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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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Nanahoa. Du auch?«
    Â»Nein, Eli, deine Augen sind besser als meine …«
    Â»Ich sehe verschwommene Punkte, wie Wolken …«
    Amala kniff die Augen zusammen. Rechts neben sich hatte sie Gerd und links Emma, die beiden waren schon fast genauso groß wie sie und hatten eindeutig die besseren Augen. Amala seufzte theatralisch.
    Â»Ich werde alt … und bin wirklich langsam blind wie ein Hai … nur gut, dass ich ebenso stark bin!«
    Mit ihren kräftigen honigbraunen Armen drückte sie die Zwillinge an sich, bis sie keine Luft mehr bekamen.
    Â»Gnade, Gnade, lass uns los, Tutu Hai!«
    Elisa, die mit Eli neben dem Kutscher auf dem Bock saß, drehte sich um und musste lachen. Ihre Freundin, die Honolulu wegen des vielen Lärms und der knatternden Automobile nicht leiden konnte, hatte offensichtlich Vergnügen an ihrem Landausflug. Hinten auf dem Wagen ließ Amala mit Emma und Gerd die Füße baumeln und begann fröhlich ein Lied zu singen.
    Â»Kaule O Nanahoa hat besonders starkes mana! Makaio und Nalani waren schon mit meinen anderen Brüdern hier …«
    Auch Eli freute sich sichtlich. Seine wachen Augen waren auf die Felsen fixiert, und Elisa spürte seine wachsende Begeisterung, als er sich zu seinen Geschwistern umdrehte.
    Â»Es wird unserem Pa dabei helfen, wieder gesund zu werden, wenn wir dort für ihn beten. Wollt ihr das?«
    Gerd und Emma stimmten sofort begeistert ein, wie fast immer, wenn Eli etwas vorschlug. Immer noch sprach er fast täglich mit seinen Geschwistern über ihren Vater. Er war felsenfest davon überzeugt, dass Kelii eines Tages wieder in Freiheit mit ihnen leben würde.
    Eli war jetzt schon eine Führungspersönlichkeit mit Verantwortungsgefühl und klarem Verstand. Elisa war stolz, aber sie hatte auch Angst um ihn, seit es in den Bergen die Rebellenbewegung gab. Sollten Nalani und Makaio aufgeben müssen, wofür sie fast zwanzig Jahre gekämpft hatten, müssten Eli und seine Brüder für die Hawaiian Pineapple Company von James Dole arbeiten. Oder aber, wenn sie noch zorniger würden, könnten sie die neuen Fabrikgebäude eines Tages aus lauter Wut abfackeln.
    Der Pferdewagen kam nur langsam voran, doch auch Elisa spürte die Aufregung, als sie sich dem Heiligtum immer mehr näherten. Dann hielt der Kutscher das Pferdefuhrwerk an. Hier würde er mit dem Gepäck warten, während sie den Trampelpfad hochgingen, um das Heiligtum zu ehren.
    Kaule O Nanahoa bedeutet so viel wie Phallus-Felsen. Amala und Elisa konnten sich nach ihrem schnellen Blickwechsel ein Grinsen nicht verkneifen, als sie bei dem majestätischen Stein angekommen waren und Emma ihn ehrfürchtig berührte.
    Â»Ist der aber groß …«
    Der riesige Stein-Phallus war kein gerade in die Luft ragender hoher Felsen, wie Elisa ihn sich vorgestellt hatte, sondern er ragte schräg in die Luft und wirkte durch ausgeprägte steinerne Hoden reichlich beschwert. Der Ort vibrierte mit einer ungewöhnlichen Energie, die Elisa durch ihre Fußsohlen bis hinauf zu ihrem Scheitel spürte. Es kribbelte, als hätten sie Ameisen in ihren Blutbahnen, auch die Kinder kommentierten dieses eigenartige Gefühl.
    An dem Felsen selber lagen allerlei Opfergaben, vor allem Blumenkränze, teilweise schon verwelkt, zudem leis und die kunstvoll gefädelten Muschelketten aus Ni’ihau.
    Â»In jeder Muschel wohnt ein Gebet, nicht wahr, Ma?«
    Emma setzte sich nah neben Elisa, und für eine Weile sinnierten sie darüber, wo die Gebete wohnten und ob sie wirklich halfen, wenn man sich etwas nur fest genug wünschte.
    Â»Ich will auch eine Muschelkette machen, Ma. Ich will sie hierhin bringen und beten, dass Pa und Okelani wieder gesund werden … dann darf ich meinen Pa zum ersten Mal anfassen.«
    Elisa nickte, denn selbst bei den Besuchen der Kinder im Gefängnis hatten strenge Regeln gegolten.
    Â»Deinen Pa anzufassen, ist etwas ganz Besonderes, weißt du. Seine Haut ist immer warm, aber nie zu warm. Mit seinen Fingerspitzen kann er wunderschöne Geschichten erzählen …«
    Â»So … wie macht er denn das?«
    Gerd kam ebenfalls zu ihnen, und Eli und Amala gesellten sich dazu, um Elisas Worte zu hören.
    Â»Kelii und ich haben auf Maui eine Einweihung bekommen, die nur wenigen Kahuna geschenkt wird. Euer Pa kann Menschen mit der Berührung seiner Hände in eine andere Zeit schicken, in

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