Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
Vom Netzwerk:
erregen. Bevor er ein Schiff nach Europa besteigen würde, das hatte Elisa ihm versprechen müssen, würde sie ihm eine Reihe Pflanzenskizzen sowie fünf Aquarelle liefern. Im Gegenzug würde er sie bei all ihren Anliegen in Kalaupapa unterstützen. Sogar die Möglichkeit eines längeren Aufenthalts in der bewachten Leprakolonie hatte Elisa durch die Fürsprache bei den Behörden in Honolulu durchsetzen können. Als eine kokua, eine Helferin, könnte sie in einem abgelegenen Teil der Leprakolonie wohnen und sogar im Forschungszentrum als Sekretärin Unterhalt verdienen. Noch hatte Elisa nicht einmal Amala von dieser Möglichkeit berichtet, denn Kinder unter sechzehn waren auf Kalaupapa nicht erlaubt. Gerd und Emma müssten dann bei Amala bleiben.
    Elisa hoffte, sie würden ihren Vater zumindest bei diesem Ferienaufenthalt aus der Ferne sehen können, doch sie wusste es nicht. Nach den Ferien würden sie zunächst gemeinsam nach Honolulu zurückkehren, denn die Kinder mussten dort weiter zur Schule gehen. Vielleicht würde Elisa danach nach Molokai zurückkehren, um länger in Kalaupapa zu bleiben, vielleicht auch nicht. Es hing von Kelii ab.
    Sobald Elisa sich dem Abstieg nach Kalaupapa näherte, sah sie eine Gruppe aufgebracht diskutierender Menschen neben den Maultieren mit den Lasten für die Leprakranken. Elisas Pakete mit den Tauschwaren für Kelii und Okelani waren dabei. Von ihrem gestrigen Kutscher sollten die Tiere auf dem steilen Felsstieg ins Tal geführt werden, einige von ihnen waren auch für Besucher gesattelt. Zwar war der Abstieg zu Fuß zu schaffen, wie sie erfahren hatte, doch die Felsküste war sehr steil und ein Ritt auf dem Maultier kostete nicht viel. Elisa hatte gestern ein Maultier für sich reserviert.
    Als sie näher kam, verstand sie die Worte der wütenden Wartenden und sah die beiden Polizisten, die den Weg versperrten. An diesem Tag würde es keinen Abstieg für Mensch und Muli nach Kalaupapa geben, auch nicht am nächsten oder übernächsten. Es hätte in der Kolonie einen Vorfall gegeben, mehr durften die Polizisten nicht sagen. Elisa musste umkehren.
    Einige Tage später, Elisa konnte immer noch nicht nach Kalaupapa, waren ihre Geschenkpakete verschwunden. Auf der kleinen Polizeistation am Hafen traf die deutlich irritierte Elisa und eine noch wütendere Amala den britischen Doktor. Er war bereit, den Frauen zumindest mehr über den beunruhigende Vorfall in der Kolonie zu berichteten.
    Â»Fünf höchstansteckende Kranke, darunter auch eine Frau, sind aus der Isolierstation getürmt. Mit der Unterstützung von unbekannten Helfern sind sie über den Steig in den Klippen ins Innere der Insel geflohen, das vermutet zumindest die Polizei.«
    Der Doktor sah sie prüfend an.
    Â»Sie haben nicht zufällig etwas damit zu tun, oder?«
    Â»Nur wenn Kelii unter den Männern gewesen wäre, dann aber würde ich etwas damit zu tun haben wollen. Die Männer wären dann unter meinem Rock versteckt, die Frau natürlich auch … Wollen Sie nachsehen?«
    Der Doktor verzog seine Mundwinkel keinen Millimeter.
    Â»Humor ist nicht gerade Ihre Stärke, Fräulein Vogel.«
    Â»Verzeihen Sie, Herr Doktor, aber uns ist nicht nach Lachen zumute. Es sieht so aus, als hätten diese Entflohenen unsere Pakete gestohlen!«
    Er fuhr damit fort, dass die Entflohenen sich wohl noch auf Molokai verstecken würden oder aber als blinde Passagiere auf dem ersten auslaufenden Schiff nach Maui unterwegs seien.
    Â»Auch das wäre besorgniserregend, da Maui bis jetzt die niedrigste Anzahl an Infizierten aufweist.«
    Â»Nicht auszudenken, wenn die armen, armen Hawaiianer dort ebenfalls Mai Pake bekämen …«
    Amala blitzte Doktor Wellington kämpferisch an, doch er ging nicht weiter darauf ein. Er wies Elisa jedoch darauf hin, dass die Quarantänebedingungen seit der Ankunft des deutschen Professors Heinrich Janson erheblich verschärft worden seien.
    Â»Einige Patienten leben jetzt in permanenter Isolation in winzigen Verschlägen, während man täglich allerlei Tests an ihnen durchführt.«
    Â»Das ist ja schrecklich … muss das sein?«
    Â»Natürlich müssen diese Tests sein, denn noch gibt es kein Medikament. Unsere Royal Society of Medicine erforscht die Hansensche Krankheit schon seit Jahren. Wollen Sie, dass Ihre Kinder sich anstecken? Haben Sie

Weitere Kostenlose Bücher