Insel der schwarzen Perlen
hineinzustoÃen. Den Rest des Zaubers würde Hoku in Victorias Zimmer erledigen.
Die nächsten Tage spazierte das stolze Pfauenmännchen auffällig oft vor dem Zimmer der jungen Hausherrin auf und ab. Das bemerkte auch der britische Doktor, der zu Hilfe gerufen wurde, denn Victoria fieberte heftig. Leider war durch den Biss der Centipede so viel Gift in den jungen Körper gelangt, dass eine Blitzhochzeit nicht mehr nötig sein würde. Victoria würde nicht in Bälde Mutter werden. Nach sieben Tagen war das Fieber vorbei und das junge Fräulein wieder wohlauf.
Der Pfau folgte ihr noch bis zu ihrem Pferd. Victoria war eine hervorragende Reiterin, doch später in ihrem Leben wusste sie nicht mehr, warum sie ausgerechnet an diesem Tag bis nach Lihue in die Kirche ritt. Nach ihrem Dankesgebet für ihre Genesung suchte sie den Pfarrer und bat darum, Nonne werden zu dürfen. Sie erinnerte sich auch im Alter noch an diesen schönen Pfau, der vor der Kirche im Baum saà und triumphierend schrie, als Victoria ihr Pferd wieder bestieg. Noch nie hatte dort ein Pfau gesessen, und Victoria interpretierte sein Erscheinen als ein göttliches Zeichen für ihre Berufung zur Franziskanernonne.
Elisa war erschöpft, nachdem sie den Zauber mit Hoku hinter sich gebracht hatte, aber sie war immer noch nicht überzeugt von der Einstellung ihrer Lehrerin zur Religion.
»Ich will beides, Hoku! So wie ich beide Heilkünste anwenden möchte, so will ich auch die Religionen vereinen ⦠Selbst wenn im Moment dunkle Mächte kämpfen, so muss es nicht für immer sein ⦠ewig ist nur die göttliche Liebe«
Hoku schüttelte energisch ihren Kopf über diesen Unsinn.
»Die Kinder der Kindeskinder ⦠sie werden nicht schlauer sein, als wir es heute sind, Elisa, weil es nicht geht. Unsere Inseln sind vor so langer Zeit entstanden, doch unsere Götter altern nicht. Sie sind in jedem Stein, in jeder Pflanze und in jedem Tropfen Wasser ⦠und sie kämpfen. Ohne das Dunkle kann es auch kein Licht geben.«
Wieder zurück in Honolulu führte einer ihrer ersten Wege Elisa in das Kalihi-Hospital. Dort erkundigte sie sich bei der streng aussehenden Schwester nach ihrer Besuchererlaubnis für die Leprakolonie. Doch es war keine Erlaubnis unter ihrem Namen zu finden, wie sie schnippisch mitgeteilt bekam.
»Sie müsste von Professor Heinrich Janson ausgestellt worden sein, ich hatte beim letzten Krankentransport darum gebeten.«
Nicht einmal eine Nachricht lag dort für Elisa, an diesem Tag nicht und nicht in den folgenden Tagen. Immer wieder wurde sie vertröstet, und es vergingen Wochen, in denen Elisa immer unruhiger wurde.
Eines Abends stand Johannes plötzlich unangemeldet in Elisas Schreibstube in der Residenz der Königin.
»Warum meidest du mich?«
Sie wusste, warum er gekommen war, denn auch sie hatte ihn schmerzlich vermisst, doch beide Männer gleichzeitig zu lieben, bereitete ihr nach dem Besuch bei Hoku Gewissenskonflikte, zudem sie nicht genau wusste, inwiefern Johannes in die dunklen Machenschaften des Gouverneurs eingeweiht war. Gerade deshalb versuchte sie jetzt, diplomatisch zu sein und ihn nicht zu verärgern.
»Ich mache mir Sorgen um Kelii, und ich muss ihn sehen. Wir beide ⦠ich weià es nicht, Johannes. Kelii ist in meinem Herzen â¦Â«
»Dort wird er auch für immer bleiben, dennoch will er dich nicht sehen. Er hat seine neue Frau, Elisa, akzeptiere es endlich und komme zurück ins Leben. Es ist Wochenende, und sogar Liliâuokalani hat heute etwas vor. Du kannst nicht die Einzige sein, die hier im Büro versauert, während alle anderen feiern! Heute ist der vierte Juli, die Amerikaner feiern ihren Unabhängigkeitstag.«
»GroÃartig! Und was sollen wir feiern?«
Elisa war noch weit entfernt davon, sich über einen amerikanischen Feiertag zu freuen, dennoch hatte Johannes recht. Elisa war die Letzte im Büro und ohnehin im Begriff zu gehen. Mit seinem unwiderstehlichen Lächeln hielt er ihr Hut und Umschlagtuch hin.
»Komm, ich führe dich zum Abendessen aus ⦠Downtown soll es ein neues Restaurant geben, in dem man sogar tanzen kann. Von dort aus kann man das Feuerwerk sehen.«
Seine sehnsuchtsvollen Augen waren eine einzige Einladung. Elisa fiel wieder einmal auf, wie gut er immer noch aussah. Leilanis Tod schien er halbwegs verkraftet zu haben, denn er trug
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