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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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Junge die höchste Quarantänestufe der Hansenschen Krankheit, doch ich bin mir sicher, Kelii würde die beiden nie alleine auf die Insel gehen lassen. Und wenn ihr kleiner Junge stirbt …«
    Johannes’ Stimme stockte, zu hart hatte ihn selber die Trauer getroffen, sowohl bei seiner kleinen Rosa als auch mit Elisas Fehlgeburt.
    Â»Ich hatte mich auf unseren Sohn gefreut … sehr sogar.«
    Unkontrolliert quollen die Tränen unter Elisas geschlossenen Lidern hervor, liefen über ihre Wangen und hinterließen feine Spuren in ihrem müden Gesicht. Eine endlose Weile lang hielten sie einander fest in ihrem Schmerz. Doch dann befreite Elisa sich aus seiner Umarmung.
    Â»Hilf mir, hilf mir jetzt dabei, Kelii und seine neue Familie zu retten. Ich muss nicht mehr mit ihm zusammen sein. Ich brauche weder Keliis Liebe noch seinen Schutz, doch wir sind auf Maui den Bund als Kahuna aus einer Wurzel eingegangen, als eine Seele in zwei Baumstämmen … Wenn er stirbt, kann auch ich nicht mehr lange leben. Versteh doch bitte, Kelii und ich bleiben eins, egal, ob er seine Frau hat und ich dich liebe. Wir sind ein ha. Daher kann ich nicht ohne ihn existieren … Ich bitte dich also, hilf mir!«
    Ihr Mund war wie eine offene, wunde Blüte. Eine Frau, für deren Schönheit Männer töten würden, dachte er, obwohl Elisa jetzt siebenunddreißig war. Doch all die Strapazen, die sie in den letzten Jahren durchstehen musste, hatten sie in seinen Augen nur noch schöner werden lassen.
    Es tat ihm weh, sie weinen zu sehen, doch er wusste, sein Mitgefühl konnte nicht helfen. Es gab nicht viel Hoffnung bei der Hansenschen Krankheit. Und obwohl der Doktor seine Untersuchungen noch nicht vollständig abgeschlossen hatte, stand zweifelsohne fest, dass alle drei infiziert waren, lediglich der Grad ihrer Erkrankung war unterschiedlich.
    Johannes trat an das riesige Fenster, das von der hohen Decke fast bis zum Boden reichte. Es war gen Osten auf den Hafen gerichtet, und die Morgensonne warf breite Strahlen auf den edlen Teppich aus chinesischer Seide, den Janson erst letzte Woche in seinem Kontor in Honolulu hatte auslegen lassen. Nach seiner erfolgreichen Geschäftsreise wollte er Johannes seine Dankbarkeit zeigen, auch weil Victoria in seiner Abwesenheit oft bei Johannes Familie wohnen durfte. Er ahnte nichts von der Affäre, die Johannes und Elisa nun seit längerer Zeit hatten, und das war gut so.
    Das Muster der Fenstersprossen, das sich durch die Sonne auf dem Teppich abzeichnete, hatte sich wie ein hartes Raster über Elisas Gestalt gelegt. Es ließ ihn an die Gefängnisstäbe denken, die seinen kranken Freund inzwischen seit elf Jahren von der Freiheit getrennt hatten, nur weil er eine Weiße liebte. Kelii tat ihm aufrichtig leid. Sein Freund hatte vor Jahren einen gravierenden Fehler begangen, nicht, indem er sich ausgerechnet in Elisa verliebte, denn dagegen konnte kein Mann etwas tun. Doch Kelii hatte nicht mehr von ihr lassen können, und Johannes war sicher, dass er Elisa insgeheim immer noch liebte, obwohl er stets das Gegenteil behauptet hatte.
    Johannes’ Blick blieb an einem Schiff hängen, das an diesem Morgen schwer beladen mit Waren und Passagieren den Hafen verließ, um nach Amerika zu fahren. Als er jung war, hatte er früh einen Vorsatz gefasst. Nie würde er einem Weibe untertan sein, es hatte keine Zukunft. Ein Mann sollte sich eine Frau wählen, die er beherrschen konnte und die im Ansehen unter ihm stand. Wie seine Leilani sollte sie vornehm sein, tugendhaft und rein, um den gemeinsamen Kindern ein Vorbild zu sein. Elisa war nichts von alledem, soweit Johannes das nach all den verrückten Jahren, in denen er sie zunächst als guter Freund begleitet hatte, beurteilen konnte. Dennoch war sie die spannendste Frau, die er kannte. Alles an ihr reizte ihn, auch im Bett war es mit ihr das Erleben von einer ihm unbekannten Nähe gewesen. Bei keiner seiner Unarten hatte sie nur mit der Wimper gezuckt, allerdings hatte sie ihm stets Grenzen gesetzt. Sie war keinem Mann untertan, und er hätte deshalb viel dafür gegeben, mit ihr einen gemeinsamen Sohn zu haben. Es wäre ein Prachtbursche geworden, mutig und wach, im Charakter ganz anders als sein Sohn Thomas. Mit demnächst siebzehn Jahren war sein Ältester immer noch sehr weich und kindlich, zudem hatte er es sich in den Kopf gesetzt, Orgelspieler oder sogar Pfarrer zu

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