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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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schon mal ein Kind mit Mai Pake gesehen? Sie macht vor keinem Halt, selbst der gute Pater Damian ist von innen verfault, es ist ein schrecklicher Tod.«
    Wieder einmal hatte der britische Doktor nicht ganz unrecht, doch Elisa war am Rande der Verzweiflung.
    Â»Ich weiß nicht einmal, ob Kelii in einer Isolierstation ist … Kann ich nicht zumindest mit den Ärzten auf der Insel sprechen?«
    Der Doktor sah sie mitfühlend an.
    Â»Unter bestimmten Umständen dürfen kranke Paare zusammenleben, wenn sie verheiratet sind, so wie Kelii und seine Frau … Und besondere Unterkunftsprivilegien gelten für kranke Paare, die Nachwuchs erwarten …«
    Elisa erstarrte. Als das Paar am Kalihi-Hospital abtransportiert wurde, hatte sie Okelani nichts angesehen.
    Â»Okelani ist erneut schwanger?«
    Â»So ist es. Es wird als göttliche Fügung verstanden. Den Paaren wird ein Schutzraum gegeben, da sie ihre Kinder auf Kalaupapa nicht behalten dürfen.«
    Jetzt mischte die entsetzte Amala sich ein.
    Â»Was soll das heißen?«
    Â»Die Kinder werden den Eltern gleich nach der Geburt weggenommen und nach Oahu gebracht, wo sie in einem speziellen Waisenhaus aufwachsen.«
    Amala brach in Wehgeschrei aus. »Meine arme kleine Okelani! Sie hat es kaum verkraftet, ihr Söhnchen verloren zu haben … Was für Unmenschen können so etwas tun?«
    Â»Es sind Schwestern eines Franziskanerordens, die sich um diese Kinder kümmern. Mutter Marianne ist ein Engel, und wenn mich nicht alles täuscht, kommt sie ursprünglich aus Deutschland … sie wird Ihnen sicher weiterhelfen. Ich werde Sie bitten zu Ihnen zu kommen, wenn ich sie sehe.«
    Damit verabschiedete sich der Doktor, doch nicht, ohne Elisa an ihr Versprechen zu erinnern.
    Â»Skizzen und Aquarelle, wenn es geht. Haben Sie das notwendige Werkzeug? Mit der Wahl der Pflanzen lasse ich Ihnen freie Hand.«
    Elisa hatte sich alles in Honolulu besorgt und schon einige Pflanzen gepresst. Da sie wieder warten musste, begann sie für den Doktor zu zeichnen. Eli und auch Emma und Gerd fanden ebenfalls Gefallen daran. Wenn sie abends genug im Meer getobt, geschwommen und frisch Gefischtes gegessen hatten, setzten sie sich auf die Felsen und skizzierten die Bucht.
    Eines Mittags stand der Kutscher vor ihrer Hütte. Neben ihm auf dem Kutschbock saß eine ältere fröhliche Nonne in vollem Ornat. Mutter Marianne sprach zwar Deutsch, genauer gesagt Hessisch, bevorzugte aber Englisch, das sie mit deutschem Akzent sprach. Erschöpft sah sie aus, weil sie einen Patienten in der Nacht zuvor in die Arme von Jesus begleitet hatte, wie sie es ausdrückte. Sie hätte keine einzige Stunde geschlafen. Emma sah fasziniert zu, wie die Nonne sich in ihre Hütte auf eins der Schlaflager legte und kurz darauf laut schnarchte.
    Als sie keine zwei Stunden später aufstand, war Mutter Marianne sichtlich erholt und bestand darauf, alleine mit Elisa am Meeresufer spazieren zu gehen. Leider hatte sie keine guten Nachrichten für Elisa, versuchte sich aber so taktvoll wie möglich auszudrücken.
    Â»Könnte es sein, dass Kelii im Moment keine Begegnung mit Ihnen wünscht … weil er Rücksicht nehmen will?«
    In dunklen Stunden hatte Elisa diesen Gedanken auch schon gehabt, weigerte sich aber, es zu glauben. Mutter Marianne legte ihre Hand fürsorglich auf ihre.
    Â»Es kommt öfter vor, wissen Sie, dass Männer in der Kolonie ein neues Leben beginnen. So eine Ehe wird nur zwischen Menschen geschlossen, die beide unheilbar krank sind. Wir sehen diese Ehen als etwas Gottgewolltes, selbst wenn sie meist nicht lange halten. Doch sollte in dieser Zeit ein Kind geboren werden, so wäre es schön, wenn dieses Kind nicht in unserem Waisenhaus, sondern mit seinen Geschwistern aufwachsen würde … darum hat Kelii mich gebeten.«
    Â»Das hat er Ihnen gesagt? Er will mich nicht sehen, aber ich soll … ich soll Okelanis Kind zu mir nehmen?«
    Â»Es wäre christlich. Es gibt finanzielle Unterstützung für dieses Kind aus einer neuen deutschen Stiftung. Sie hätten Anspruch darauf, Fräulein Vogel … Ihre Mutter hat dafür gesorgt. Sie müssen nur zustimmen. Das Kind könnte in Kürze eine Vollwaise sein. Dann hat es zumindest Halbgeschwister.«
    Elisa wurden die Knie schwach, wenn sie nur daran dachte, dass Kelii einer von diesen Männern sein könnte, die durch Mai Pake

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