vierten Generation. Du bist in diesem Haus geboren. Dein Ururgroßvater hat es gebaut, und ich weiß, er hätte gewollt, dass es in der Familie bleibt – was auch meinem Wunsch entspricht. Komm und geh, wie du möchtest, nimm mein Geld, um es zu unterhalten, aber verkauf es nicht. Zieh darin deine Kinder groß, so wie ich es gern getan hätte.«
    Er brach ab. »Es geht noch weiter, aber das sind juristische Formalitäten. Wir haben das Testament sofort geändert, nachdem sie erfahren hat, dass Sie noch leben. Ursprünglich hatte sie ihr Vermögen aufteilen und mehrere Kunststiftungen bedenken wollen, aber sowie Sie wieder aufgetaucht sind, änderte sie ihre Meinung. Madlyn war ein Familienmensch.«
    Ich brachte einen Moment lang keinen Ton heraus. »Ich kann nicht glauben, dass sie mir alles hinterlassen hat.«
    »Ich kann mir vorstellen, dass das sehr unerwartet kommt. Sie haben soeben ein Vermögen von einer Frau geerbt, die Sie gar nicht kennen.«
    Ich blinzelte ihn an. »Ein Vermögen? Wie meinen Sie das?«
    »Ihre Mutter war eine wohlhabende Frau«, bemerkte William Archer schlicht. Er reichte mir einen Stapel Bankauszüge, Investitionsberichte und anderer Dokumente, die ich nicht einordnen konnte. Ich blätterte sie benommen durch, ohne genau zu verstehen, was ich da sah. Aber eines sprang mir sofort ins Auge: die vielen Nullen. Madlyn Crane war Millionärin gewesen. Und ich war jetzt unglaublicherweise reich.
    Meine Gedanken überschlugen sich, sprangen von dem Kündigungsschreiben, das ich meinem Chef schicken würde, zu dem Umstand, dass ich endlich meine Schulden würde abbezahlen können und dann zu der Europareise, von der ich schon immer geträumt hatte. Ich hatte mein ganzes Leben lang keine finanzielle Sicherheit gekannt, und nun war ich innerhalb weniger Augenblicke reich geworden. Im nächsten Moment schämte ich mich für diese Überlegungen.
    »Ich wünschte, ich könnte das ganze Geld gegen die Kindheit eintauschen, die ich hätte haben sollen«, murmelte ich kopfschüttelnd.
    Unsere Blicke kreuzten sich, William Archer lächelte leicht und zuckte dann die Achseln.
    »Was soll ich jetzt machen?«, fragte ich ihn.
    »Ein Haus und zwei Hunde warten auf Sie.«
    Ich vermochte das volle Ausmaß dieser Feststellung nicht sofort zu erfassen. Ein Haus? Hunde? Es erschien mir alles so unwirklich. Aber andererseits war mir, seitdem ich den Brief meiner Mutter gelesen hatte, nichts mehr wirklich real vorgekommen.
    »Ich habe die Schlüssel hier«, fuhr der Anwalt fort. »Wahrscheinlich wollen Sie sich sofort alles ansehen.« Er stand auf und griff nach einer braunen Lederjacke, die an einem Kleiderständer in der Ecke hing. »Wenn Sie möchten, bringe ich Sie hin.«
    »Wirklich? Haben Sie denn Zeit dafür? Was ist mit Ihren anderen Klienten?«
    Er blickte sich in dem leeren Raum um. »Alle anderen hier können warten, bis wir wieder da sind«, lachte er und erklärte dann, dass sein Geschäft wie die meisten anderen stets auch fast zum Erliegen kam, sowie die Sommerurlauber abgereist waren.
    »Ich hatte eigentlich immer mal vorgehabt, den Winter im Süden zu verbringen, so wie es hier viele Leute tun, meine Eltern eingeschlossen«, sagte er, als er seine Jacke anzog. »Aber irgendwie habe ich es nie geschafft. Diese Insel hat gerade im Winter etwas an sich, das mich hier festhält. Ich liebe die Einsamkeit. Es kommt mir dann immer so vor, als würde mir die ganze Insel allein gehören.«
    »Genau das habe ich vorhin auch empfunden«, stimmte ich zu. »Als würde man durch eine verlassene Filmkulisse spazieren.« Ich nickte, behielt aber für mich, dass mich diese Abgeschiedenheit eher ein bisschen nervös machte, so als würde man mutterseelenallein über einen Friedhof gehen. Ich spürte, wie das Unbehagen in meine Jacke kroch und sich um meinen Hals schlang, als wir zur Tür hinaus und in den kalten Wind traten. Der Geruch nach Regen hing in der Luft.
    »Mein fahrbarer Untersatz steht da hinten.« Er führte mich um das Gebäude herum.
    Fahrbarer Untersatz? Als wir um die Ecke bogen, sah ich, was er meinte. Ein riesiges weißes Pferd, die Art von Tier, die

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