Insel der schwarzen Perlen
sie scheiterte wie jedes Mal an ihrem Halbwissen. Leilani sprang ein, aber auch ihr Wissen klang wie ein Teil einer alten Familienfehde, deren Wurzeln niemand mehr so genau kannte.
Irgendwie ist er mit Elisa Vogel verwandt und denkt, er hat Anrecht auf ihr Erbe. Er will vor allem Land. Er hasst die Abkömmlinge der Aliâi in unserer Familie, besonders Keanu â¦
Mai suchte mit ihren Kindern und Enkeln mit Taschenlampen nach Sabji, doch der nächtliche Tropenwald hatte sie verschluckt. Maja ging währenddessen mit Leilani hinauf in ihr Zimmer, denn beide hatten sofort einen Verdacht. Hatte Sabji Majas Waffe abgefeuert? So war es, denn Diana fehlte an ihrer Bettseite. Seit sie mit Keanu oben im Haus schlief und Stefan unten, hatte sie sich sicherer gefühlt und daher länger nicht mehr in der Schublade nachgesehen.
Leilani war zum ersten Mal in ihrem Schlafzimmer und ging zu dem groÃen Familienbett, in dem auch ihr Baby schlafen sollte. Maja bemerkte, wie Leilanis Hände über den Quilt von Keanus Familie glitten. Mit traurigem Lächeln nahm sie Sabjis Kissen hoch.
»Das awapuhi -Kissen, du hast es von Sabji bekommen! Ich hatte es mir einmal zur Hochzeit gewünscht ⦠aber ich bin nicht wirklich awapuhi. Meine Familie ist eine sehr alte Aliâi Familie, einer der ersten Familien Hawaiis.«
Maja nickte, fühlte sich aber sofort wieder wie der unwillkommene Eindringling, der nichts als Unglück brachte.
Leilani erhob sich und ging zur Fliegengittertüre, die auf die Lanai führte. Keanu hatte ihre Schlafzimmerterrasse zum Meer als ein erweitertes Liebesnest bauen lassen. Von der breiten Doppelliege mit den tiefroten Polstern aus konnte man den Sternenhimmel und das Meer sehen, doch vom Garten aus hatte man keinen Einblick.
»Meine Güte, das ist ja wunderschön hier drauÃen ⦠und die kleine Sternenwiege!«
Gemeinsam standen sie auf der Terrasse und bewunderten die Wiege, die ebenfalls aus Keanus Familie kam und in der seit Generationen die Neugeborenen geschaukelt wurden. Keanu hatte sie frisch mit Kukuiöl eingelassen und sie deshalb nach drauÃen gestellt.
Leilani sah in den Himmel, und Maja hätte schwören können, dass sie in einem stillen Gebet ihre Lippen bewegte. Es war sicher nicht leicht für sie, hier zu sein. Sie begann zu sprechen, kaum hörbar, als hätte sie Sorge, Geheimnisse zu verraten, die noch mehr Unglück brachten.
»Sabji muss von seinem geplanten Besuch gewusst haben, oder aber sie hat es geahnt. Manchmal ahnt sie Dinge. Sie ist insgeheim Kahuna, durch ihr Blut. Wusstest du das?«
Maja wusste es nicht. »Und sie hat sich deshalb meine Waffe genommen? Woher wusste sie, wo ich sie aufbewahre?«
Doch als sie länger drüber sprachen, war es klar. An diesem Tag konnte sich Sabji die Waffe leicht genommen haben, denn alle hatten sich irgendwann die einzelnen Zimmer angesehen.
»Sabji will dich beschützen ⦠sie hat dich sehr gern, weiÃt du. Du bist ihr wichtig ⦠vielleicht braucht sie auch dein puâuwai, dein Herz â¦Â«
Maja begriff nicht ganz, was Leilani damit meinte, doch wahrscheinlich hing Sabji wegen ihrer Schwangerschaft an ihr und wollte sie deshalb beschützen.
Stefan und Keanu waren die Helden des Tages, als sie aus Lihue zurückkamen. Sie berichteten, der Haufischmann musste sofort operiert werden, würde den Bauchschuss aber mit hoher Wahrscheinlichkeit überleben.
Die Polizei kam, und alle wurden verhört â eine längere Prozedur, die wenig brachte. Niemand schien zu wissen, warum Sabji auf den Haifischmann geschossen hatte, nicht einmal ihre Schwester Mai.
Die Polizisten wussten über die Jahre, die Sabji im Gefängnis verbracht hatte, Bescheid und stuften sie als gefährlich ein, da sie die Waffe mitgenommen hatte, die offiziell Keanu gehörte. Er hatte einen Waffenschein, den er auch vorweisen konnte.
Die zwei Beamten kannten jedoch keinerlei Gnade, als Mai befürchtete, ihre Schwester würde sich eher umbringen, als noch einmal ins Gefängnis zurückzugehen.
Sie forderten einen Suchtrupp aus Lihue an, der Hunde mitbrachte. Auch ein Helikopter wurde angefordert, kreiste über der Na-Pali-Küste und leuchtete in den nächtlichen Tropenwald.
»Verdammt viel Aufwand für eine Frau von siebzig Jahren, die sonst keiner Fliege etwas zuleide tut â¦Â«, knurrte Mai den diensthabenden Beamten an, doch es
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