Insel der schwarzen Perlen
inzwischen keine Trauer mehr.
»Komm, Elisa, das Leben wartet auf uns â¦Â«
In der Tram, die sie vom Washington Place zu dem neuen Tanzlokal brachte, herrschte Festtagsstimmung. WeiÃe Männer mit hawaiischen Schönheiten am Arm, Chinesen und Japaner mit ihren Auserwählten, sie alle hatten sich herausgeputzt, um an diesem Tag gemeinsam zu feiern.
Elisa lieà sich von der Stimmung mitreiÃen. Und als der Abend zur Nacht wurde, sie gegessen und getrunken hatte und weit über ihnen das Feuerwerk mit den Sternen konkurrierte, forderte Johannes sie zum Tanzen auf. Er beherrschte wie kein anderer die Tanzfläche, wie sie fand, denn er hatte ein natürliches Gefühl für Rhythmus, aber vor allem für Elisas Körper. Sie lieà sich in seinen Armen treiben. Wie viele andere verliebte Paare in dieser Nacht des vierten Juli waren auch sie erfüllt von der festlichen Stimmung. Feiern konnten sie, die amerikanischen Herrscher von Honolulu! An jedem ihrer herrschaftlichen Häuser hing demonstrativ ihre Flagge von Balustrade, Balkon oder Fenstersims. Um Mitternacht fuhr unter Böllerbeschuss eine Parade der neusten Automobile mit den Honoratioren Honolulus am Iolani-Palast vorüber.
In Elisa krampfte sich etwas zusammen. Es war beschämend, denn solch ein ostentativer Triumphzug musste eine tiefe Kränkung für Liliâuokalani sein. Doch auch viele Hawaiianer jubelten der Parade zu. Wie schnell sie doch vergessen, dachte Elisa. Dann stand etwas anderes im Vordergrund. Das wundervolle Gefühl der Geborgenheit in Johannes Armen erweckte ihre alte Sehnsucht.
Als sie gemeinsam den Weg nach Diamond Head entlang dem erloschenen Krater gingen, wurde es bereits hell. Elisas FüÃe taten vom vielen Tanzen weh, sodass sie ihre Schuhe in der Hand trug und barfuà ging. Sie fühlte sich beschwingt und heiter von den Stunden auf der Tanzfläche. Sie ahnten beide, was geschehen würde, sobald sie die Schwelle zu ihrem Liebesnest gemeinsam überschritten, doch weder er noch sie wollten darüber sprechen, denn vielleicht würde dann die Vernunft siegen und sie würden umkehren.
Als Johannes sie auszog, war es anders als in den letzten Jahren ihrer verbotenen Liebe. Er war jetzt frei. Als er begann, ihren Körper zu ertasten, sprach aus seinen Berührungen eine andere Achtsamkeit und seine Blicke waren beinahe scheu. Als würde er sie das erste Mal liebkosen, dachte Elisa, und wünschte sich einen Moment lang, eine Frau ohne Vergangenheit und ohne Bindungen zu sein. Noch einmal von vorne beginnen zu können.
Er verlangte nicht von ihr, sich auszuziehen und vor ihm auf und ab zu stolzieren, sondern suchte unter ihrem weiten Rock fast schüchtern nach Nischen, die ihr Vergnügen bereiteten. Sie liebkosten sich lange gegenseitig, bis sie vor lustvoller Hitze schlieÃlich selber ihr Oberteil aufriss, um seine Hände auch dort zu spüren. Sie begehrte ihn so sehr, dass sie vor ihm auf die Knie ging, um mit ihrer Zunge zu erforschen, was sie so lange missen musste. Doch als er sie rücklings aufs Bett legte und seinen Hunger an ihr stillen wollte, meinte sie einen zweiten Atem neben sich zu hören. Sie waren nicht wirklich allein.
Ihre Fingerkuppen spürten eine andere Haut, die ebenfalls mit ihrer verschmelzen wollte. Erschrocken dachte sie an Hokus Worte. Es war Keliis wütender Feueratem, weil er Elisa nicht nahe sein konnte, sondern Johannes seinen Platz an den Pforten ihrer Lust eingenommen hatte. Doch hatte nicht auch er eine andere Frau? Stillte Kelii seine Sehnsucht nicht an Okelani? Es sollte gleiches Recht für alle gelten, beschloss sie und schickte ihm eine Botschaft.
Wenn du wirklich bei mir sein willst, mein Liebster, so freu dich an mir.
Keliis Feueratem änderte nichts an ihrer Lust an diesem Morgen. Während unten in Honolulu das Krähen der Hähne bereits wieder verstummte und die Hütte am Krater sich in der glühenden Vormittagssonne in eine heiÃe Herdplatte verwandelte, war ihrer beider Lust unstillbar. Zu lange hatte Elisa verzichten müssen und genoss Johannesâ zügellosen Hunger mit jeder Pore.
Als sie nicht mehr konnte, er aber erneut nach ihren Rundungen griff, lachten sie beide befreit wie lang geknechtete Kinder, die endlich einmal Ferien hatten.
Bis zum Sonnenuntergang blieben sie zusammen, obwohl sie nur einen Krug mit Wasser in ihrer Kraterhütte fanden. Essen gab es nicht. Nach
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