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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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… es gibt Anzeichen dafür, dass es in Europa bald einen großen Krieg geben könnte …«
    Johannes sah sie skeptisch an, dann belächelte er sie, so wie man über ein Kind lächelt.
    Â»Elisa, Elisa … was soll das schon wieder? Geht es hier um Kelii oder um die paranoiden Vorstellungen einer alternden Exkönigin?«
    Elisa wurde noch viel wütender, am liebsten hätte sie ihn geschlagen. Doch sie tat es nicht, sie hatte gelernt. Mit freundlichem Lächeln trat sie nah an seinen Schreibtisch und flüsterte in sein Ohr.
    Â»Du hast recht, Johannes, ich sollte leiser sprechen, sonst denkt man am Ende noch, du hättest deine Liebe an eine Wahnsinnige verschwendet, die es ohnehin nicht verdient gehabt hätte, deinen wunderbaren Sohn zur Welt zu bringen … Wo warst du, als ich unseren Jungen verloren habe?«
    Ihre Augen hielten nur mühsam zurück, was ihr Herz empfand. Seine Abwesenheit hatte sie tief gekränkt.
    Â»Nicht einmal eine Zeile, geschweige denn ein Brief des Bedauerns. Weißt du, wie weh du mir damit getan hast? Er war unser Sohn … unser Liebeskind.«
    Er nickte, flüsterte eine halbherzige Entschuldigung über dringende Angelegenheiten in Lihue und gab ihr einen vorsichtigen Kuss auf die Wangen. Er war behutsam, denn er wusste vom Doktor, was sie durchgemacht hatte.
    Â»Möchtest du zuerst über Kelii sprechen?«
    Â»Bitte sag mir, was geschehen ist. Selbst unser Informant aus der Gefängnisküche ist verschwunden.«
    Â»Kelii ist noch am Leben, so viel weiß ich. Doch sie hätten ihn auch totschlagen können, weil er getobt hat wie ein Wahnsinniger, als sie seine Frau und das Kind in die Krankenstation brachten … Er hatte Glück im Unglück, weil ich zu ihm durfte …«
    Â»Du hast ihn gesehen?«
    Â»Gestern Nacht, gleich nach meiner Ankunft. Es war nur möglich, weil Janson überall seine Leute hat, auch in der Krankenstation. Aber gegen Mai Pake sind alle hilflos … Diese Krankheit ist stärker als wir. Niemand kann Okelani helfen, auch nicht ihrem kleinen Jungen, ihn hat es am schlimmsten erwischt. Er ist bereits im Sterbezimmer …«
    Â»Du lügst! Sie haben nicht Mai Pake!«
    Â»Wenn du es genau wissen willst, frag den Doktor. Sie haben mich heimlich eingeschleust. Doch als der Doktor kam, musste auch ich gehen … Du weißt genau, wie streng sie bei Quarantänefällen sind. Ich kann es mir nicht leisten, ebenfalls krank zu werden …«
    Johannes sah Elisa an. Sein trauriges Lächeln machte sein Gesicht weicher. Elisa konnte unter diesen Umständen nicht wirklich lange wütend auf ihn sein.
    Â»Wie geht es Leilani?«
    Johannes ging um den Schreibtisch herum und kehrte ihr den Rücken zu, weil er sie nicht noch zusätzlich mit seinem Schmerz belasten wollte.
    Â»Sie wird nicht mehr lange leben. Vor dem Winter noch, meinte der Doktor, denn ihr Husten wird immer schlimmer, und sie kann inzwischen kaum noch Essen bei sich behalten …«
    Â»Warst du deshalb so lange fort?«
    Â»Ich musste mich um Thomas und Elisabeth kümmern. Sie können nur wenige Stunden am Tag zu ihrer Mutter, weil Leilani so viel Schlaf braucht. Und wenn sie wach ist, steht sie unter dem Einfluss des Opiums … Sie redet fast nur noch von Engeln und ihren Gesprächen mit Rosa. Du kannst dir vorstellen, wie das die Kinder verunsichert. Thomas macht mit Victoria sein Examen, da findet er zumindest ein wenig Halt, doch Elisabeth ist mit ihren dreizehn Jahren völlig hilflos und verängstigt. Ich habe sogar meine Mutter gebeten, wegen Elisabeth zu kommen, und du weißt, was das bedeutet.«
    Elisa wusste, wie schwer sich Johannes seit Jahren mit seiner Mutter tat, weil sie sich nicht von dem brutalen Piet van Ween trennen konnte. Dabei schlug er sie nicht nur, sondern versoff auch sein ganzes Gehalt, sodass Johannes’ Mutter die Familie mit ihrem bescheidenen Lohn als Köchin bei Elisas Onkel über Wasser hielt.
    Â»Es wird gut für sie sein. Deine Halbgeschwister sind erwachsen, deine Mutter könnte dir den Haushalt führen …«
    Â»Wenn sie Piet verlassen kann. Den Mann dulde ich nicht in meinen vier Wänden, egal wie wenig Leilani noch mitbekommt. Sie hasst meinen Stiefvater, und ich kann es ihr nicht verdenken … Aber sie liebt ihren Bruder, und deshalb bin ich nach meiner Ankunft auch sofort zu ihm. Kelii ist in einem

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