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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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ihre Erinnerung und in ihre Zukunft oder in den großen Geist ihrer aumakua …«
    Â»Und was soll das bringen?«
    Gerd unterschied sich so sehr von Emma, dass Elisa oft über ihren Deutschen, wie sie ihren Sohn insgeheim nannte, lachen musste. Auch jetzt stand er mit gespreizten Beinen, die Hände in die Hüften gestemmt vor seiner dunkleren Schwester.
    Â»Was hat Pa von solchen Händen, wenn er es nicht einmal schafft, für eine Weile bei uns zu leben …?«
    Das Leid von Gerds zwölfjähriger Jungenseele war groß, das wusste Elisa schon länger. Er vermisste seinen Vater sehr, aber selbst als kleines Kind ließ er sich nur selten von Elisa oder Amala trösten. Nur Eli durfte seinen kleinen Krieger-Bruder ab und zu in die Arme nehmen, wenn er von einem Baum gefallen war oder sich irgendwo verletzt hatte. Alles andere war Weiberkram.
    Â»Komm, Gerd, hier ist etwas, das dich interessiert …«
    Amala zwinkerte Elisa zu, und die anderen folgten ihr durch eine Gruppe Findlinge, die mit hellem Steinmoos bewachsen waren. Danach kam ein kleinerer Stein, wie ein weiblicher Schoß geformt. Auch hier lagen Blumenkränze, Muschelketten und geschnitzte Kinderfiguren aus Knochen oder Holz. Elisa legte Hokus Stein mit einem Gebet dazu.
    Â»Dieser Stein ist die Frau von Nanahoa . Er ist der Göttin Kawahuna geweiht. Frauen kommen hierher, wenn sie sich ein Baby wünschen … aber auch, wenn sie Heilung brauchen.«
    Emma begann sofort zu beten, doch Gerd schien mehr oder weniger desinteressiert. Da legte Eli ihm seinen brüderlichen Arm um die Schultern.
    Â»Weißt du, Krieger, es heißt in der Legende, der Nanahoa-Felsen bleibt nur so lange ein aufrecht stehendes Heiligtum für das männliche mana, solange auch dem weiblichen Stein hier Blumen und Muscheln gebracht werden …«
    Gerd sagte nichts, doch Elisa beobachte, wie es in ihm arbeitete. Eli zeigte bereits ein lebhaftes Interesse an Mädchen und träumte davon, eine Freundin zu haben.
    Als Eli neben Emma bei Kawahunas Stein niederkniete und ebenfalls betete, ließ sich auch Gerd dazu herab.
    Als sie zurückgingen, lag der Ozean in der Abendsonne zu ihrer Linken. Zu ihrer Rechten ragte aus der wild zerklüfteten Steilküste die Peninsula Kalaupapa hervor.
    Dort unten wusste Elisa ihren Kelii. Sie war sicher, dass auch er ihr Kommen spürte, denn sie hörte das Schreien eines Iwa in den Felsen und kurz darauf schlugen ein paar schwarze Schwingen dicht neben ihnen.
    Der Tag ihrer Ankunft auf Molokai war wundervoll. Nachdem sie ihre einfache Kate bezogen und sich für den längeren Besuch häuslich eingerichtet hatten, liefen sie am Strand entlang. In der beginnenden Nacht ging der Mond groß und voll am Himmel auf. Eli entdeckte am anderen Ende der Bucht ein Feuer, und sie gingen bis zu einer Fischerhütte, vor der eine Mutter mit ihren kleinen Kindern den Fang des Vaters grillte, während die Größeren mit dem Fischer die Netze ordneten.
    Eli und Gerd halfen mit und bekamen im Gegenzug gebratene Fische am Feuer.
    Auf dem Rückweg zu ihrer Hütte sangen sie gut gelaunt Lieder, bis Emma stehen blieb, weil sie vor Müdigkeit keinen Schritt mehr gehen konnte. Eli nahm seine Schwester Huckepack, obwohl sie dafür schon viel zu schwer war.
    Im letzten Licht des untergehenden Mondes schlief auch Elisa voller aufgeregter Hoffnung ein. Am folgenden Tag, nachdem sie in der Morgendämmerung ein Bad in den Wellen genossen hatte, brach sie alleine nach Kalaupapa auf.
    Den ganzen Fußmarsch bis zur Steilküste schmiedete sie Pläne. Sobald sie Kelii und Okelani gefunden hatte, wollte sie mit dem Stab der neuen Ärzte in der Lepraforschung sprechen. Sie hatte mehrere Empfehlungsschreiben dabei, unter anderem eines von Lili’uokalani. Aber auch der britische Doktor, der Kalaupapa regelmäßig zu Forschungszwecken besuchte, hatte sich zu wohlwollenden Zeilen überreden lassen. Er war zwar immer noch weit davon entfernt, einen gemeinsamen Heilungsweg mit einer Kahuna nur in Erwägung zu ziehen, jedoch versprach er sich etwas anderes von Elisa. Neue Erkenntnisse in der Botanik, zusätzliche mögliche Pflanzenheilmittel waren gefragt.
    Er wollte bei seiner Rückkehr nach London in einigen Jahren von den dortigen Kollegen mit offenen Armen empfangen werden. Daher schadete es nicht, schon im Vorfeld bei der Royal Society of Medicine ein wenig Aufsehen zu

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