Insel der schwarzen Perlen
änderte nichts. Die Hunde bellten, die Polizisten zertraten mit ihren schweren Schuhen Majas Pflanzen im Garten, und der Suchhelikopter wirbelte jede Menge roten Erdstaub auf.
Nachdem Maja und Mai verhört worden waren, standen sie zusammen bei den Resten ihres Grillfeuers, überall war Asche, die Würstchen waren verkohlt.
»Warum hat Sabji sich meine Waffe geholt?«
»Meine Schwester ahnte, dass er heute kommen würde, um alles zu zerstören, was ihr euch hier aufbaut ⦠Er hasst unsere Seite des Klans seit Jahren ⦠Seit Keanu sich bei dem Roten Haus engagiert und du Elisas Geschichte erzählen willst, flammt die alte Glut der Fehde wieder auf. Er ist verdammt worden, weiÃt du ⦠so wie einst die Mai-Pake-Kranken aus unseren Klans verschwiegen wurden, so schwieg man auch ihn tot, weil er ein gewalttätiger Verbrecher war.«
Bei dieser Gelegenheit erfuhr Maja mehr über Sabjis Tochter. Schon seit Jahrzehnten wollte sie nichts mehr mit ihrer Mutter zu tun haben, mied Mai und den Rest ihrer mütterlichen Familie, denn sie hatte vor vielen Jahren den Haifischmann geheiratet. Maja war verblüfft.
»Ich dachte, der Haifischmann war mit einer Tante von Leilani verheiratet?«
Mai nickte, dann senkte sie bedauernd ihren Kopf und nannte das Bleichgesicht einen Herzensbrecher.
»Krankenschwestersyndrom, du weiÃt schon, oder? Manche Frauen sind einfach zu doof, um bis drei zu zählen. AuÃerdem sah er verdammt gut aus â¦Â«
Dann bat sie Maja, sich nicht zu viele Gedanken zu machen. Und wieder einmal beschlich Maja das Gefühl, ihr würde etwas vorenthalten.
Bis spät in der Nacht hörte Maja ihren Vater und Keanu unten reden, während sie sich oben hingelegt hatte. Stefan klopfte an ihre Tür, es war schon spät in der Nacht, er hatte Stethoskop und Blutdruckmessgerät dabei.
»Wollen wir mal sehen, wie das Baby und du den Schreck verkraftet habt?«
Ihre Werte waren in Ordnung, trotzdem war er besorgt, als Arzt â aber vor allem als guter Freund. Von Keanu hatte er auf der Fahrt mehr über die alte Familienfehde erfahren, die inzwischen ihren Weg in Keanus politische Aktivitäten gefunden hatte. Es gefiel ihm nicht.
»Normalerweise rate ich Frauen nicht dazu, sich so kurz vor der Entbindung ins Flugzeug zu setzen und um die halbe Welt zu fliegen â¦Â«
»Doch in meinem Fall möchtest du darauf bestehen?«
Maja bemühte sich um einen leichten Tonfall, aber er antwortete ihr nicht, denn er war noch nicht mit seiner Untersuchung fertig. Als Nächstes hörte er die Herztöne des Babys ab und lieà auch sie das Pochen hören.
»Dein Baby bekommt alles mit ⦠So ein Schreck wie heute ist nicht gut. Von Keanu weià ich, dass es so weitergehen könnte ⦠Der Haifischmann ist nicht der Einzige, dem dein Freund ein Dorn im Auge ist ⦠Vielleicht solltest du dein Baby in München bekommen.«
Maja konnte seine Sorge verstehen, da auch sie ein wenig aus dem Gleichgewicht war, allerdings hatte sie sich mit dem Gedanken an eine erneute Begegnung mit dem Haifischmann schon länger auseinandergesetzt.
»Du hast in allem recht. Aber wenn ich jetzt aufgebe und Keanu und diesen Ort verlasse, dann komme ich vielleicht nie wieder hierher zurück ⦠AuÃerdem ist der Haifischmann im Krankenhaus, bestimmt für länger â¦Â«
»Dennoch, Maja, es ist gefährlich und du lebst hier mitten in der Wildnis. AuÃerdem ist es Keanus Kampf gegen Windmühlen. Weder seine Fehde noch die politischen Aktivitäten dieser Königstreuen haben etwas mit dir zu tun. Sei mir nicht böse, Schatz, aber hier bist du mit dem Baby einfach nicht gut aufgehoben â¦Â«
Stefan hatte sie Schatz genannt, aus alter Gewohnheit. Kurz mussten sie beide grinsen. Ihre langjährige Beziehung stand im Raum wie ein ausrangiertes Möbelstück. Für das würdelose Ende, das Maja zu verantworten hatte, gab es keine wirkliche Entschuldigung, auÃer ihrer Feigheit. Sie hatte ihn belogen, betrogen und verlassen. Ein Haus, ein Kind, alles, was Maja mit Keanu lebte, hatte Stefan sich mit ihr gewünscht. Trotzdem war er hier und hatte sogar seine Rückreise verschoben, um bei der Geburt auf ihr Herz aufzupassen. Weil ihre Mutter es so wollte oder aber, weil er sie immer noch auf seine Weise liebte. Wie ein guter Arzt griff er jetzt nach ihrer Hand.
»Dein Baby muss im Vordergrund stehen
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